Wahlen in Indien: Kirche hofft auf Minderheitenschutz

Die katholische Kirche in Indien hofft bei den derzeit laufenden Parlamentswahlen im Land auf eine Regierung, die die Verfassung des Landes weiter umsetzt und vor allem die Rechte der Minderheiten stärkt.

Emmanuel Keraketta, Bischof der Diözese Jashpur im nordostindischen Bundesstaat Chhattisgarh, drückte gegenüber „Kathpress“ seine Hoffnung auf mehr Minderheitenschutz durch die neue Regierung aus. 815 Millionen Menschen sind seit Anfang April und noch bis 12. Mai in der „größten Demokratie der Welt“ zur Stimmabgabe aufgerufen. Der Wahltermin in Kerakettas Diözese war bereits am Donnerstag der Vorwoche.

Bischof: „Säkulare Regierung kann Rechte wahren“

Immer wieder würden in Indien Rechte der Stammesvölker von fundamentalistischen Gruppen beschnitten, obwohl die Verfassung jedem Bürger ein friedliches Zusammenleben, Zusammenarbeit und Koexistenz garantiert, berichtete Keraketta. „Die Rechte können nur dann gewahrt werden, wenn eine säkulare Regierung an die Macht kommt. Die Kirche in Indien betet deshalb für den Erfolg einer fairen und freien Wahl“, so der Bischof. Eine zentrale Herausforderung der nächsten Regierung werde auch die Arbeitslosigkeit auf dem Land und die damit verbundene Arbeitsmigration sein.

Sorge bereitet Keraketta aktuell besonders die hindu-nationalistische BJP-Partei, die den Prognosen zufolge als stärkste und somit regierungsbildende Kraft aus den Wahlen hervorgehen dürfte: Zwar sei ihr Slogan die Gleichheit aller Bürger, doch könne dies ebenso gedeutet werden, dass man der multireligiösen und multikulturellen Nation „eine Religion und eine Kultur für alle Inder aufdrängen“ wolle, so der Bischof. Dies wäre „sehr gefährlich“ und eine Verletzung der Menschenrechte sowie der Freiheit des Einzelnen.

70 Millionen Menschen in der Minderheit

In Kerakettas erst 2006 errichteten Diözese Jashpur mit Bischofssitz in Kunkuri gibt es 185.000 getaufte Katholiken, was rund ein Viertel der Bevölkerung ausmacht. Landesweit sind Katholiken dennoch eine verschwindend kleine und politisch unbedeutende Minderheit, beträgt doch der Anteil der Christen im Ein-Milliarden-Staat Indien laut der Volkszählung von 2001 nur 2,3 Prozent bzw. 24 Millionen, wobei der Großteil davon im Süden und äußersten Nordosten des Landes lebt.

Die mit Abstand meisten Bewohner der Diözese Jashpur gehören der indigenen Minderheit der „Adivasi“ an. Stammesvölker machen insgesamt sieben Prozent der Bevölkerung Indiens - rund 70 Millionen Menschen - aus und werden wie die Angehörigen der unberührbaren „Dalit“-Kaste weiterhin als Ausgestoßene behandelt, trotz Gesetzesschutzes als ethnische Minderheit. „Die katholische Kirche stärkt die Rechte und Selbstbestimmung der Adivasi, egal welchem Glauben sie angehören, vor allem durch Bildung“, so Keraketta. Hier sowie auch im Gesundheits- und Sozialsektor habe die katholische Kirche hohes und unumstrittenes Ansehen erworben. „Jeder schätzt den Dienst der Kirche in diesen Bereichen“, betonte der Bischof.

KAP