Prager Weihbischof verteidigt Ex-Erzbischof Bezak

Der Prager Weihbischof Vaclav Maly hat sich hinter den im Vorjahr unter nach wie vor ungeklärten Umständen abgesetzten Erzbischof der slowakischen Erzdiözese Trnava, Robert Bezak, gestellt.

In der Pressburger Tageszeitung „SME“ bezeichnete Maly Bezak als „einen, dem es nicht um die Macht ging und der sich bemühte zur Kenntnis zu nehmen, dass es in der slowakischen Gesellschaft unterschiedliche Denkströmungen und Gruppen gibt“. Die Gründe für Bezaks Absetzung seien ihm „wirklich nicht“ bekannt, gab der Prager Bischof an.

Ähnlich wie Papst Franziskus habe auch Bezak es verstanden, die Massen „aus seiner christlichen Überzeugung heraus anzusprechen“, erklärte Maly. Er sei dabei ohne „Kirchensprache“, die heute „von der Mehrheit der Menschen nicht verstanden“ werde, ausgekommen, wie er selbst bei einem gemeinsamen öffentlichen Auftritt beim Popfestival in Pohoda festgestellt habe, so der Prager Weihbischof.

Kritik an slowakischem Episkopat

Kritk äußerte Maly am Verhalten der slowakischen Bischöfe in der Causa: Zwar gebe es im Leben der Kirche „Angelegenheiten, die der gewöhnliche Gläubige nicht wissen soll“, doch sollten die Bischöfe nicht den „Kopf in den Sand stecken“, sondern sich lieber um Kommunikation bemühen.

Es sei heute wichtig, die Medien als Instrumente anzunehmen statt „immer nur die Feinde zu sehen“. Freilich sei das aber im hochgradig atheistischen Tschechien leichter, da die Kirche aufgrund ihrer Minderheitsposition sehr bescheiden sein und ihre Sendung eher als Angebot auffassen müsse.

„Biotop ohne Tabus“

Maly teilt in dem Interview auch seine Einschätzung des bisherigen Pontifikats von Papst Franziskus mit. Nach einem „sehr guten“ Start müsse man nun sehen, „in welchem Ausmaß die vernünftige, gesunde Dezentralisierung“ gelingen werde, so Maly.

Maßstab für die weitere Bewertung des Pontifikats sei für ihn auch, „in welchem Ausmaß aus der Kirche ein Biotop wird, in dem es keine Tabus gibt und wo die Verfolgung von Menschen aufhört, etwa von Theologen, die strittige Lösungen entwerfen“.

Bezak-Absetzung nach wie vor ein Rätsel

Robert Bezak, Jahrgang 1960, war im Juli 2012 von Papst Benedikt XVI. von seinem Amt als Erzbischof von Trnava enthoben worden. Die Hintergründe der Abberufung sind weiterhin unklar.

Vermutet wird ein Zusammenhang mit der finanziellen Gebarung der Erzdiözese, den Vorwürfen von Bezak gegen seinen Amtsvorgänger Jan Sokol und dessen Umgang mit den Diözesanfinanzen sowie einer Anfang 2012 erfolgten Apostolische Visitation. Im Oktober kündigte der dem Redemptoristenorden angehörende Ex-Erzbischof an, für ein Jahr nach Italien und anschließend nach England gehen zu wollen, um später vielleicht wieder in seine Heimat zurückzukehren.

KAP/religion.ORF.at

Mehr dazu: