Heizer-Exkommunikation: Vorgänger empfiehlt Rücktritt

Angesichts der drohenden Exkommunikation der Vorsitzenden der Plattform „Wir sind Kirche“ in Österreich, Martha Heizer, und ihres Ehemanns Gert, wird auch in den Laienorganisationen Österreichs weiter heftig diskutiert.

Heizers Vorgänger an der Spitze von „Wir sind Kirche“, Hans Peter Hurka, legt ihr laut der „Tiroler Tageszeitung“ (Samstagausgabe) sogar den freiwilligen Rücktritt nahe. Er befürchte andernfalls eine Spaltung der Plattform und damit eine Schwächung der Reformbewegung, so Hurka. Gegenüber „Kathpress“ bekräftigte er am Montag in einer schriftlichen Stellungnahme seine Sichtweise: Heizer solle sich bei der für Pfingstdienstag anberaumten Vorstandsitzung aus der Leitung von „Wir sind Kirche“ zurückziehen, „andernfalls bedarf es einer Klärung bei einer Vollversammlung“.

Die Diözese Innsbruck hatte am vergangenen Mittwoch per Dekret die Exkommunikation des Ehepaars aus Absam festgestellt. Wirksam ist die Exkommunikation allerdings noch nicht. Die beiden können noch bis 2. Juni Einspruch erheben, haben aber bereits angekündigt, dass sie nicht vorhaben von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen.

Hans Peter Hurka, Vorsitzender von "Wir sind Kirche"

APA/Herbert Pfarrhofer

Hans Peter Hurka

Die privaten Eucharistiefeiern ohne Priester, aufgrund derer die Kirchenstrafe erteilt wurde, sind in Hurkas Augen „keine Privatangelegenheit mehr“: Vielmehr würden die Heizers damit „Wir sind Kirche“ vereinnahmen. Dies zeige sich auch darin, dass Heizer eine persönliche Erklärung zur Exkommunikation auf der offiziellen Internetseite von „Wir sind Kirche“ veröffentlicht hat. „Damit ist eine Identifikation hergestellt, die über ein Solidaritätszeichen hinausgeht und zur völligen Identifikation geführt hat“, kritisiert Hurka.

2011: Hurka gegen TV-Aufnahmen

Heizers private Eucharistiefeiern waren 2011 durch einen Beitrag im ORF-Magazin „Report“ einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Gegenüber „Kathpress“ hält Hurka nun fest, dass er damals als Vorsitzender gegen die Dreharbeiten gewesen sei.

Es sei dann Martha Heizer gewesen, die von sich aus und in Rücksprache mit dem Gebetskreis ihrer Heimatgemeinde Absam zur Tat geschritten sei. Hurka erwähnt in seiner Stellungnahme auch, dass die anderen Teilnehmer dieser „privaten Eucharistie“ nicht exkommuniziert worden sind, weil sie in einem persönlichen Gespräch mit dem zuständigen Innsbrucker Bischof Reue zeigten und versprachen, dies nicht wieder zu tun.

Polarisierung schadet Kirchenreform

Debatten zwischen jenen Menschen, „die sagen, endlich hat es jemand den Kirchenoberen gezeigt“, und jenen, die nichts damit zu tun haben wollten, gelte es zu vermeiden, da diese eine Schwächung der Plattform und der angestrebten Kirchenreform bedeuten würden, so Hurka weiter. Heizers Strategie ziele auf eine Polarisierung hin.

Hurka betont dagegen, dass Reformen nur in Kooperation mit möglichst vielen Menschen in der Kirche und mit der Kirchenleitung gelingen könnten. „Wer demokratische Strukturen einfordert und den Dialog einmahnt darf nicht durch einseitige Akte Änderungen erzwingen, will er oder sie nicht die Glaubwürdigkeit verlieren“, so Hurka. „Eucharistie darf keinesfalls zum Kampfmittel oder Kampfplatz missbraucht werden. Sie ist von ihrem Stifter her ein Liebesmahl. Jede Polemik, Verzweckung oder Instrumentalisierung hat hier keinen Platz.“

Internationale Unterstützung für Heizer

Ganz anders fielen die Reaktionen der „Wir sind Kirche“-Schwesterorganisationen in Deutschland und Italien aus. „Exkommunikation ist kein Ausschluss aus der Kirche. Wir sollten also Martha und Gert Heizer nicht wie Ausgeschlossene behandeln“, heißt es in einer Stellungnahme auf der Website von „Wir sind Kirche“ Deutschland. Es bestehe kein Grund, Martha den Rücktritt von ihren Aufgaben nahezulegen. „Was ihnen beiden vorgeworfen wird, ist kein Rückschritt (wie z. B. bei den Piusbrüdern), sondern weist auf die Zukunft der Kirche hin, die sich wieder auf ihre Ursprünge besinnt.“

Der Vorsitzende von „Wir sind Kirche“ Italien, Vittorio Bellavite, schreibt in einer Aussendung, man könne die Exkommunikation nicht akzeptieren, und bekundet Solidarität mit dem Ehepaar Heizer. „Sie haben weiterhin ihren Platz inmitten der Kirche, der sie sich zutiefst zugehörig fühlen.“

Tiroler Pfarrerinitiative und Laienrat auf Distanz

Auf Distanz zu Heizer ging die Tiroler Pfarrerinitiative: Sie trage das Anliegen der Weihe von Verheirateten und Frauen zu Priestern mit, doch sei sie „gegen die Selbstermächtigung von christlichen Gemeinschaften zur Feier der Eucharistie“, betonte ihr Sprecher, Pfarrer Franz Kranebitter. Trotz der Exkommunikation wisse man sich weiterhin mit dem Ehepaar Heizer „im Namen Gottes und in der Gemeinschaft der Kirche Jesu Christi“ verbunden.

Auch der Katholische Laienrat Österreichs (KLRÖ), die übergeordnete Plattform der katholischen Laienorganisationen, reagierte distanziert auf die Exkommunikation. Heizer hat „Wir sind Kirche“ bisher als Vorsitzende in diesem Gremium vertreten. Sollte die Exkommunikation nach Ablauf der zehntägigen Frist rechtswirksam werden, werde das künftig nicht mehr möglich sein, so KLRÖ-Präsident Theo Quendler gegenüber „Kathpress“.

„Wir sind Kirche“ wurde 1996 - ein Jahr nach dem „Kirchenvolks-Begehren“ - als Verein nach staatlichem Recht errichtet. Die Plattform betrachtet sich als innerkirchliche Reformgruppe und ist daher eine Mitgliedsorganisation in der Kurie 3 im KLRÖ. Der Verein zählt derzeit 1.540 Mitgliedern und will laut geltendem Statut u.a. „dafür Sorge tragen, dass die durch das ‚Kirchenvolks-Begehren‘ aufgebrochene Bewegung aufrechterhalten bleibt und es zur schrittweisen Umsetzung der Anliegen des ‚Kirchenvolks-Begehrens‘ kommt.“

religion.ORF.at/KAP