Papst: Internet als „Geschenk Gottes“ mit Risiken

Das Internet sei ein Geschenk Gottes, aber gleichzeitig mit einigen Risiken verbunden, schreibt Papst Franziskus in einer am Donnerstag vom Vatikan veröffentlichten Botschaft.

Das Internet könne allen größere Möglichkeiten der Begegnung und der Solidarität mit Menschen aus den verschiedensten Kulturen und Traditionen bieten, so der Papst in der jährlich veröffentlichten päpstlichen Botschaft zum katholischen Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel, der heuer am 1. Juni stattfindet. Gleichzeitig aber berge die digitale Welt die Gefahr der Absonderung von unseren Nächsten und des Ausschlusses jener, die keinen Zugang dazu hätten.

„Die Geschwindigkeit der Information übersteigt unsere Reflexions-und Urteilsfähigkeit“, warnt Franziskus vor problematischen Seiten des Internet. „Wenn die Kommunikation überwiegend dazu dient, zum Konsum zu veranlassen, haben wir es mit einer gewalttätigen Aggression zu tun.“ Die Verbindung durch das Netz müsse begleitet sein von einer wirklichen Begegnung, denn der Mensch könne nicht allein und in sich selbst verschlossen leben.

Auch die Nutzung neuer Medien müsse Zeit für Momente der Stille und aufmerksames Zuhören lassen, schreibt der Papst: „Wir müssen einen gewissen Sinn für Langsamkeit und Ruhe wiedergewinnen.“ Nur so könne Kommunikation einen Beitrag zu einer „Kultur der Begegnung“ leisten.

Papst deutet mit Zeigefinger nach oben

Reuters/Tony Gentile

Papst Franziskus

Menschlichkeit im Vordergrund

Die Probleme rechtfertigten es aber nicht, die „social media“ abzulehnen. Sie erinnern den Papst vielmehr daran, „dass die Kommunikation letztlich mehr eine menschliche als eine technologische Errungenschaft ist“. Auch der Welt der Medien dürfe die Sorge um die Menschlichkeit nicht fremd sein, fügt Franziskus an.

Die katholische Kirche fordert Franziskus in seiner Botschaft auf, sich stärker den sozialen Medien zuzuwenden. „Die Türen der Kirchen zu öffnen bedeutet auch, sie der digitalen Umwelt zu öffnen“. Das Internet helfe der Kirche, ihre Botschaft bis an die Grenzen der Welt und zu zahlreichen „verwundeten Menschen“ zu bringen. Medien wie Facebook und Twitter seien heute Orte, an denen die christliche Berufung gelebt werden und die Schönheit des Glaubens wiederentdeckt werden müsse. Nötig seien neben technischer Vernetzung aber auch menschliche Wärme, so der Papst.

Christen sollten weiters beachten, dass sie ihre Mitmenschen nicht „mit religiösen Botschaften bombardieren“. Es gehe vielmehr darum, auf die Fragen und Zweifel seiner Mitmenschen einzugehen, die auf der Suche nach der Wahrheit seien, heißt es in der Botschaft. Dies erfordere Offenheit gegenüber Andersdenkenden, so der Papst.

Gegen Arroganz

Franziskus ermahnt die Gläubigen in seinem Schreiben deshalb auch, bei der Kommunikation im Internet nicht arrogant aufzutreten und darauf zu bestehen, allein in Besitz der Wahrheit zu sein. „Dialog bedeutet, zu glauben, dass der ‚Andere‘ etwas zu sagen hat und sich mit dieser Position auseinanderzusetzen“, schreibt der Papst. „In einen Dialog zu treten heißt nicht, die eigenen Ideen und Traditionen aufzugeben, aber sehr wohl den Anspruch, sie allein seien gültig und absolut.“

Der 1963 vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) ins Leben gerufene Welttag der sozialen Kommunikationsmittel wird am ersten Sonntag vor Pfingsten begangen. 2014 ist dies der 1. Juni. Der Papst veröffentlicht jährlich am 24. Jänner, dem Fest des heiligen Franz von Sales, dem Patron der Journalisten, eine Botschaft zu diesem Thementag.

dpa/AP/religion.ORF.at

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