Slowakei: Priester soll Elfjährige missbraucht haben

Ein katholischer Pfarrer aus der Westslowakei wird von der Polizei beschuldigt, ein heute 13-jähriges Mädchen aus seiner Pfarrgemeinde sexuell missbraucht zu haben. Zur Tatzeit war das Opfer erst elf Jahre alt.

Nach zahlreichen ähnlichen Vorfällen in anderen Ländern wird jetzt auch die slowakische Öffentlichkeit zum ersten Mal von einem schockierenden Missbrauchskandal in der römisch-katholischen Kirche des Landes erschüttert. Ein 47-jähriger Geistlicher aus dem Kreis Nitra wurde von Polizeiermittlern bereits vor zwei Wochen des sexuellen Missbrauchs eines heute 13-jährigen Mädchens beschuldigt

Der Skandal ist erst jetzt ans Licht der Öffentlichkeit gelangt, das Nachrichtenportal cas.sk machte auf den Fall aufmerksam. Die Schülerin soll von dem Pfarrer von November 2011 bis August 2012 mehrmals missbraucht worden sein. Der Priester hat das Kind den Berichten zufolge wiederholt mit SMS-Nachrichten in die Kirche oder ins Pfarrhaus gelockt, wo er es anschließend geküsst und im Intimbereich berührt haben soll.

Polizei schweigt

Da es sich um einen äußerst heiklen Fall handelt, will die Polizei vorerst keine Einzelheiten veröffentlichen. Laut Informationen aus dem Ermittlerumfeld soll aber der Geistliche bereits „Gefühle“ für die Schülerin gestanden haben. Er bestätigte auch, ihr Liebesbotschaften per SMS geschickt und sie ab und zu gestreichelt zu haben, wie ortsansässige Medien berichten. Dem Pfarrer drohen im Falle einer Verurteilung wegen Missbrauchs bis zu zehn Jahre Haft.

Experten meinen, dass dieser Fall zwar als erster seiner Art veröffentlicht wurde und für einen Skandal sorgte, dabei dürfte er aber nicht der einzige seiner Art im Land sein. Er sei wohl „nur die Spitze des Eisberges“, denn ähnliche Übergriffe würden traditionell aus Angst und Scham vertuscht, wobei vor allem in der Region „ein Pfarrer oft immer noch eine unantastbare Person ist“, erklärte die Soziologin Silvia Porubanova gegenüber der Tageszeitung „Pravda“.

Bischofskonferenz verspricht „Null-Toleranz“

Die Slowakische Bischofskonferenz (KBS) drückte ihr tiefes Bedauern aus, entschuldigte sich vorerst aber nicht. Sollten sich die Anschuldigungen als wahr erweisen, sei es zunächst notwendig, dem Opfer zu helfen. In derartigen Fällen gelte bei der KBS Null-Toleranz gegenüber den Tätern, unterstrich ein Sprecher. Die Stellungnahme wird als sehr hart gedeutet.

Der Großteil der Slowakinnen und Slowaken ist Mitglied der römisch-katholischen Kirche. Im vergangenen Jahr waren viele Gläubige von der bis heute schleierhaften Abberufung des äußerst beliebten Erzbischofs von Trnava, Robert Bezak, durch den Vatikan erschüttert worden.

APA