Wojtyla-Heiligsprechung: Kritik von Reformorganisationen

In einer gemeinsamen Stellungnahme haben katholische Reformorganisationen aus dem deutschsprachigen Raum ihre Skepsis gegenüber der Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. zum Ausdruck gebracht.

Mit Skepsis sehen deutschsprachige Reformorganisationen wie „Wir sind Kirche“ die bevorstehende Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. In einer gemeinsamen Stellungnahme gibt man zu bedenken, dass es sich bei dem polnischen Pontifex um den „widersprüchlichsten Papst des 20. Jahrhunderts“ gehandelt habe.

In dem Papier der Reformgruppen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz heißt es, die Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. dürfe die kritische Auseinandersetzung mit seiner Person und seinem Pontifikat nicht verhindern. Während das Kirchenvolk Johannes XXIII., der durch die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils der römisch-katholischen Kirche den Weg in die Moderne bereitet habe, längst als Heiligen verehre, werde das Wirken von Johannes Paul II. auch nach seiner Heiligsprechung umstritten bleiben.

„Pomp und Klerikalismus“

Ohne Zweifel habe Johannes Paul II. vieles getan, das hohe Achtung verdiene, so die Reformorganisationen. Doch liege seine Tragik in der großen Diskrepanz zwischen dem Einsatz für Reformen und für Dialog in der Welt und dem unter seiner Verantwortung vollzogenen innerkirchlichen Rückfall in zentralistische und autoritative Strukturen.

Nicht zu übersehen sei, dass er und mit ihm der damalige Glaubenspräfekt (und spätere Papst Benedikt XVI.) Joseph Ratzinger mit „autoritärem Dogmatismus“ Christen anderer Kirchen sowie mündige Katholiken, besonders aber Frauen und Reformbewegungen vor den Kopf gestoßen, Gräben aufgerissen und eine gehörige Hoffnungskrise verursacht hatte: „Mit seiner Inflation von Heiligsprechungen, seinem rückwärtsgewandt-zentralistischen Kirchenbild, seinem unbiblischen Personenkult, Pomp und Klerikalismus wurde Johannes Paul II. deshalb zum widersprüchlichsten Papst des 20. Jahrhunderts.“

APA

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