Papst fordert mehr Selbstkritik wegen Missbrauchsfällen

Papst Franziskus hat zu mehr Schuldbewusstsein und Selbstkritik angesichts der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche ermahnt. Diese Skandale seien „die Schande der Kirche“, sagte Franziskus am Donnerstag.

„Aber haben wir uns denn geschämt über diese Niederlagen von Priestern, Bischöfen, Laien?“, so Franziskus in seiner Frühmesse im vatikanischen Gästehaus. Er wolle die Skandale nicht einzeln aufzählen, sie seien ohnehin bekannt, so Franziskus. Einige von ihnen hätten „richtig Geld“ gekostet und „das ist auch gut so, so muss man das machen“.

Das Wort Gottes sei in diesen Skandalen selten zu hören gewesen. Dahinter stünden Männer und Frauen ohne Gottesbeziehung, die eine Machtposition in der Kirche gehabt hätten, sagte der Papst.

Schutz von Kindern „oberste Priorität“

Man gehe energisch gegen den Missbrauch von Kindern im kirchlichen Raum vor, hieß es anlässlich der Vorstellung des Kinderschutzberichts des Heiligen Stuhls vor dem UNO-Komitee über die Rechte des Kindes am Donnerstag in Genf: So habe der Vatikan in der Vergangenheit sowohl innerhalb der Kirche die juristischen Richtlinien verschärft als auch die strafrechtliche Zusammenarbeit mit anderen Staaten ausgebaut, sagte der Vatikan-Diplomat Erzbischof Silvano Tomasi. Der Schutz von Kindern in kirchlichen Einrichtungen habe für den Heiligen Stuhl oberste Priorität, hieß es in dem vom Vatikan veröffentlichten Text.

In Abstimmung mit den Ortskirchen und den kirchenrechtlichen Rahmenbedingungen habe Rom das Vorgehen gegen Missbrauchstäter in den Reihen des Klerus verschärft. Weiters würden heute neue Wege bei der Prävention solcher Taten beschritten, so Tomasi, der den Vatikan bei den internationalen Organisationen in Genf vertritt.

E-Learning-Programm, Richtlinien für NGOs

Als Beispiele nannte er etwa das weltweit in kirchlichen Einrichtungen eingesetzte E-Learning-Programm zur Vorbeugung von Missbrauch, das die päpstliche Universität Gregoriana gemeinsam mit dem Zentrum für Kinderschutz in der Erzdiözese München entwickelt hat. Zudem verwies er auf neue Richtlinien in katholisch inspirierten Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sowie die im Dezember von Papst Franziskus eingesetzte Kommission für den Schutz Minderjähriger, die künftig weitere Vorschläge erarbeiten soll.

„Die katholische Kirche will ein Vorbild bei der Umsetzung dieses wichtigen Anliegens sein“, so Tomasi in seiner Rede vor dem Genfer UNO-Komitee. Der Erzbischof hob hervor, die überwiegende Mehrheit kirchlicher Mitarbeiter und Institutionen leiste einen großen Beitrag für die Entwicklung von Kindern. Das gelte für ihre Bildung, Erziehung und Versorgung wie auch bei der Unterstützung von Familien.

religion.ORF.at/KAP

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