Papst vergleicht Missbrauch mit „schwarzer Messe“

Papst Franziskus hat auf dem Rückflug von seiner dreitägigen Reise ins „Heilige Land“ den Missbrauch Schutzbedürftiger als „ein Sakrileg“ und vergleichbar mit einer „schwarzen Messe“ bezeichnet.

Das sagte er am Montagabend vor Journalisten auf dem Weg von Tel Aviv nach Rom. „Sexueller Missbrauch ist eine schreckliche Straftat (...), weil ein Geistlicher, der so etwas tut, Verrat begeht am Leib des Herrn. Das ist wie eine schwarze Messe“, sagte Franziskus. Die Kirche habe keinerlei Toleranz für Kindesmissbrauch. Niemand könne dabei Privilegien für sich beanspruchen. So werde gegenwärtig auch gegen drei Bischöfe ermittelt und die Strafe für sie abgewogen, sagte der Papst den mitreisenden Journalisten im Flugzeug.

Papst Franziskus im Flugzeug

APA/AP Pool/EPA/Andrew Medichini

Papst Franziskus im Flugzeug bei der Rückreise aus Israel

Messe mit Missbrauchsopfern

Anfang Juni will der Papst im vatikanischen Gästehaus, in dem er wohnt, mit acht Missbrauchsopfern eine Messe feiern. Zwei davon sind Deutsche, andere Betroffene kommen aus England und Irland. Es wäre sein erstes Treffen dieser Art seit seiner Wahl im März 2013. Anfang Februar hatte das UNO-Komitee für Kinderrechte dem Vatikan die systematische Vertuschung sexuellen Missbrauchs durch Priester vorgeworfen. Die Kirche stelle die Sorge um ihr eigenes Ansehen über das Kindeswohl, hatte es in einem Bericht des Komitees geheißen.

Der Vatikan verweigere Auskunft über das genaue Ausmaß von sexuellem Missbrauch, erkenne das Ausmaß der Verbrechen nicht an und ergreife nicht die erforderlichen Maßnahmen, um solche Fälle zu verhindern. Stattdessen führten Richtlinien und Vorgaben dazu, dass der Missbrauch weitergehe und Täter straflos blieben. Der Vatikan wies die Vorwürfe als unfair und ideologisch voreingenommen zurück - mehr dazu in Vatikan: UNO-Kritik an Umgang mit Missbrauchsopfern.

Zölibat „Geschenk an die Kirche“

Der emeritierte Vorgänger Papst Benedikt XVI. habe mit seinem Rücktritt ein Zeichen für kommende Päpste gesetzt, meinte Franziskus weiter. Wenn ein Papst fühle, dass seine Kräfte schwinden, müsse er sich dieselben Fragen stellen wie Benedikt. „Er hat damit die Tür geöffnet für emeritierte Päpste, die es zuvor nicht gegeben hat.“

Unverheiratete Priester seien ein Geschenk an die Kirche, das er schätze, und kein Glaubensdogma, verteidigte Franziskus den umstrittenen Zölibat. Zwar seien die Türen für eine Diskussion offen, derzeit stünden jedoch für die Kirche andere Themen mehr im Mittelpunkt. Der Papst hatte erstmals im vergangenen Jahr eine - damals stundenlange - „fliegende Pressekonferenz“ gegeben, und zwar auf dem Rückflug vom Weltjugendtag in Rio de Janeiro nach Rom. Das Kirchenoberhaupt hatte am Montag in Jerusalem seine Nahost-Reise beendet. Am Samstag hatte der Papst Jordanien und am Sonntag Bethlehem in den Palästinensergebieten besucht. Am späten Montagabend landete Franziskus wieder in Rom.

religion.ORF.at/APA/AFP/Reuters

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