Laien kritisieren Salzburger Dreiervorschlag

Während die Reaktionen der reformorientierten katholischen Organisationen Österreich zum neuen Erzbischof von Salzburg verhalten ausfallen, wird der Dreiervorschlag aus Rom heftig kritisiert.

Franz Lackner, der neue Erzbischof von Salzburg, ist für Hans Peter Hurka, den Vorsitzenden der Plattform Wir sind Kirche, „einer aus dem System“ und „einer, der gelernt hat, zu gehorchen“. Weder in die eine noch in die andere kirchenpolitische Richtung habe der bisherige Weihbischof in Graz in der Vergangenheit Profil erkennen lassen. „Diese Ernennung ist keine Katastrophe, aber von diesem Erzbischof ist auch nicht Neues zu erwarten, was allerdings dringend notwendig wäre“, so Hurka gegenüber religion.ORF.at.

Hans Peter Hurka

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Hans Peter Hurka

Sehr kritisch sieht Wir sind Kirche allerdings den Dreiervorschlag aus Rom, aus dem Lackner vom Salzburger Domkapitel gewählt wurde. Neben dem künftigen Erzbischof enthielt der Vorschlag die Namen des Salzburger Weihbischofs Andreas Laun und des Rektors der Theologischen Hochschule Heiligenkreuz, Karl Wallner - beide gelten als konservativ.

Lackner „das kleinere Übel“

„Wenn diese Liste wirklich stimmt, dann ist Lackner definitiv das kleinere Übel“, so Hurka dazu. Als er die drei Namen gehört habe, sei er sehr enttäuscht gewesen: „Ich hätte mir unter Franziskus andere Namen erwartet.“ Allerdings, hält Hurka fest, gehe er davon aus, dass nicht Franziskus persönlich für den Dreiervorschlag verantwortlich sei, sondern dass dieser schon während des Pontifikats Benedikts XVI. „irgendwo in einer Schublade gelegen sei und jetzt wieder hervorgeholt wurde“.

Er wolle Laun und Wallner zwar nicht schlecht machen, so Hurka, allerdings seien sie beide keine Menschen, von denen man Antworten auf die großen Fragen des 21. Jahrhunderts erwarten könne.

Hurka nimmt auch den Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, in Schutz. Der Nuntius hat unter anderem die Aufgabe, regelmäßig Listen mit bischofstauglichen Priestern nach Rom zu schicken und spielt damit bei Bischofsernennungen eine wichtige Rolle. „Ich glaube nicht, dass der Nuntius diese Namen nach Rom gemeldet hat“, so Hurka. „Ich nehme ihm ab, dass er die Wünsche der Menschen mit einbezieht.“

Margit Hauft

APA/Hebert Pfarrhofer

Margit Hauft

Laieninitiative fordert Transparenz

Auch Margit Hauft, Obfrau der Laieninitiatve und ehemalige Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, glaubt, dass der Dreiervorschlag in Rom entstanden ist. „Ich habe Nuntius Zurbriggen in zahlreichen Gesprächen als einen Mann kennengelernt, der das Ohr beim Volk hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er diese Namen forciert hat“, so Hauft im Gespräch mit religion.ORF.at.

Generell ist die Bestellung des Erzbischofs von Salzburg für die Obfrau der Laieninitiative ein „weiterer Beweis dafür, dass diese Ernennungsvorgänge sehr problematisch sind und viel transparenter gestaltet werden müssten“. „Nicht nur ich, sondern auch viele andere fragen sich, wo diese Namen hergekommen sind und warum hier überhaupt nicht darauf gehört wird, was das Kirchenvolk sich wünscht.“

Immerhin - mit einem Erzbischof Lackner scheint Hauft nicht unzufrieden zu sein: Sie habe ihn als Jugend- und Sportbischof als gesprächsbereiten Menschen erlebt und wünsche sich, dass er das auch gegenüber den Reformorganisationen in der katholischen Kirche Österreichs sein werde. Ob er selbst Akzente in diese Richtung setzen werde, könne sie aber nicht beurteilen. „Ich würde mir vom neuen Erzbischof, der ja großer Fußballfan ist, durchaus Stürmerqualitäten wünschen, nicht nur Verteidigerqualitäten.“

Michael Weiß, religion.ORF.at

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