Vatikan-Finanzaufsicht: 202 suspekte Transaktionen

Laut dem am Montag veröffentlichten Jahresbericht der vatikanischen Finanzaufsicht (AIF) wurden im Jahr 2013 202 verdächtige Finanztransaktionen beobachtet. 2012 waren es nur sechs.

Der sprunghafte Anstieg der gemeldeten Verdachtsfälle reflektiere sowohl die Entwicklung des rechtlichen Rahmens als auch eine deutliche Verbesserung der Arbeit der beaufsichtigten Stellen im Vatikan, heißt es in einer Aussendung des Kirchenstaats.

Die Statistik besage also nicht, dass die Anzahl der undurchsichtigen Geschäfte gestiegen sei, sondern lediglich, dass die Präventionsmaßnahmen der AIF zu greifen begännen, erklärte AIF-Leiter Rene Brülhart vor Journalisten in Rom. „Wir sind noch nicht perfekt oder supergut, aber wir sind auf dem richtigen Weg“, so der Schweizer Anti-Geldwäsche-Experte.

Fünf der 202 Fälle sind laut dem Bericht an den vatikanischen Staatsanwalt zur Prüfung juristischer Schritte weitergeleitet worden. Spekulationen, davon sei auch der frühere Kardinalstaatssekretär Tarcisico Bertone betroffen, wollte Brülhart nicht kommentieren.

Rene Brülhart

Reuters/Alessandro Bianchi

Rene Brülhart

Brülhart: Internationale Standards erreicht

Der Jahresbericht der AIF enthält Informationen über die Tätigkeit der Behörde zur Finanzinformation und Aufsicht, sowie zur Vorbeugung und Bekämpfung der Geldwäsche und Terror-Finanzierung im Jahr 2013. Der Bericht für das Jahr 2012 war der erste seiner Art.

„Im Jahr 2013 haben wir entscheidende Schritte zur Verbesserung der legalen Mittel zur Geldwäschebekämpfung unternommen“, sagte Brülhart bei der Präsentation des Berichts. „Heute haben wir ein System aufgebaut, das den internationalen Standards entspricht.“ Als weiteren Grund für den sprunghaften Anstieg der als verdächtig eingestuften Geldbewegungen nannte er die laufende Überprüfung der Konten bei der Vatikanbank IOR durch eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Wenn dieser Prozess abgeschlossen sei, rechne er mit einem deutlichen Rückgang der gemeldeten Fälle, so der Leiter der AIF. Wie viele der gemeldeten verdächtigen Transaktionen auf das IOR entfielen, wollte er nicht sagen.

Im Jahr 2013 unternahm die AIF nach Brülharts Angaben erstmals eine Vor-Ort-Inspektion des IOR. Die Experten des Europarats-Komitees Moneyval hatten das bisherige Fehlen einer solchen Inspektion in ihrem sogenannten Fortschritts-Bericht im vergangenen Jahr bemängelt. Brülhart bescheinigte dem vatikanischen Geldinstitut große Fortschritte in Sachen Transparenz. Die AIF habe einen Aktionsplan erarbeitet, um eine vollständige Anwendung des neuen vatikanischen Anti-Geldwäschegesetzes vom Oktober 2013 zu gewährleisten.

Internationale Zusammenarbeit ausgebaut

2013 wurden laut dem AIF-Jahresbericht 1.557 Fälle registriert, in den Bargeldsummen von mehr als 10.000 Euro den Vatikan verließen. Im vergangen Jahr waren es noch 1.782. 550 Mal wurden Geldmengen oberhalb dieser Grenze eingeführt (2012: 598). Brülhart wies daraufhin, dass dieser Bargeldtransfer für sich genommen noch kein Hinweis auf zweifelhafte Geschäfte sei. Es müsse stets der Kontext berücksichtigt werden.

Stark ausbauen konnte das AIF im vergangen Jahr seine internationale Zusammenarbeit. 2013 stellte die Behörde 28 Anfragen an ausländische Stellen (2012:1), ihrerseits erhielt sie 53 Auskunftsersuchen aus dem Ausland (2012:3). Moneyval hatte in seinem Fortschritts-Bericht über den Vatikan im vergangenen Jahr eine mangelnde internationale Kooperation bemängelt.

2010 gegründet

Die Finanzaufsichtsbehörde AIF war Ende 2010 von Papst Benedikt XVI. geschaffen worden, um eine größere Transparenz der vatikanischen Finanzgeschäfte zu gewährleisten und Mängel im Kampf gegen Geldwäsche zu beheben. Die „Autorita di Informazione Finanziaria“ kontrolliert alle Geldflüsse im Vatikan.

religion.ORF.at/APA/KAP

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