Uni Wien: Islamische Theologie teurer als veranschlagt
Laut Entwurf zum Islamgesetz, der sich bis Anfang November in Begutachtung befindet, sollen bis zum Jahr 2019 sechs Professuren an der Universität Wien eingerichtet werden, die dann jährlich insgesamt 960.000 Euro kosten. Der berechnete Aufwand im Jahr sei für einen „adäquaten, nachhaltigen Aufbau einer theologischen Ausbildung“ aber zu wenig, bemängelt die Universität in ihrer Begutachtungsstellungnahme.
Laut Kostenschätzung in der Gesetzesnovelle sollen im Jahr 2016 zwei Professuren besetzt werden, im Jahr darauf noch einmal zwei. Eine weitere Stelle würde 2018 folgen, die letzte schließlich 2019. Pro Professor rechnet man im Gesetzesentwurf mit 160.000 Euro an Personalaufwand. Der Sachaufwand soll im ersten Jahr zusätzlich 112.000 Euro betragen, 2018 dann 280.000 Euro - mehr dazu in Islamgesetz: Knappe Million für sechs Unilehrstellen.
Reuters/Herwig Prammer
Grundsätzlich grünes Licht für islamische Theologie
„Die Universität ist grundsätzlich bereit, bei hinreichender, zusätzlich zur Leistungsvereinbarung (etwa im Rahmen einer Gestaltungsvereinbarung) erfolgender Finanzierung durch den Bund frühestens ab 1. Oktober 2016 ein Studium der islamischen Theologie nach einem vom Senat der Universität Wien zu erlassenden Curriculum an der Universität einzurichten“, gibt das Rektorat in seiner Begutachtungsstellungnahme grundsätzlich grünes Licht für das Vorhaben. Notwendiges Personal könne „bei entsprechender Verfügbarkeit bereits ab 1. Jänner 2016 angestellt werden“.
Zwar sei die Annahme der Professuren „aus heutiger Sicht adäquat“. Das Rektorat weist aber darauf hin, „dass im Bereich des Sachaufwands insbesondere auch Raumkosten anfallen werden“. Zudem seien in der Folgenabschätzung keinerlei weitere Personalressourcen vorgesehen. Für ein „adäquates Arbeitsumfeld“ sollten zusätzlich zwei Universitätsassistenten je Professur (ca. 62.000 Euro im Jahr) sowie zwei bis drei Mitarbeiter in der Verwaltung (44.000 Euro im Jahr) vorgesehen werden.
Studium für alle Interessierten offen
Eine weitere Anregung hat die Universität Wien in ihrer Stellungnahme parat: Die derzeitige Formulierung zum Studium erwecke den Eindruck, dass die islamisch-theologische Ausbildung „lediglich islamischen Religionsgesellschaften zur Verfügung gestellt werde“. Tatsächlich sollte diese aber „nach den allgemeinen universitätsgesetzlichen Regelungen allen Interessierten, unabhängig vom jeweiligen Religionsbekenntnis, offenstehen“.
religion.ORF.at/APA
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