Kirchenkritiker Karlheinz Deschner ist tot

Der deutsche Kirchenkritiker und vielfache Buchautor Karlheinz Deschner ist am Dienstag im Alter von 89 Jahren in seiner Heimatstadt Haßfurt gestorben, wie die Giordano-Bruno-Stiftung am Donnerstag bestätigte.

Deschner war vor allem durch seine kirchenkritischen Bücher bekannt gewesen, vielen galt er als der wichtigste deutschsprachige Kirchenkritiker seiner Zeit. Seine zehnbändige, über 50 Jahre hinweg geschriebene „Kriminalgeschichte des Christentums“, die im Rowohlt-Verlag erschien, hatte er erst vergangenes Jahr fertiggestellt. Seine Kraft habe danach nicht mehr ausgereicht, um den inoffiziellen elften Band, „Die Politik der Päpste“, der die Entwicklungen seit dem 19. Jahrhundert auf mehr als 1.200 Seiten beschreibt, selbst zu aktualisieren, heißt es im Nachruf auf der Website der Giordano-Bruno-Stiftung.

„Ein Stachel im Fleisch der Zeit“

Den Band habe daher er fertiggestellt, schreibt Michael Schmidt-Salomon im Nachruf der Stiftung. Mit der leicht lesbaren, lebendig geschriebenen „Kriminalgeschichte“-Reihe erreichte Deschner ein großes Publikum, musste aber auch viel Kritik einstecken. Man warf ihm vor, das Christentum pauschal zu verurteilen, voreingenommen zu sein und unwissenschaftlich zu arbeiten. Er war „die Personifikation des aufklärerischen Ärgernisses, ein Stachel im Fleisch der Zeit, an dem sich die Diskussion immer wieder entzünden musste“, so Schmidt-Salomon. Für seine Anhänger war ein wichtiger Vertreter von Aufklärung und Bürgergesellschaft gegen eine allzu mächtige Kirche.

Karlheinz Deschner

Georg Pöhlein

Karlheinz Deschner

Deschner wurde 1988 mit dem Arno-Schmidt-Preis und 2004 mit dem Wolfram-von-Eschenbach-Preis sowie weiteren Preisen ausgezeichnet. Ebenfalls 2004 richtete die Giordano-Bruno-Stiftung den nach dem Autor benannten Deschner-Preis ein, erster Deschner-Preisträger war der britische Evolutionstheoretiker und Religionskritiker Richard Dawkins.

Feldzug gegen katholische Kirche

Den Widerspruch zwischen den hohen moralischen Ansprüchen des Christentums und den zum Teil schrecklichen Auswüchsen, die dessen reale Umsetzung in der Welt hervorbrachte, aufzuzeigen: Das kann man ohne Übertreibung als Deschners Lebenswerk bezeichnen - mehr dazu in Die Verbrechen des Christentums: Deschners Opus magnum.

„Gott geht in den Schuhen des Teufels“, schrieb Deschner in seinem Nachwort des ersten Bandes des insgesamt 6.000 Seiten umfassenden Monumentalwerks. Der Satz skizziert schon, was der Autor über seinen bevorzugten Gegenstand, die katholische Kirche, zu sagen hatte.

Die Kindheit und Jugend des 1924 in Bamberg geborenen Deschner waren vom Katholizismus geprägt, er besuchte mehrere katholische Schulen und studierte an der philosophisch-theologischen Hochschule in Bamberg und an der Universität Würzburg. Die Heirat mit einer geschiedenen Frau und die darauffolgende Exkommunikation der beiden dürfte einen Wendepunkt in Deschners Denken markiert haben.

50 Jahre Arbeit an „Kriminalgeschichte“

1956 veröffentlichte er seinen ersten Roman „Die Nacht steht um mein Haus“. Es folgten mehrere Sachbücher, unter anderem 1962 „Abermals krähte der Hahn“, die zum Großteil kirchenkritische Inhalte hatten. 1970 begann er mit seinem Opus magnum, der „Kriminalgeschichte des Christentums“, deren erster Teil erst 16 Jahre später erschien.

Insgesamt arbeitete Deschner 50 Jahre an der Reihe, die er 2013, im 88. Lebensjahr, abschloss. Nebenbei schrieb er noch zahlreiche andere Bücher, darunter auch Kurzgeschichten, und produzierte Radiosendungen. Im Vorjahr schloss sich der Autor dem Personenkomitee zum österreichischen Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien an.

Deschner lebte bis zu seinem Tod in der unterfränkischen Kleinstadt Haßfurt am Main. Der 89-Jährige sei zuletzt Aneurysma-Patient gewesen und in den vergangenen Monaten zweimal operiert worden, sagte der Vorsitzende der Giordano-Bruno-Stiftung, Herbert Steffen, der dpa. Deschner sei im Krankenhaus gestorben. Der Stiftung zufolge soll Deschner in aller Stille beerdigt werden; Ort und Datum würden nicht bekanntgegeben. „So hatte sich das Deschner gewünscht“, sagte Steffen.

religion.ORF.at

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