Neues Islamgesetz: Aleviten mit Entwurf zufrieden

Im „Großen und Ganzen zufrieden“ hat sich der Pressesprecher der Islamisch Alevitischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IAGÖ), Riza Sari, mit dem Entwurf des neuen Islamgesetzes gezeigt.

Das Gesetz beinhalte „fast alle der von den Aleviten im Zuge der Verhandlungen geforderten Punkte“, nur bei „ein paar Kleinigkeiten“ sehe er Bedarf nachzuverhandeln, so Sari. Erleichterung habe vor allem die Aufnahme von fünf alevitischen Feiertagen in den Gesetzestext gebracht, durch welche alevitische Schüler nun die Möglichkeit bekommen würden, an diesen Tagen dem Unterricht entschuldigt fernzubleiben. Probleme gebe es aber nach wie vor bei der institutionellen Ausbildung von alevitischen Geistlichen.

Ausbildung Geistlicher als Problem

So könne bei den Aleviten prinzipiell nicht jeder in das Amt eines Geistlichen eintreten, da er vielmehr nachweislich von der Prophetenfamilie abstammen müsse. Daher sei eine Ausbildung im Rahmen der wissenschaftlichen Institutionen der islamischen Theologie schwierig.

Bestürzt äußerte sich Sari über den Terror, der derzeit durch den IS in Syrien und dem Irak verbreitet wird. Er plädierte für eine offene Auseinandersetzung mit dem Thema und einen Dialog aller islamischen Strömungen. Es sei ein „Faktum“, dass 99,9 Prozent aller Muslime in Österreich diese Barbarei ablehnen würden. Das Bild, das in der Folge über „den Islam“ in den Köpfen entstehe, sei allerdings verheerend, so der Pressesprecher.

Strömung des Islams

Das Alevitentum ist eine Strömung des Islams, die in erster Linie in Anatolien und in Syrien beheimatet ist. Aleviten beten nicht in Moscheen und legen den Koran nicht wörtlich aus, sondern suchen die Bedeutung hinter den Offenbarungen. Sie betreiben auch keine Geschlechtertrennung im Gebet, genauso wenig gibt es eine Kopftuchpflicht für Frauen.

Des Weiteren leben sie nicht nach den „Fünf Säulen des Islam“, weil sie diese „Säulen“ als Äußerlichkeiten ansehen. Diesen setzen sie eine eigene Mystik entgegen. Aufgrund dieser Haltung werden die Aleviten bis heute von anderen Konfessionen des Islam nicht als vollwertige Muslime angesehen. In ihrer Geschichte wurden die Aleviten immer wieder unterdrückt.

In Österreich etwa 70.000 Aleviten

Weltweit gehören den Aleviten bis zu 25 Millionen Gläubige an. In Österreich leben derzeit rund 70.000 von ihnen, wobei es Sari zufolge unmöglich ist, genaue Angaben zu machen, da die Religionszugehörigkeit auf Grund der losen institutionellen Strukturen im Islam traditionell schwierig zu ermitteln sei. Die IAGÖ ist seit 2013 als Religionsgesellschaft in Österreich staatlich anerkannt. Die staatliche Anerkennung des Alevitentums als Religionsgesellschaft in Österreich ist weltweit einzigartig.

Die Anerkennung der IAGÖ war allerdings von Unstimmigkeiten unter den verschiedenen Strömungen des Alevitentums begleitet. Neben der IAGÖ wollte auch die „Förderation der Aleviten-Gemeinden in Österreich“ zumindest den Status einer „religiösen Bekenntnisgemeinschaft“ erreichen. Das Ministerium entschied aber negativ. Schließlich gibt es als dritte Gruppe die sogenannten „Altaleviten“, der viele Kurden angehören und religiös nicht mehr als Teil des Islam gelten. Auch diese Gruppe hat den Status einer „religiösen Bekenntnisgemeinschaft“ beantragt.

religion.ORF.at/KAP

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