Al-Kaida-Scheich spricht Fatwa gegen IS-Kalifat

Ein prominenter jordanischer Al-Kaida-Scheich hat eine Fatwa gegen das von der fundamentalistischen Islamisten-Miliz IS („Islamischer Staat“) ausgerufene Kalifat ausgesprochen.

Wie die Tageszeitung „Jordan Times“ am Wochenende berichtete, erklärte der zu den spirituellen Führern der Al-Kaida zählende Scheich Issam Barkawi Abu Mohammed Al-Makdissi den grenzübergreifenden „Islamischen Staat“ (IS - früher ISIS „Islamischer Staat im Irak und Syrien“) in seinem Richtspruch für „null und nichtig“ und rief Muslime dazu auf, IS zu boykottieren.

Projekt eines Kalifats verzerrt

Al-Makdissi erklärte in seiner bereits am Freitag veröffentlichten Fatwa das ISIS-Kalifat als illegitim. Er verurteilte den Einsatz von Gewalt zur Errichtung eines islamischen Staates. Dieser müsse ein sicherer Platz für alle Muslime sein und könne nicht auf Bedrohung, Angst und Übergriffen gründen. Durch Blutvergießen und Einschüchterungen habe die sunnitische Miliz das Projekt eines Kalifats verzerrt.

Laut Bericht ist Al-Makdissi im Juni Ziel eines fehlgeschlagenen Anschlags durch Isis-Kämpfer geworden und erhält Todesdrohungen der Gruppe. Unterstützer des von IS ausgerufenen Kalifats erklärten Al-Makdissis Richtspruch als nicht bindend und verurteilten ihn als Propaganda. Die zu Beginn unter den Namen ISIS („Islamischer Staat im Irak und Syrien“) und ISIL („Islamischer Staat im Irak und der Levante“) aufretende Dschihadisten-Gruppe hatte Ende Juni das Kalifat in dieser Region ausgerufen, ihren Anführer Abu Bakr al-Baghdadi zum Kalifen erklärt und ihren Namen in IS („Islamischer Staat“) geändert.

Nach einer Großoffensive kontrolliert Isis inzwischen weite Teile des Nordirak und ist auch in Syrien auf dem Vormarsch. Laut Medienberichten befürchtet Jordaniens König Abdullah II., dass die Gruppierung ihren Einflussbereich auf sein Land ausdehnen könnte. Er hat um internationale Unterstützung gebeten.

Boko Haram unterstützt IS

Die nigerianische Islamistengruppe Boko Haram hat den im Irak vorrückenden Dschihadisten dagegen ihre Unterstützung zugesagt. In einem Video, das am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP vorlag, bezeichnet Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau den Anführer der radikalsunnitischen Gruppe IS, Abu Bakr al-Baghdadi, als einen seiner „Brüder“. „Möge Allah sie schützen“, sagt Shekau über al-Bagdadi und auch über Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri und Taliban-Führer Mullah Omar.

Boko Hara kämpft im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamischen Staat. Bei zahlreichen Anschlägen auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Kirchen und Schulen wurden seit 2009 tausende Menschen getötet. Für internationale Empörung sorgte zuletzt vor allem die Entführung von fast 300 Schülerinnen durch die Islamisten. Mehr als 200 Mädchen werden noch immer vermisst. Der UN-Sicherheitsrat stuft Boko Haram seit kurzem als Terrororganisation ein und führt die Extremisten wegen ihrer Verbindungen zu Al-Kaida auf der Sanktionsliste gegen das Terrornetzwerk.

religion.ORF.at/KAP/KNA/AFP

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