Kapellari verbietet Gottesdienst für „Menschen am Rand“

Der Grazer Bischof Egon Kapellari hat einen Gottesdienst für Homosexuelle und Wiederverheiratete in St. Margarethen (Bezirk Weiz) verboten. Der örtliche Pfarrer fügt sich, will aber nach Alternativen suchen.

Mit einer Messfeier für wiederverheiratete Geschiedene, Homosexuelle und Alleinerzieherinnen sorgte Bernhard Preiß, der Pfarrer des Pfarrverbandes Kirchberg an der Raab und St. Margarethen, bereits im Juni dieses Jahres für Aufmerksamkeit. Der gewählte Titel „Gottesdienst am Rand“ für die Feier in Kirchberg sollte signalisieren, dass diese Personengruppen oftmals an den Rand der Gesellschaft, aber immer wieder auch an den Rand der Kirche gestellt werden, so Preiß im Gespräch mit religion.ORF.at.

Nun war für den 28. September ein weiterer „Gottesdienst am Rand“ geplant gewesen. Dieses Mal sollte in St. Margarethen gefeiert werden. Doch dafür gibt es nun ein Verbot. Nach einem Gespräch zwischen Diözesanbischof Egon Kapellari und Pfarrer Bernhard Preiß wurde der geplante zweite „Gottesdienst am Rand“ kurzfristig abgesagt.

Kapellari: „Klare Grenzziehung“ notwendig

Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung erklärte Kapellari, warum aus seiner Sicht „eine klare Grenzziehung“ notwendig gewesen sei: „Das war einfach ein nicht zu Ende gedachter Alleingang gegen die kirchliche Ordnung.“ Ein Pfarrer könne nicht einfach genehmigen, was selbst Papst und Bischöfe nicht so undifferenziert tun könnten.

„Wir kümmern uns ja um Wiederverheiratete und Homosexuelle in persönlichen Gesprächen, in der Seelsorge“, ist Kapellari überzeugt. Kontraproduktiv sei es aber, eine Kirche wie jene in Kirchberg an der Raab oder St. Margarthen zur „Wallfahrtskirche für heterogene Gruppen zu machen“ und dort eine generelle Einladung, etwa zum Kommunionempfang für Wiederverheiratete, auszusprechen. Das sei gegen die geltende Kirchenordnung.

Außerdem habe die Diözesanleitung eine Vielzahl kritischer Reaktionen von Katholikinnen und Katholiken auf diesen Gottesdienst erreicht. Das beweise, dass diese Aktion nicht der Einheit der Kirche diene, so der Diözesanbischof.

Preiß: „Wiederverheirateten Neuanfang ermöglichen“

Pfarrer Preiß wiederum weiß nur von positiven Reaktionen auf den ersten Gottesdienst zu berichten. "Die katholische Kirche muss bei allem Festhalten an ihrem Verständnis von Ehe und Familie den Betreffenden auch einen Neuanfang ermöglichen”, sagt Preiß und zitiert damit einen Vortrag von Kardinal Walter Kasper zum Thema Familienpastoral. Ein Vortrag, der auch vom Papst gewürdigt wurde. Kasper hat für wiederverheiratete Geschiedene einen Weg „zwischen Rigorismus und Laxismus“ gefordert - mehr dazu in Wiederverheiratete: Theologe will Licht in Grauzonen.

Der Bischof jedenfalls suche das Gespräch mit Pfarrer Preiß, erfährt religion.ORF.at auf Nachfrage aus der diözesanen Pressestelle. In Kirchberg will man zwar “den Willen des Bischofs respektieren”, aber in anderer Form ein “kreatives” Fortführen der Gottesdienste überlegen. Im Pfarrblatt zitiert man dazu die Apostel, als sie wegen ihrer Verkündigung vor den Hohen Rat zitiert wurden: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apg 5,29).

religion.ORF.at

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