„Religions for Peace“ mobilisieren für Menschenwürde

Am Freitag ging die Weltversammlung von „Religions for Peace“ in Wien zu Ende. Mehr als 600 Religionsvertreter aus der ganzen Welt nahmen an der dreitägigen Veranstaltung teil.

Von Mittwoch bis Freitag tagte die neunte „Religions for Peace“-Weltversammlung in Wien. Mehrere Hundert Angehörige verschiedener Religionen - Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, Angehörige von Hindu-Religionen und so genannten Stammes- oder Naturreligionen - nahmen teil. Motto des dreitägigen Großevents im Wiener Hotel „Hilton“ war „Welcome the Other“ (Den Anderen willkommen heissen). Zentrales Thema war Konfliktvermeidung und Konfliktheilung.

Papst Franziskus hatte den Teilnehmern in einer Botschaft, die zur Eröffnung am Mittwoch verlesen wurde, „ein Übermaß an Kräften“, um den Friedensauftrag der Religionen zu erkennen und zu verwirklichen, gewünscht.

Kardinal: Warnung vor „pseudodemokratischer Sicht“

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen zwischen Christen und Muslimen in Afrika warnte der nigerianische Kardinal John Onaiyekan am Donnerstag bei der Tagung vor einer pseudodemokratischen Sicht über angebliche Mehrheits-Vorrechte. Wesentliche Bausteine für Demokratie, Frieden und Gerechtigkeit seien vielmehr der Schutz der Minderheiten und die Achtung der Religionsfreiheit.

Der nigerianische Kardinal John Onaiyekan.

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Kardinal John Onaiyekan

Onaiyekan, der die nigerianische Hauptstadt-Diözese Abuja leitet, sagte im Blick auf die Einführung der Sharia in einigen Bundesstaaten seines Heimalandes, Nigeria müsse ein Land bleiben, in dem eine Verengung auf eine allein gültige offizielle Staatsreligion verboten sein sollte.

Nigeria: Ein multiethnisches Land

Das Land sei ein Zusammenschluss von Dutzenden Ethnien, und es sei religiös „50 zu 50“ auf Muslime und Christen aufgeteilt. „80 Millionen Christen und 80 Millionen Muslime lachen gemeinsam und leiden gemeinsam“, so der Kardinal. „Die Mehrheit der Nigerianer bedauert keinesfalls, dass uns die Briten zu einer Einheit zusammengeschlossen haben.“

Erst seit drei Jahren gebe es den Konflikt mit den islamistisch-terroristischen Gruppen, sagte Onaiyekan: „Wir hatten das nie zuvor.“ Diese Entwicklung müsse gestoppt werden. Der Erzbischof von Abuja hob hervor, dass für eine gute Zukunft nicht nur Nigerias, sondern des gesamten Globus, eine andere Haltung als bloße Toleranz notwendig sei. Es brauche ein Annehmen des Anderen, Respekt und Wertschätzung. „Alles andere ist nur politische Korrektheit - das ist zu wenig.“

Religionen im Einsatz für die Menschenwürde

Das Abschlussplenum zum Thema „Mobilizing Action for Human Dignity“ (Mobilisierung von Taten für die Menschenwürde) am Freitag wurde vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. - er nahm an der gesamten Tagung teil -, Großmufti Scheich Shaban Mubajje (Kampala) und Dharma-Meister Sitagu Sayadew (Rangoon) geleitet. Es stand im Zeichen von Best-practise-Modellen.

Unter den Teilnehmern waren auch die Kardinäle Raymondo Assis (Brasilien), die Fokolarbewegungs-Präsidentin Maria Voce, Weltkirchenrats-Generalsekretär Olav Fykse Tveit, Gandhi-Enkelin Ela Gandhi und der UNO-Beauftragte der „Aliance of Civilizations“, Nassir Abdulaziz Al-Nasser.

Friedensorganisation seit 43 Jahren

„Religions for Peace“ mit Sitz in New York wird vom amerikanischen Theologen William Vendley geleitet. Die Organisation wurde 1970 mit dem Ziel gegründet, Dialog und Zusammenarbeit zwischen den Gläubigen unterschiedlicher Religionen und Bekenntnisse zu fördern.

Die Vereinigung ist heute in 60 Ländern vertreten und wird von der UNO als Nicht-Regierungsorganisation (NGO) anerkannt. Die erste Weltkonferenz der Vereinigung fand 1970 in Kyoto statt. Trägerorganisation des Treffens in Wien war die WCRP („World Conference of Religions for Peace“), die konfessionell nicht gebunden ist.

Papst Johannes Paul II. hatte vor 20 Jahren mit einer Einladung der WCRP in den Vatikan die 1986 mit dem Friedensgebet in Assisi begonnene Linie fortgesetzt, die darauf abzielt, in einer „größeren Ökumene“ die religiösen Kräfte im Dienste des Weltfriedens zu sammeln.

religion.ORF.at/KAP

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