Bartholomaios: „Großer Schritt in Richtung Einheit“

Im Zeichen der Einheit ist das Martinsfest in der Diözese Eisenstadt gestanden. Bischof Ägidius Zsifkovics begrüßte zum Festgottesdienst am Dienstag den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. im Martinsdom .

Mit dem Patriarchen waren auch Metropolit Arsenios (Kardamakis) und weitere Metropoliten des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel nach Eisenstadt gekommen, Superintendent Manfred Koch vertrat die evangelische Kirche. Die Diözese Eisenstadt hat der Griechisch-orthodoxen Kirche in Österreich ein kirchliches Grundstück in St. Andrä am Zicksee zur Verfügung gestellt. Dort soll das erste orthodoxe Kloster Österreichs entstehen.

Stiftungsurkunde überreicht

Im Rahmen des Gottesdienstes wurde die Stiftungsurkunde für das neue Kloster in deutscher und griechischer Sprache verlesen. Mit dem Kloster soll den orthodoxen Christen Pannoniens eine spiritueller Ort geschenkt werden, heißt es in der Urkunde. Das neue Kloster solle „einen Raum gelebter, von Nächstenliebe und Respekt getragener Ökumene zwischen orthodoxen und katholischen Christen“ ermöglichen. Unterzeichnet ist die Urkunde von Bischof Zsifkovics und Metropolit Arsenios. Ein Exemplar der Urkunde überreichte Bischof Zsifkovics an Patriarch Bartholomaios, das zweite Exemplar an Metropolit Arsenios.

Vertreter der Pfarre St. Andrä überreichten im Anschluss eine Kopie der Andreas-Statue in der Pfarrkirche von St. Andrä an Patriarch Bartholomaios. Der Apostel Andreas ist sowohl Patron von St. Andrä als auch des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel. - Der Ökumenische Patriarch hat bereits am Montagabend St. Andrä besucht und dabei auch das Grundstück besichtigt, wo das Kloster entstehen soll. In der Pfarrkirche betete der Patriarch für die Einheit der Christen und für das gute Gelingen des Klosterprojekts.

„Historischer Tag“

Patriarch Bartholomaios dankte der Katholischen Kirche im Burgenland für die Hilfe bei der Errichtung eines orthodoxen Klosters. Dieses neue Kloster solle zur Einheit der Christen beitragen, betonte der Patriarch in seiner Ansprache zum Martinsfest-Gottesdienst. Er sprach von einem „historischen Tag“ und einem großen Schritt in Richtung Einheit der Christen.

Die Christen müssten gemeinsam den Herausforderungen der Gegenwart begegnen, zeigte sich Bartholomaios überzeugt. „Trotz der scheinbaren Freiheit, der Entfaltung der Würde der sogenannten Menschenrechte, der Religionsfreiheit und der Identität des Menschen kommt es in den letzten Jahren zum irrationalen Aufkommen des religiösen Fanatismus, zu Intoleranz, zu Leiden auf Grund mangelnder Bruderliebe und zu Rachegelüsten.“ Diesen Problemen entgegenzutreten sei Aufgabe aller Christen. Eindringlich rief der Patriarch zu einem „guten Klima der Versöhnung und der Zusammenarbeit zwischen den Kirchen“ auf.

Patriarch Bartholomaios zeigte sich zugleich sehr zuversichtlich, dass der kommende Besuch von Papst Franziskus im Phanar, seinem Amtssitz in Istanbul, zum Andreasfest am 30. November reiche Früchte tragen werde. Wörtlich sagte er: „Wir erwarten ihn mit Freude und Rührung, um die Bemühungen, den Kampf und das Ringen um die Versöhnung und die Einheit des menschlichen Geschlechtes fortzusetzen, aber auch um den Weg zur Vereinigung unserer Kirchen zu einer Kirche zu bekräftigen, gemäß dem Glauben und dem Dogma der Kirche des ersten Jahrtausends.“

Den Theologen zuvorkommen

Der offizielle theologische Dialog zwischen orthodoxer und katholischer Kirche müsse noch viele Herausforderungen bestehen, räumte Bischof Zsifkovics in seinem Grußwort an den Ökumenischen Patriarchen ein, „doch wir dürfen dabei nicht vergessen, dass die volle und sichtbare Einheit aller Söhne und Töchter Jesu in erster Linie nicht durch Debatten und Konsenspapiere zu erreichen ist“. Die Einheit sei nicht „machbar“, die Einheit der Christen sei kein intellektueller sondern ein spiritueller Prozess.

„Wartet nicht auf die Theologen“, zitierte der Eisenstädter Bischof Papst Franziskus, der zu mehr Bemühungen in der Ökumene aufgerufen hatte. Zsifkovics: „Wir sollen zusammen vorangehen, füreinander beten und miteinander Werke der Barmherzigkeit tun und dabei nicht erst auf Einigung in theologischen Fragen warten.“ Wichtiger als Konsenspapiere und ökumenische Erklärungen sei es, „dass wir alle in der Liebe und im Glauben wachsen. Dann wird uns auch eines Tages die Einheit geschenkt werden.“

Grußwort des Papstes

Mit Bischof Zsifkovics konzelebrierten bei dem Festgottesdienst am Dienstag u.a. Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, der Südtiroler Bischof Ivo Muser, der Apostolische Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, Altbischof Paul Iby und der Hochmeister des Deutschen Ordens, Bruno Platter.

Kardinal Koch verlas am Ende des Gottesdienstes ein Grußwort von Papst Franziskus. In diesem Grußwort würdigt der Papst die ökumenische Geste der Diözese Eisenstadt und hebt zugleich die Brückenfunktion zwischen Ost und West hervor, die der Diözese zukomme. Das habe schon Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch im Burgenland 1988 den hiesigen Christen ans Herz gelegt, erinnert Papst Franziskus.

religion.ORF.at/KAP

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