D: Thierse fordert mehr Demokratie von Bischöfen

Der ehemalige deutsche Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat die Deutsche Bischofskonferenz aufgefordert, den vatikanischen Fragebogen zu Familienthemen an das Kirchenvolk weiterzugeben.

Die Vertrauenskrise in der katholischen Kirche könne nur auf diese Weise beendet werden, sagte Thierse in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Wir haben in der Kirche das Prinzip der Repräsentation, genau wie in der Politik“, so der ehemalige Bundestagspräsident. „Aber ich wiederhole meine Aufforderung an die Bischöfe, dieses Prinzip auch zu nutzen und eine repräsentative Meinung abzubilden, anstatt einfach selbst die Fragen zu beantworten – damit bei den normalen Katholiken nicht noch mehr Misstrauen entsteht.“

„Dramatische Differenz“

Thierse empfindet eine „dramatische Differenz zwischen der Lebenspraxis vieler Katholiken und der kirchlichen Lehre, etwa zur Empfängnisverhütung oder zur Homosexualität. Pastorale Freundlichkeit reicht da nicht“. Es sei notwendig, demokratische Strukturen in der Kirche weiter zu fördern: „Ich wünsche mir, dass die gestärkt werden und dass meine Kirche künftig weniger monarchische geprägt ist als bisher. Ich wünsche mir, dass meine Bischöfe tatsächlich die Laien befragen, denn um sie geht es.“

Derzeit lässt Papst Franziskus einen Fragebogen an Diözesen in aller Welt verschicken, in dem sich Bischöfe über die Kirche und Themen wie Ehe, Familie und Sexualität äußern sollen. Wolfgang Thierse ist langjähriges Mitglied des Zentralkomitees deutscher Katholiken und Befürworter von Reformen in der katholischen Kirche.

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