Patriarchengipfel mit Appell gegen Christenverfolgung

Mehrere Patriarchen der Ostkirchen haben am Mittwoch gemeinsam zur Unterstützung der Christen im Nahen Osten aufgerufen. „IS ist fest entschlossen, alle christlichen Spuren in unserem Land auszulöschen.“

Das sagte der chaldäische Patriarch Louis Rafael I. Sako. Bei dem Solidaritätsbesuch mehrerer Patriarchen der Ostkirchen am Mittwoch im nordirakischen Erbil riefen die religiösen Oberhäupter laut der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA die Christen auf, in ihren Heimatländern zu bleiben. Darüber hinaus verurteilten die Patriarchen christlicher Ostkirchen die Übergriffe auf Christen in verschiedenen Ländern des Nahen Ostens.

Kritik an internationalen Großmächten

Maroniten-Patriarch Kardinal Bechara Boutros Rai kritisierte bei seiner Abreise in Beirut zudem internationale Großmächte und die arabischen Staaten, sie hätten Christen im Irak, in Syrien und anderen Ländern der Region nicht unterstützt.

Zu der Delegation gehören neben Patriarch Rai der melkitische Patriarch von Antiochien, Gregor III. Laham, der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Josef III. Junan und der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Efrem II. In Erbil wollten sie mit dem chaldäischen Patriarchen Sako aus Bagdad zusammentreffen.

Rai sagte laut NNA weiter, er wolle sich mit dem libanesischen Hisbollah-Führer Sayyed Hassan Nasrallah treffen, um die Ausbreitung des Extremismus zu erörtern. Angesichts der Bedrohung durch die Terrormilizen des Islamischen Staats (IS) gelte es, Einheit zu zeigen, so der Patriarch.

Flüchtlinge auf sich gestellt

In Wien veröffentlichte die Menschenrechts-NGO „Christian Solidarity International“ (CSI-Österreich) am Mittwoch unterdessen einen Appell Patriarch Sakos. Weit über 100.000 Menschen hätten in den letzten Tagen die 13 christlichen Dörfer im Ninive-Tal Hals über Kopf Richtung Kurdistan verlassen; sie benötigten dringend Hilfe, so der chaldäische Patriarch.

„Noch unter Schock versuchen diese Familien nun dort - in Kirchen, Parks oder sonst wo - irgendwie zu überleben. Da wir uns derzeit für eine rasche Lösung des Problems noch nicht allein auf die fragile irakische Zentralregierung verlassen können, richten wir unseren dringenden Appell an die USA, EU und an die Arabische Liga, die Dschihadisten so schnell wie möglich zurückzudrängen“.

Und weiter heißt es: „IS ist fest entschlossen, alle christlichen Spuren in unserem Land auszulöschen. Helft uns auch, die Leiden der vertriebenen religiösen Minderheiten, die bald in ihre Heimatorte zurückkehren wollen, zu lindern und ihnen Schutz zu geben. Wenn der IS weiterhin wie bisher verfahren kann, wird das katastrophale Konsequenzen für die gesamte Menschheit und nicht nur für den Nahen Osten haben. Ein Völkermord bahnt sich an!“, so Sako.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: