Wechsel an der Spitze der Vatikanbank

Bei der Vatikanbank IOR kommt es zu einem Wechsel an der Spitze. Nach eineinhalb Jahren unter der Leitung des Deutschen Ernst von Freyberg wird der Vatikan am Mittwoch dessen Nachfolger vorstellen.

In dem am Mittwoch veröffentlichten IOR-Bilanzbericht kündigte Kardinal George Pell als Leiter des im Februar eingerichteten Wirtschaftssekretariates zudem den Austausch der gesamten Führungsspitze an. Die Bank werde ihren Reformprozess „unter einer neuen Leitung“ fortsetzen, so Pell. Als Nachfolger von Freybergs soll laut italienischen Medien der französische Finanzmanager Jean-Baptiste de Franssu ernannt werden. Dieser habe den Posten bereits angenommen, heißt es.

Pell dankte von Freyberg und den anderen Aufsichtsratsmitgliedern Ronaldo Schmitz, Carl Anderson, Antonio Maria Marrocco und Manuel Soto Serrano sowie Generaldirektor Rolando Marranci und seinem Stab für „die große Hingabe für das Ziel, der Kirche sichere und professionelle Finanzdienstleistungen bereitzustellen und die notwendigen Verbesserungen zur Fortführung dieses Dienstes umzusetzen“. Mit dem Abschluss der „Phase I“ einer Umstrukturierung wolle der Vatikan „das Institut in die zweite Phase der Reformen unter einer neuen Leitung führen“, so der australische Kardinal.

Die Amtszeit von Freybergs und des gesamten Aufsichtsrats wäre eigentlich erst im Dezember 2015 ausgelaufen. Der 55-Jährige war im Februar 2013 noch vom inzwischen emeritierten Papst Benedikt XVI. berufen worden, um nach den Diskussionen der vergangenen Jahre die Vatikanbank zu sanieren, transparenter zu machen und internationale Standards einzuführen. Unter seiner Führung wurden Tausende von Konten der Vatikanbank geschlossen und Ermittlungen eingeleitet. Zudem setzte von Freyberg strenge Regeln im Kampf gegen Geldwäsche durch. In den vergangenen Jahren waren immer wieder dahingehende Verdachtsmomente aufgetaucht.

„Phase des Übergangs“

Nach den Worten von Vatikansprecher Federico Lombardi befindet sich die Bank in einer Phase des Übergangs und der natürlichen Entwicklung. „Der Beitrag von Präsident Ernst von Freyberg wird weiterhin sehr geschätzt und sehr positiv bewertet“, betonte Lombardi vergangene Woche, nachdem erste Gerüchte über den Abgang von Freybergs in Umlauf gekommen waren - mehr dazu in Insider: Chef der Vatikanbank vor Rücktritt.

Die Bank mit dem offiziellen Namen Institut für religiöse Werke" (IOR) steht unter der Aufsicht einer Kardinalskommission, zu deren Mitgliedern seit Jänner auch der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, zählt. Der Papst hat ebenso eine Kommission unter Leitung von Kurienkardinal Raffaele Farina eingesetzt, die dem Heiligen Vater Reformvorschläge für das IOR vorlegen soll.

Insider: Vatikanbank wird „zusammengestutzt“

Insidern zufolge soll die Vatikanbank im Zuge der Neustrukturierung deutlich zusammengestutzt werden. Die Investmentaktivitäten würden abgegeben. Das Geldhaus solle in ein Institut verwandelt werden, das vor allem Zahlungsdienste für die katholische Kirche erledige, verlautete am Montag aus Insider-Kreisen laut der Nachrichtenagentur Reuters. Auch das Vermögen des Vatikans soll künftig von einem neuen Bereich verwaltet werden. Die Details zur Reform sollen am Mittwoch bekanntgegeben werden.

Eingang zur Vatikanbank IOP

APA/EPA/Press Photo IOR

Die Vatikanbank soll deutlich zusammengestutzt werden

Geschäftsjahr 2013: Gewinn stark gesunken

Am Dienstag wurde zunächst noch der Jahresbericht der Vatikanbank für 2013 präsentiert - mit starken Gewinneinbußen. Demnach sank der Nettogewinn von 86,6 Millionen Euro 2012 auf 2,9 Millionen Euro im Jahr darauf. Die Bank begründete den Rückgang mit den Kosten des vor gut einem Jahr eingeleiteten Reformprozesses. Auch das Eigenkapital des IOR ging zurück: Von 769 Millionen Euro Ende 2012 auf 720 Millionen Euro Ende 2013. Insgesamt verwaltet das Institut Kundeneinlagen in Höhe von 6,3 Milliarden Euro.

Den Angaben zufolge hat das IOR überdies die Geschäftsbeziehungen mit 3.355 Kunden aufgelöst. Auf rund 2.600 der Konten hätten seit langem keine Bewegungen mehr stattgefunden oder sie hätten nur minimale Einlagen. 396 weitere Klienten entsprächen nicht den vor einem Jahr vom Aufsichtsrat neu festgelegten Kundenkriterien. Bei 359 Kunden stehe die letzte Entscheidung noch aus. Außerdem wurden bis Ende Juni 2.100 Konten wegen mangelhafter Daten zur Identifizierung gesperrt.

Über 17.000 Konten

Laut der damaligen Entscheidung des Aufsichtsrates sollen nur noch kirchliche Institutionen und Angestellte oder Ex-Angestellte, weitere berechtigte Gehaltsempfänger und Pensionäre sowie beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomaten Konten beim IOR unterhalten können.

Insgesamt verwaltete das Institut bei Jahresende 17.419 Konten; 5.043 davon gehörten katholischen Institutionen und umfassten 80 Prozent des verwalteten Vermögens. 12.376 Konten lauteten auf Einzelpersonen. Mit der gründlichen Untersuchung des Kundenstamms und der Neustrukturierung der Geschäftsaktivitäten ende die erste Phase des Reformprozesses, teilte die Bank mit. In der nun anlaufenden zweiten Phase gehe es darum, das IOR in die von Papst Franziskus begonnene Gesamtreform der vatikanischen Wirtschaftsstrukturen zu integrieren.

religion.ORF.at/APA/Reuters/KAP

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