Auschwitz: Kirchen fordern offiziellen Gedenktag

In zahlreichen europäischen Ländern wird der 27. Jänner, der Tag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz, als Gedenktag begangen. Der Ökumenische Rat der Kirchen fordert diesen Tag auch für Österreich.

Dem neuen Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Superintendent Lothar Pöll, zufolge wollen sich die christlichen Kirchen in Österreich weiterhin dafür starkmachen, den 27. Jänner zum offiziellen Gedenktag für die Opfer des Holocaust zu machen. Dieser Tag solle auch in Österreich „ein offizieller Tag des Gedenkens an die jüdischen Opfer des NS-Regimes sein“, so Pöll im Gespräch mit Kathpress. Der Name Auschwitz sei unauslöschlich mit den jüdischen Menschen, der größten Opfergruppe des menschenverachtenden NS-Regimes, verbunden.

Häftlingstransport aus Ungarn trifft im Frühjahr 1945 im Lager Auschwitz ein

APA/dpa-Bildfunk

Häftlingstransport aus Ungarn im Frühjahr 1945 im Lager Auschwitz

Nachdenken über die Vergangenheit

Ein solcher „Tag des Nachdenkens über die Vergangenheit“ habe eine wichtige Bedeutung für die Gegenwart, da aus dem Eingedenken „Orientierung für Gegenwart und Zukunft“ gewonnen werden könne; etwa im Hinblick auf die Bewahrung der Menschwürde, der Menschenrechte, der Demokratie und des Rechtsstaates, so Pöll. Die Erinnerung dürfe nicht abreißen, „denn ohne Erinnerung gibt es weder Überwindung des Bösen noch Lehren für die Zukunft“, zitierte der ÖRKÖ-Vorsitzende aus einer Erklärung des Ökumenischen Rates, die dieser bereits anlässlich des Auschwitz-Gedenkens 2013 veröffentlicht hatte.

Lothar Pöll

kathbild/Franz Josef Rupprecht

ÖRKÖ-Vorsitzender Lothar Pöll

Die Vereinten Nationen haben den 27. Jänner im Jahr 2005 zum internationalen Holocaust-Gedenktag erklärt. In vielen europäischen Ländern - von Albanien über Dänemark, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Italien, Kroatien, Polen, Serbien, Slowenien, Spanien bis zur Tschechischen Republik und der Ukraine - ist dieser Tag ein offizieller Gedenktag.

Christlicher „Tag des Judentums“

Wie der seit 1. Jänner als ÖRKÖ-Vorsitzender fungierende Pöll weiter sagte, wolle er sich um eine weitere Vertiefung der Beziehungen zum Judentum bemühen. Die Kirchen würden von sich aus aktiv den Kontakt zur Israelitischen Kultusgemeinde in Österreich suchen. Seit Jahren gibt es bereits die Tradition, dass am kirchlichen „Tag des Judentums“ (17. Jänner) eine ÖRKÖ-Delegation mit Vertretern der Kultusgemeinde zusammentrifft. Diese Treffen sollen künftig - in Zusammenarbeit mit dem „Koordinierungssausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit“ - noch weiter intensiviert werden, kündigte Pöll an.

Gottesdienst zum „Tag des Judentums“

Freitag, 17. Jänner, um 19.00 Uhr in der evangelisch-methodistischen Kirche Wien-Fünfhaus.

Die christlichen Kirchen begehen den „Tag des Judentums“ seit dem Jahr 2000. Auf diese Weise soll die Besinnung auf die jüdischen Wurzeln bei der Suche nach der Einheit der Christen zum Ausdruck gebracht werden.

Friedenseinsatz im Heiligen Land

Wie Pöll weiter sagte, sei es bei aller Wertschätzung des Judentums aber legitim, die Politik Israels zu kritisieren. Der ÖRKÖ setze sich für Frieden im Heiligen Land ein. Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern sei freilich sehr komplex, Einseitigkeiten gelte es zu vermeiden. Pöll: „Jede ernst gemeinte Friedensinitiative gehört unterstützt.“

Der ÖRKÖ beteilige sich daher auch am „Ökumenischen Begleitprogramm in Palästina und Israel“ (EAPPI). Freiwillige aus aller Welt absolvieren dabei einen mehrmonatigen Friedenseinsatz im Westjordanland. Zu den Aufgaben dieser „Ökumenischen Begleiter“ gehört es unter anderem, bei Checkpoints als Beobachter präsent zu sein, palästinensische Kinder auf dem Schulweg zu begleiten und eventuelle Schikanen und Gewaltakte gegen die Zivilbevölkerung zu dokumentieren und an entsprechende Stellen weiterleiten.

Das „Ökumenische Begleitprogramm in Palästina und Israel“ wurde im Jahr 2002 vom Weltkirchenrat ins Leben gerufen. Mittlerweile haben mehrere hundert „Ökumenische Begleiter“ aus aller Welt diesen gewaltfreien Dienst geleistet. Auch aus Österreich haben bereits mehrere Freiwillige teilgenommen.

religion.ORF.at/KAP

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