D: „Wir sind Kirche“ für Abschaffung der Kirchensteuer

Die Sprecherin der katholischen Laienbewegung „Wir sind Kirche“ in Deutschland, Sigrid Grabmeier, hat sich für die Abschaffung der Kirchensteuer ausgesprochen.

Die Kirche verwende die Steuereinnahmen, um ihren eigenen Apparat zu pflegen und um gottesdienstliche Leistungen zu erbringen. „Das sichere Einkommen macht träge, sicher, satt. Eine Kirche, die sich auf Spendenbasis finanziert, wäre in meinen Augen besser“, sagte Grabmeier der „Berliner Zeitung“ (Mittwoch). Sie geht davon aus, dass „eine finanziell ärmere Kirche, ihren Reichtum neu entdecken würde“. Die Kirche sei zu stark von Amtsträgern geprägt. Den Mitgliedern sollte mehr Kompetenz gegeben werden.

Steigende Kirchenaustritte in Deutschland

In Deutschland wird die Kirchensteuer direkt vom Lohn abgezogen, in Österreich wird von eigenen Kirchenbetragsstellen ein sogenannter Kirchenbeitrag eingehoben.

Die Zahl der Kirchenaustritte in Deutschland steigt derzeit rasant, mutmaßlich weil die Kirchensteuern auf Kapitalerträge ab Jahresbeginn 2015 automatisch erhoben werden. Früher mussten Kirchenmitglieder das bei der Steuererklärung selbst angeben.

Kirchenbeitrag von Nationalsozialisten eingeführt

Weltweit sind die Kirchen nach wie vor auf Spenden, Legate und Erbschaften angewiesen. Üblich waren gestiftete Unterhaltszahlungen (Pfründen) für bestimmet kirchliche Ämter. Der Nationalsozialismus kassierte alle Einnahmequellen und „erlaubte“ in seinem Machtbereich den Kirchen, einen Kirchenbeitrag (in Deutschland: Kirchensteuer) wie den Mitgliedsbeitrag eines Vereins einzuheben. Adolf Hitlers Kalkül war, dass dadurch viele Menschen aus den Kirchen austreten würden.

Kirchenbeitrag in Österreich und Deutschland

Nach dem Krieg vermieden die Kirchen in Deutschland und Österreich die Abschaffung des Kirchenbeitrags. Für die römisch-katholische Kirche legen Konkordate mit dem Vatikan die staatlichen Verpflichtungen fest; jedoch sind die anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften diesem Modell gleichgestellt.

In Österreich heben die römisch-katholische und die evangelische Kirche, die Altkatholiken und die israelitische Kultusgemeinde verpflichtende Beiträge ein, seit kurzem auch die Islamische Glaubensgemeinschaft.

religion.ORF.at/dpa

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