Vatikan: UNO-Kritik an Umgang mit Missbrauchsopfern

Die Vereinten Nationen sehen noch erhebliche Mängel beim Umgang des Vatikans mit Fällen von Kindesmissbrauch. Grundsätzlich sei der Wille des Vatikans aber anzuerkennen, die Missbrauchsfälle aufzuarbeiten.

Das UNO-Antifolterkomitee der Vereinten Nationen hat am Freitag in Genf das Schlussdokument zu einer turnusmäßigen Überprüfung des Heiligen Stuhls veröffentlicht. Die katholische Kirche müsse sicherstellen, dass Missbrauchsfälle lückenlos den Behörden gemeldet würden, forderte der UNO-Ausschuss zur Bekämpfung von Folter. Die Vereinten Nationen seien besorgt über Berichte, wonach katholische Geistliche die Meldepflicht nicht ernst nähmen.

Unabhängiges Gremium nötig

Es sei obendrein dafür zu sorgen, dass sich Opfer vertrauensvoll an ein unabhängiges Gremium wenden könnten. Auch bei der vollen Entschädigung der Opfer müsse noch mehr getan werden, heißt es in dem UNO-Bericht. Grundsätzlich sei der Wille des Vatikans aber anzuerkennen, die Missbrauchsfälle aufzuarbeiten.

Nach jüngst veröffentlichten Zahlen hat der Vatikan zwischen 2004 und 2013 fast 3.500 Fälle von Missbrauchsvorwürfen verfolgt. Dabei wurden 848 Priester ihres Amtes enthoben und 2572 zu einem zurückgezogenen Leben gedrängt.

Vatikan sieht das anders

Die UNO-Interpretation zu Missbrauch ist aus Sicht des Vatikans unzutreffend. Die Sicht der Kirche werde hier auch von zahlreichen Rechtsexperten geteilt. Das Gremium gebe fälschlicherweise vor, alle Priester auf der Welt unterlägen indirekt der vatikanischen Gesetzgebung, so der Vatikan. Nach Auffassung der Vereinten Nationen wäre der Vatikan für Missbrauchsfälle durch katholische Kleriker weltweit haftbar.

Die Verantwortung eines Staates für das Tun oder Unterlassen von Amtsträgern erstrecke sich auch auf Bedienstete im Ausland, urteilte das UNO-Antifolterkomitee der Vereinten Nationen am Freitag in Genf. Positiv vermerkte der Vatikan, dass das Komitee den „offenen und konstruktiven Dialog“ mit der Kirchenleitung lobe und den Einsatz von Papst Franziskus für die Menschenrechte würdige.

Die Stellungnahme des Komitees bezog sich auf die Anhörung einer Vatikan-Delegation Anfang Mai in Genf. Dabei war es teils zu schärferen Diskussionen über den kirchlichen Umgang mit sexuellem Missbrauch gekommen. Grundlage war der erste Antifolterbericht des Vatikans über seine Maßnahmen gegen Folter und unmenschliche Strafen Bestrafung im Sinne der Antifolterkonvention. Zu diesen Berichten und folgenden Anhörungen vor dem Komitee haben sich die Unterzeichnerstaaten der Konvention verpflichtet.

religion.ORF.at/APA/dpa/KAP

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