Ungarn will Kirchen eine Milliarde Euro zahlen

Die ungarische Regierung plant, in den kommenden sieben Jahren den etablierten Kirchen im Land umgerechnet eine Milliarde Euro an Fördergeldern aus EU-Mitteln zur Verfügung zu stellen.

Das hat Kanzleramtschef Janos Lazar in der Vorwoche laut dem Wirtschaftsmagazin „Vilaggazdasag“ auf Anfrage der Opposition erklärt. Der Staatssekretär verwies darauf, dass die EU-Mitgliedsländer vier Prozent des gesamten Haushaltsbetrages - über den Zeitraum von 2014 bis 2020 - für Gehaltserhöhung des zentralen Regierungsapparates verwenden können. Verzichten sie auf diesen Posten und wird dieser durch eigene Anteile ergänzt, können sie diese Mittel auch für konkrete Projekte einsetzen.

Der Parlamentsabgeordnete Laszlo Varju hatte bei seiner Anfrage an Lazar auch wissen wollen, warum die etablierten Kirchen aus einem Sonderfonds gefördert werden, zumal Kirchen und kirchliche Einrichtungen bisher bei Projektanträgen gleich wie andere Bewerber behandelt wurden. Dem Kanzleramtschef zufolge könnten auch alle anderen interessierten Bewerber Projektanträge einreichen und würden mit denselben Chancen starten.

Staatssekretär: Kirchen leisten viel für Ungarn

Bereits vor Weihnachten hatte György Hölvenyi, der für Kirchen zuständige ungarische Staatssekretär, einen Überblick über gesellschaftliche Leistungen der Kirchen gegeben. So besuchten etwa 220.000 Kinder in Ungarn kirchliche Schulen und Bildungseinrichtungen, was mehr als elf Prozent der Gesamtschülerzahl ausmacht. 6.326 hilfsbedürftige Kinder - vielmal mehr als 2010 - würden zudem in kircheneigenen Einrichtungen betreut. Die vielseitige Tätigkeit der Kirchen unterstütze der Staat nach dem Prinzip der gleichen Finanzierung, so Hölyenyi. Den Kirchen fehlten jedoch manchmal die nötigen Voraussetzungen, um ihren diesbezüglichen Aufgaben gerecht zu werden.

Auch die römisch-katholischen Bischöfe Ungarns hatten zuvor bei ihrer turnusmäßigen Dezembersitzung die EU-Budgets thematisiert. Es sei in ihrem Interesse, „alle die für unsere Heimat zur Verfügung stehenden Fördermittel erfolgreich einzusetzen“, hieß es in der Abschlusserklärung. Derzeit werde eine Strategie erarbeitet, um die laufenden Kosten der kirchlichen Einrichtungen abzudecken. „Alle gebilligten Mittel“ sollten als Beitrag zur Verbesserung der sozialen und gesellschaftlichen Lage Ungarns eingesetzt werden. Gemeinsam mit den anderen Kirchen wird weiters eine Novellierung des Denkmalschutzgesetzes bei kirchlichen Bauten angestrebt.

Interreligiöse Schwerpunkte 2014

Den interreligiösen Dialog in Ungarn wollen die Bischöfe 2014 durch mehrere Veranstaltungen im Mai 2014 stärken. So gibt es am 26. Mai eine Fachtagung zur Konzilserklärung „Nostra Aetate“ an der Katholischen Universität Pazmany Peter, die das Miteinanderleben von Christen und Juden thematisiert. Bereits tags zuvor soll ein Gedenkmarsch an die Verschleppung der jüdischen Bürger von Budapest erinnern, an denen auch mehrere Bischöfe teilnehmen werden. Eine Aufarbeitung der Geschichte des ungarischen Judentums verspricht auch ein neues Mittelschulbuch des jüdisch-christlichen Rates.

Zu den ökumenischen Höhepunkten im kommenden Jahr zählt das Ungarische Reformierte Welttreffen, bei dessen Zentralveranstaltung am 31. Mai 2014 in Debrecen die neue ungarische Übersetzung des theologischen Hauptwerkes von Johannes Calvin, die „Institutio Christianae Religionis“, erscheinen soll, stellten die Bischöfe in Aussicht. Ende August werden drei Kirchen wieder mit einem gemeinsamen Treffpunkt am Sziget-Festival in Budapest vertreten sein, zudem werde man sich auch 2014 erneut an der Jugendsozialaktion „72 Stunden ohne Kompromiss“ beteiligen.

KAP

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