Kreuze an Schulen: Ministerium lässt Christen zählen

In Wiener Pflichtschulen, an denen die Mehrheit der Schüler christlichen Religionsgemeinschaften angehört, muss laut Wiener Schulgesetz in allen Klassen ein Kreuz aufgehängt werden. Bisher war allerdings unklar, wer in der Schule als Christ zählt.

Als Folge eines Streits um das Kreuz an einer Wiener Volksschule hat das Unterrichtsministerium nun eine Art Anleitung vorgelegt, berichtet die „Presse“ in ihrer Onlineausgabe. Der Wiener Stadtschulrat hatte wegen des Falls der Volksschule in Wien-Neubau, in der eine Mutter die Abhängung von Kreuzen wegen religiöser Bevormundung erwirkt hatte, beim Unterrichtsministerium angefragt, welche Schüler nun eigentlich als Christen gelten.

Schulklasse mit Kruzifix

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Kritiker wollen Kreuze und Kruzifixe aus den Schulklassen verbannen

Um diese Frage „verwaltungstechnisch einfach“ zu eruieren, soll laut Ministerium nicht die Zahl der Schüler eindeutig christlichen Glaubens addiert werden. Stattdessen sollen von der Gesamtschülerzahl Juden, Muslime, Buddhisten, Hindus, Alt-Aleviten und Schüler ohne Bekenntnis abgezogen werden: Eine Herangehensweise, die wohl noch auf Kritik stoßen wird.

„Christlich ist ein Überbegriff“

Die Begründung: „Christlich ist ein Überbegriff, für den es keine gesetzliche Definition gibt.“ Nur die jeweilige Religionsgemeinschaft könne über die Zuordnung zum christlichen Kreis entscheiden. In der im Gesetz nicht eindeutig geregelten Frage, ob auch an Schulen mit weniger als 50 Prozent christlicher Schüler Kreuze angebracht werden dürfen, spielt das Ministerium den Ball an die Schulen weiter.

Auch in diesem Fall „dürfen“ Kreuze angebracht werden, weil es sich laut Verfassungsgerichtshof nicht nur um ein religiöses sondern auch um ein „Symbol der abendländischen Geschichte“ handle. „Die Schule kann diese Entscheidung im eigenen Bereich treffen.“ Das wurde schon bisher so gehandhabt, diese Praxis wird allerdings unter anderen von der laizistischen Initiative „Religion ist Privatsache“ als rechtswidrig eingestuft.

Muslime stellen Mehrheit in Hauptschulen

In den Wiener Haupt- und Neuen Mittelschulen hat die Zahl der muslimischen Schüler jene der katholischen bereits überstiegen. Zahlen des Wiener Stadtschulrates, die Kathpress vorliegen, sprechen von derzeit 10.734 Hauptschülern mit islamischem und 8.632 mit römisch-katholischem Religionsbekenntnis, gefolgt von 4.259 serbisch-orthodoxen Schülern sowie 3.219 „ohne religiöses Bekenntnis“. Teils völlig unterschiedlich dazu sehen die Verhältnisse an den anderen Schultypen aus.

So machen an den Wiener Gymnasien die 5.395 muslimischen Schüler einen relativ geringen Anteil aus: Mit 18.345 Schülern sind die Römisch-katholischen hier die mit Abstand größte Gruppe, gefolgt von 10.340 Kindern und Jugendlichen ohne Bekenntnis, 1.943 evangelischen und 1.726 serbisch-orthodoxen Schülern. Erklärbar seien diese Zahlen laut „Presse“ dadurch, dass weniger Schüler mit Migrationshintergrund die AHS besuchen.

An den Volksschulen belegen Katholiken (23.807), Muslime (17.913) und Konfessionslose (11.119) die ersten Ränge, dahinter serbisch-orthodoxe (6.083), „sonstige“ (2.727) und evangelische (2.322) Schüler. „Die Zahlen spiegeln die demografische Situation der Stadt wieder“ heißt es dazu laut der „Presse“ aus dem Stadtschulrat.

religion.ORF.at/APA/KAP

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