Papst: „Nein“ zu weiblichen Kardinälen

Papst Franziskus hat die Idee zurückgewiesen, künftig könnten in der katholischen Kirche Frauen zu Kardinälen erhoben werden. Wer dies anstrebe, leide unter „Klerikalismus“, sagte Franziskus.

„Die Frauen in der Kirche müssen wertgeschätzt, aber nicht ‚klerikalisiert‘ werden“, betonte Papst Franziskus in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Stampa“. Der Papst bezeichnete die Idee des Frauenkardinalats als ein „Schlagwort“, von dem er nicht wisse, woher es komme.

Ausschluss von Eucharistie „keine Strafe“

Auch zur wieder aufgeflammten Debatte über die Rechte wiederverheirateter Geschiedener in der katholischen Kirche nahm der Papst in dem Interview Stellung: Deren Ausschluss von der Eucharistie sei nicht als Strafe zu verstehen. „Es ist gut, sich dies vor Augen zu halten“, sagte er „La Stampa“.

Zugleich stellte er klar, dass er die Frage der Kommunion für Geschiedene, die eine neue Ehe eingehen, in seinem Lehrschreiben „Evangelii gaudium“ noch nicht angesprochen habe, wenn auch manche Passagen so verstanden worden seien. Das Problem werde aber beim kommenden Konsistorium im Februar und den beiden Bischofssynoden 2014 und 2015 behandelt.

Papst Franziskus beim Angelusgebet. Am Petersplatz steht ein Christbaum.

Reuters/Max Rossi

Papst Franziskus beim Angelusgebet am Sonntag. Im Vordergrund steht der Christbaum aus Deutschland am Petersplatz in Rom

Sakramente sind Heilmittel, nicht Prämie

Franziskus bekräftigte auch seine eigene Aussage aus dem Lehrschreiben, die Sakramente der Taufe und der Eucharistie seien als Heilmittel für die Menschen und nicht als eine Prämie zu verstehen. „Einige haben dabei sofort an die Sakramente für wiederverheiratete Geschiedene gedacht, aber ich bin nicht auf bestimmte Fälle eingegangen.“ Ihm sei es vielmehr um ein Prinzip gegangen.

„Wir müssen eher versuchen, den Glauben der Leute zu fördern anstatt ihn zu kontrollieren“, sagte Franziskus. Dies erfordere sowohl Mut als auch Umsicht. So habe er im vergangenen Jahr etwa das Verhalten von Priestern kritisiert, die sich weigerten, die Kinder minderjähriger Mütter zu taufen.

Zufrieden mit Reform vatikanischer Finanzen

Zufrieden zeigte sich Franziskus indes über den Verlauf der finanziellen Reformen im Vatikan. Die zuständigen Kommissionen leisteten gute Arbeit, der jüngste Bericht von Finanzfachleuten des Europarats zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei, so Franziskus.

Der Expertenausschuss Moneyval hatte dem Vatikan vorige Woche bescheinigt, der Kirchenstaat habe seine Anti-Geldwäsche-Gesetzgebung in den vergangenen anderthalb Jahren „sehr verbessert“, dies müsse sich allerdings noch in der Praxis bewähren. Bis in die jüngste Vergangenheit war vor allem die sogenannte Vatikanbank IOR immer wieder wegen angeblicher Schwarzgeld-Konten in die Schlagzeilen geraten.

„Wie die Zukunft des IOR aussieht, wird sich zeigen“, sagte Franziskus. Es sei auch denkbar, dass die Güterverwaltung des Heiligen Stuhls (APSA) zur vatikanischen Zentralbank werde. „Das IOR wurde eingerichtet, um den religiösen Werken zu helfen, Missionen, armen Kirchen. Dann ist es geworden, was es jetzt ist“, so Franziskus.

Wirtschaft: Von vollen und leeren Gläsern

Der Papst wehrte sich gegenüber „La Stampa“ außerdem gegen den zuletzt im Zuge seines Lehrschreibens „Evangelii Gaudium“ laut gewordenen Marxismus-Vorwurf. „Die marxistische Ideologie ist gescheitert. Aber in meinem Leben habe ich viele menschlich gute Marxisten getroffen, und deshalb fühle ich mich nicht beleidigt“. In „Evangelii gaudium“ stehe nichts, was nicht mit der katholischen Soziallehre übereinstimme.

Die Ungerechtigkeiten der gegenwärtigen Wirtschaftsordnung habe er nicht mit „technischem Blick“ betrachtet, erklärte Franziskus der Zeitung. Die Absicht seiner Ausführungen sei vielmehr gewesen „eine Fotografie“ dessen zu präsentieren, was passiert sei. Die kapitalistische Wirtschaftstheorie verspreche, dass die Armen davon profitierten, wenn ein Glas so voll sei, dass es überfließt. „Was stattdessen passiert: Wenn das Glas voll ist, vergrößert es sich auf wundersame Weise und für die Armen fließt nie etwas ab“, so der Papst.

Einzelne christliche Gruppierungen in den USA hatten Franziskus als „Marxisten“ denunziert, weil er in „Evangelii gaudium“ das kapitalistische Wirtschaftssystem der Gegenwart in scharfer Form kritisiert. In dem Schreiben heißt es unter anderem, dieses System töte Menschen und sei für die krasse Ungleichverteilung des Reichtums auf der Welt verantwortlich.

„Christenverfolgung fordert Schulterschluss“

Papst Franziskus hält angesichts von weltweiter Verfolgung und Gewalt gegen Christen die Annäherung der christlichen Kirchen für eine seiner wichtigsten Aufgaben. „Für mich hat die Ökumene Priorität“, sagte er. In der heutigen Zeit gebe es eine „Ökumene des Blutes“ zwischen den Christen. „In manchen Ländern töten sie Christen, weil die ein Kreuz tragen oder eine Bibel besitzen. Und bevor man sie tötet, wird nicht gefragt, ob sie Anglikaner, Katholiken, Lutheraner oder Orthodoxe sind. Das Blut ist gemischt.“

Die Christen der verschiedenen Konfessionen seien in diesem Leid vereint, auch wenn sie es bisher noch nicht geschafft hätten, die notwendigen Schritte aufeinander zuzugehen. Dafür sei die Zeit vielleicht noch nicht reif. Als Beispiel für die Einheit im Leiden verwies der Papst gegenüber der Zeitung auf die Hinrichtung sowohl katholischer wie protestantischer Geistlicher durch die Nationalsozialisten. Sie hätten für die Verkündigung derselben christlichen Botschaft ihr Leben gelassen.

Orthodoxe Brüder

Die vielen orthodoxen Kirchenführer, die er in den vergangenen Monaten getroffen habe, sehe er als Brüder, so Franziskus. „Es ist ein Schmerz, dass wir die Eucharistie noch nicht gemeinsam feiern können, aber die Freundschaft existiert.“ Der Weg bestehe darin, zusammenzuarbeiten und für die Einheit zu beten. Der Papst und die orthodoxen Patriarchen seien einer wie der andere von Gott gesegnet - „ein Bruder nennt sich Petrus, der andere Andreas, Markus, Thomas“, so Franziskus mit Blick auf die Schutzpatrone orthodoxer Patriarchate.

Schließlich gewährte Papst Franziskus auch Einblick in seine persönliche Weihnachts-Vorliebe: So verriet er „La Stampa“, dass er die Weihnachtsnacht am liebsten betend und allein in der Kirche verbringe. „Viele Male habe ich nach der Christmette einige Stunden allein in der Kapelle zugebracht, bevor ich die Frühmesse zelebriert habe“. Dabei habe er ein tiefes Gefühl von Trost und Frieden empfunden. „Für mich war Weihnachten immer eins: die Betrachtung Gottes, der sein Volk besucht.“

KAP

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