Malaysia: Gericht bestätigt „Allah“-Verbot für Christen

Ein Gericht in Kuala Lumpur hat Malaysias Christen das Recht abgesprochen, in der Landessprache „Gott“ mit „Allah“ zu übersetzen. Es sei kein „integraler Bestandteil des Glaubens und der Praxis der Christen“, hieß es.

Somit stelle ein „Allah“-Verbot „keine wie auch immer geartete Beschränkung von Verfassungsrechten dar“, befanden die Richter in ihrem am Montag mündlich verkündeten Urteil. Zudem sei die Bewahrung von „Frieden und Harmonie“ im Staat ein höheres Gut als die Rechte von religiösen Minderheiten. Der Gebrauch des Begriffs „Allah“ durch Christen löse jedoch unter den Muslimen „Konfusion“ aus und gefährde so den Verfassungsgrundsatz der Harmonie.

Die Kirchen Malaysias reagierten entsetzt auf das Berufungsurteil: „Wir sind enttäuscht und geschockt“, sagte Pater Lawrence Andrew unmittelbar nach der Urteilsverkündung gegenüber der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Andrew ist Chefredakteur der katholischen Wochenzeitschrift „The Herald“, die gegen das vom Innenministerium verhängte „Allah“-Verbot für ihre malaiische Ausgabe geklagt und den Prozess Ende 2009 zunächst gewonnen hatte.

Kirche will nicht aufgeben

Das Innenministerium legte damals Berufung gegen das Urteil ein. Die Kirche wird nun aller Voraussicht nach den Fall vor ein Bundesgericht bringen. Beng Kong Tan, Exekutivsekretär des Kirchendachverbands „Christliche Föderation von Malaysia (CFM)“, kritisierte, das Urteil gehe weit über die eigentliche Klage des Herald hinaus.

„Das kommt einer generellen Einschränkung der in der Verfassung garantierten Rechte von Minderheitsreligionen gleich“, sagte Tan. Die Kirche habe mit ihrer Klage lediglich das Recht des Innenministeriums auf den juristischen Prüfstand gestellt, Publikationen bestimmte Inhalte zu untersagen.

Kritiker sehen „populistisches“ Urteil

Als „Rückschlag für die Glaubensfreiheit und für den Dialog der Religionen“ hat die im deutschen Göttingen beheimatete Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Montag das Urteil bezeichnet. Eine in Malaysia seit über 400 Jahre alte Tradition zu verbieten sei „populistisch und grenzt Christen und andere religiöse Minderheiten in dem überwiegend muslimischen Land aus“, so GfbV-Asienreferent Ulrich Delius.

Die Befürworter der Entscheidung würden „Misstrauen und Konflikte zwischen den Religionen“ schüren und den Eindruck erwecken, Christen wollten mit dem Wort „Allah“ die Missionierung und Konvertierung von Muslimen zum christlichen Glauben vorantreiben, so Delius. Dabei sei in Malaysia ohnehin jede Form von Missionierung von Muslimen durch Nicht-Muslime strikt gesetzlich verboten.

Konservative Muslime jubeln

Konservative Muslime begrüßten indes vor dem Gerichtsgebäude das Urteil mit Jubel. Ibrahim Ali, Präsident der radikalislamischen Organisation Perkasa sagte gegenüber der KNA: „Wir haben erfolgreich den Namen Allah zurückerobert.“

Etwa 60 Prozent der 28 Millionen Einwohner Malaysias sind Malaien, die laut Verfassung dem Islam angehören müssen. Im heutigen Malaysia ist „Allah“ seit der vor über 400 Jahren veröffentlichten ersten malaiischen Bibelübersetzung das gebräuchliche Wort für Gott.

KAP

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