Katholische Laien fordern Reformentscheidungen

Auf dem Weg hin zu mehr Glaubwürdigkeit und Lebensnähe haben kritische Laien in Deutschland von der römisch-katholischen Kirche konkrete Reformen gefordert.

„Unser dringender Appell ist: Wir brauchen konkrete Entscheidungen“, sagte Christian Weisner vom „Wir sind Kirche“-Bundesteam am Freitag in Magdeburg. Dort treffen sich bis zum Samstag unter dem Motto „Ich bin eine Mission - heute von Gott reden“ mehr als 300 Vertreter von Bistümern, des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, theologischer Fakultäten und Orden. Sie suchen Wege, wie Glaube heute besser verkündet werden kann.

Das Jahrestreffen ist das vierte von insgesamt fünf geplanten im sogenannten Gesprächsprozess der katholischen Kirche. Ihr gehören in Deutschland rund 24 Millionen Gläubige an. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, versicherte, der Gesprächsprozess bleibe nicht folgenlos. „Wir halten Punkte fest.“

„Große historische Stunde“

Es handele sich um einen längeren Weg. Die Gesprächskultur in der katholischen Kirche sei offener geworden. Der Prozess könne aber nicht das gesamte Gespräch der katholischen Kirche abbilden. Mit dem neuen Papst Franziskus sei auch eine neue Situation entstanden etwa bei Themen wie Ehe und Familie sowie Sexualität.

Die kritischen Laien von „Wir sind Kirche“ sehen mit Franziskus eine „große historische Stunde“, die von den deutschen Bischöfen aber nicht aktiv genutzt werde, sagte Weisner. „Wir müssen weg vom Verbotsmodus und in den Vorwärtsgang schalten.“ Veränderungen im Umgang mit geschiedenen und wiederverheirateten Menschen etwa zeichneten sich immer noch nicht ab.

Marx: Gebe Evangelium noch große Chancen

Mit Blick auf die stetig sinkenden Mitgliederzahlen der katholischen Kirche sagte Marx: „Ich muss die Zahlen akzeptieren, aber ich kann sie auch nicht so annehmen, dass sie mich niederdrücken und sagen: Morgen machen wir zu. Davon kann überhaupt nicht die Rede sein. Es ändert sich die Sozialgestalt der Kirche, aber ich geb’ dem Evangelium in Deutschland noch große Chancen.“ Marx sagte, es werde mehr Fantasie gebraucht, wie die Menschen in Berührung mit dem Glauben gebracht werden könnten.

Die katholische Kirche hatte den Gesprächsprozess 2010 begonnen, nachdem diverse Fälle von sexuellem Missbrauch bekanntgeworden waren. „Wir sind Kirche“ kritisiert, dass es sich um einen Insider-Gesprächsprozess handele, der von den Bischöfen dominiert werde. Die Reformgruppen seien nicht eingeladen.

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