200.000 Österreicher feiern orthodoxe Weihnachten

Viele österreichische Christen, die orthodoxen und altorientalischen Kirchen angehören, feiern am 6./7. Jänner Weihnachten. Sie berechnen das Fest nach dem Julianischen Kalender.

Die orthodoxen Weihnachtsgottesdienste finden am 6. Jänner (Heiliger Abend) und 7. Jänner (Christtag) statt. In den vor allem in den österreichischen Ballungsräumen angesiedelten Kirchengemeinden werden zahlreiche Liturgien stattfinden.

Orthodoxe Weihnachten: Eine Frau entzündet Kerzen

REUTERS/ Danilo Krstanovic

Dem orthodoxen Weihnachtsfest gehen 40 Fasttage voran

In der Bundeshauptstadt feiern die großen Gemeinden der russisch-, serbisch- und arabischstämmigen Wiener in der Nacht von Montag auf Dienstag in der russisch-orthodoxen Nikolauskathedrale in Wien-Landstraße, der serbisch-orthodoxen Auferstehungskirche in Wien-Leopoldstadt und der koptisch-orthodoxen Marienkathedrale in Wien-Donaustadt die Geburt Jesu.

Weihnachtsdatum nach dem Julianischen Kalender

Das Weihnachtsdatum nach dem Julianischen Kalender gilt zudem in der äthiopisch-orthodoxen und syrisch-orthodoxen Kirche. Auch diese Kirchen stellen in Wien und Umgebung große Gemeinden, mit jeweils mehreren Tausend Gläubigen.

Hingegen haben die orthodoxen Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland, Albanien und Finnland das Weihnachtsfest schon hinter sich; es wird bei ihnen so wie im Westen am 24./25. Dezember gefeiert.

„Nachtwache des Heiligen Abends“

In der Wiener russisch-orthodoxen Nikolauskathedrale in der Jauresgasse im 3. Bezirk wird das Weihnachtsfest mit der „Nachtwache des Heiligen Abends“ am 6. Jänner um 18 Uhr eingeleitet. Um 23 Uhr beginnt die feierliche Liturgie. Am 7. Jänner um 10 Uhr wird die „Liturgie zu Christi Geburt“ gefeiert. Zu den Feiern werden auch viele Touristen aus Russland und den GUS-Staaten erwartet.

Die russisch-orthodoxe Kirche in Österreich gibt es seit 1762, als der erste russisch-orthodoxe Priester nach Wien kam. Die erste eigene Kirche, die Nikolauskathedrale mit ihren eindrucksvollen Zwiebeltürmen, wurde neben der russischen Botschaft in den Jahren von 1893 bis 1899 errichtet. Seit 1946 ist das Gotteshaus die Kathedrale des russisch-orthodoxen Bischofs von Wien und Österreich.

Die in letzter Zeit stark gewachsene Gemeinde der Kathedrale setzt sich aus Gläubigen verschiedener Nationen zusammen. Die Gottesdienste werden in kirchenslawischer Sprache unter Einbeziehung deutschsprachiger Teile zelebriert.

Wiens größtes orthodoxes Gotteshaus

Die serbisch-orthodoxe Kirche in Wien besteht seit 1860. Im Jahr 1893 wurde die erste serbische Kirche im 3. Wiener Gemeindebezirk zu Ehren des Heiligen Sava geweiht. In der St.-Sava-Kirche (Veithgasse 3) finden die Weihnachtsgottesdienste am Montag um 18 Uhr (Vesper), 24 Uhr (Liturgie) und am Dienstag um 9.30 Uhr (Liturgie zu Christi Geburt) statt.

Wiens größtes orthodoxes Gotteshaus ist die im Jahr 2002 geweihte serbisch-orthodoxe Auferstehungskirche in Wien-Leopoldstadt (Engerthstraße 160). Hier beginnt die Weihnachtsvesper am 6. Jänner um 18 Uhr. Die feierliche Liturgie des Heiligen Abends findet um 24 Uhr statt, der Gottesdienst am Christtag, 7. Jänner, beginnt um 9.30 Uhr.

Wiens koptische Gemeinde feiert Weihnachten am 6. Jänner um 18 Uhr in der 2004 geweihten Kathedrale in der Donaustädter Quadenstraße. Der in Wien residierende Mitteleuropa-Bischof Gabriel wird die mehrstündige Liturgie leiten.

Julianischer Kalender auch bei Äthiopiern

Weltweit zweitgrößte Kirche mit Julianischem Kalender ist - nach der russischen Orthodoxie - die äthiopisch-orthodoxe Kirche. Sie zählt zu den altorientalischen Kirchen und blickt auf eine fast 2.000-jährige Tradition zurück.

In Österreich stellte der Wiener katholische Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn 1999 den Tausenden in Wien lebenden Äthiopiern und Eritreern eine wenig benutzte katholische Kirche für ihre Gottesdienste zur Verfügung. Es handelt sich um die Kirche Kleinschwechat wenige Hundert Meter außerhalb der Stadtgrenze von Wien.

Hier feiern die orthodoxen Äthiopier auch am 7. Jänner, 8 Uhr, ihre Weihnachtsliturgie. Die Liturgie ist koptischen Ursprungs und von der syrischen Tradition beeinflusst. Bis vor kurzem war das antike Geez Liturgiesprache, heute wird bei den Gottesdiensten meist das moderne Amharisch verwendet.

In Österreich ca. 490.000 orthodoxe Christen

Die Gesamtzahl der Gläubigen der orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchen in Österreich wird auf rund 490.000 geschätzt. Genaue Zahlen gibt es nicht. Dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel (griechisch-orthodox) gehören etwa 35.000 Gläubige an, der russisch-orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat) rund 40.000. Die meisten orthodoxen Gläubigen in Österreich zählt mit 265.000 die serbisch-orthodoxe Kirche. Zur rumänisch-orthodoxen und bulgarisch-orthodoxen Kirche gehören jeweils rund 40.000 Gläubige.

Die koptisch-orthodoxe, syrisch-orthodoxe und armenisch-apostolische Kirche zählen jeweils rund 10.000 Mitglieder. Der Rest auf 490.000 ist noch schwieriger zuzuordnen. Dazu zählen beispielsweise Gläubige der antiochenischen, georgisch-orthodoxen Kirche, indisch-orthodoxen oder äthiopischen Kirche.

Die Stiftung „Pro Oriente“ verweist diesbezüglich immer wieder darauf, dass es viele orthodoxe Menschen auf Grund der Erfahrungen in früher kommunistisch beherrschten oder immer noch islamisch dominierten Ländern vorziehen würden, auch unter den veränderten Bedingungen im freien Österreich ihr Religionsbekenntnis nicht zu dokumentieren.

KAP

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