Fischer beim Papst: Einladung nach Österreich

Bundespräsident Heinz Fischer hat am Donnerstag bei seinem Staatsbesuch im Vatikan Papst Franziskus zu einem Besuch nach Wien eingeladen. „Die Einladung ist vom Papst im Prinzip angenommen worden“, berichtete Fischer.

„Angesichts des dichten Reiseprogramms des Heiligen Vaters wird der Österreich-Besuch nicht 2015, sondern erst später stattfinden können. Jedenfalls weiß der Vatikan, dass Österreich bereit ist, einen geeigneten Termin für den Besuch zu finden“, berichtete Fischer nach seinem Vatikan-Besuch im Gespräch mit Journalisten.

Den Besuch bei Franziskus bezeichnete der Bundespräsident als „interessant, angenehm und sehr harmonisch“. „Vom ersten Augenblick an, hat man den Eindruck, dass keine Mauer, keine Distanz besteht, sondern dass der Papst ein interessierter und wohlwollender Gesprächspartner ist, der über Österreich Bescheid weiß. Franziskus hat viele Fragen zur Lage in Österreich gestellt“, erklärte Fischer.

Bundespräsident Heinz Fischer trifft Papst Franziskus im Vatikan

APA/Hans Klaus Techt

Bundespräsident Heinz Fischer zu Besuch beim Papst

„Interessierter, wohlwollender Gesprächspartner“

Beim Gespräch mit dem Papst habe er auch die Frage der Nachfolge des Grazer Bischofs Egon Kapellari angesprochen. „Ich habe dem Papst gesagt, dass ein Bischof im Süden des Landes darauf wartet, zu erfahren, wer sein Nachfolger wird. Franziskus wusste, worum es geht“, erklärte Fischer. Auch im Gespräch mit dem vatikanischen Staatssekretär Pietro Parolin, habe er das Thema von Kapellaris Nachfolge angesprochen.

„Willkommen“, begrüßte Papst Franziskus das österreichische Staatsoberhaupt zunächst auf Deutsch. Fischer bedankte sich für die Begegnung. Das Gespräch wurde anschließend mit Hilfe eines Dolmetschers geführt. Als Geschenk überbrachte der Gast dem Papst eine Lithografie des Wiener Stephansdoms sowie eine CD mit der Mozart-Oper „Cosi fan tutte“. Franziskus revanchierte sich mit einer Pontifikatsmedaille sowie einem Exemplar des Lehrschreibens „Evangelii gaudium“, das als Programmschrift seines Pontifikates gilt.

„Bitte signieren“

„Aber Sie müssen es mir bitte signieren“, meinte der Präsident, was Franziskus umgehend tat. Danach begann das Vieraugengespräch Fischers mit dem Papst. Wie es im anschließend vom Vatikan veröffentlichten Kommunique heißt, hätten Papst Franziskus und Bundespräsident Fischer über bilaterale Fragen, aber auch über die Situation im Nahen Osten, die Flüchtlingsproblematik, die Lage der verfolgten Christen und die bevorstehenden Reisen des Papstes gesprochen.

Gespräch über Flüchtlingsproblematik

„Der Papst war darüber informiert, dass Österreich 1.500 Syrer außerhalb der offiziellen Flüchtlingsquoten aufgenommen hat. Ich habe dem Heiligen Vater berichtet, dass Österreich rein quantitativ zu den EU-Mitgliedsstaaten zählt, die im Vergleich zur Bevölkerungszahl die meisten Flüchtlings- und Asylanten aufgenommen haben“, berichtete Fischer. Der Papst habe gemahnt, die Not von Flüchtlingen ernst zu nehmen. „Er drängt auf gesamteuropäische Lösungen für die Flüchtlingsproblematik“, erklärte Fischer.

Der Bundespräsident berichtete dem Oberhaupt der katholischen Kirche auch über die Diskussion in Österreich über das König-Abdullah-Zentrum für Interreligiösen und Interkulturellen Dialog (KAICIID). „Es hat Übereinstimmung gegeben, dass diese Problem nicht aus der momentanen Situation beurteilt, sondern objektiv und längerfristig betrachtet werden muss. Der Papst meint, man dürfe keine voreiligen Entscheidungen treffen, sondern die Diskussion auf die richtigen Geleise bringen. Der Papst hält den interreligiösen Dialog für besonders wichtig“, so Fischer. Franziskus habe sich über die Lage der verfolgten Christen besorgt gezeigt und Druck für Lösungen auf internationaler Ebene gemacht.

„Sehr zufrieden“ über Bischofssynode

Über die Bischofssynode zur Familienpastorale, die im vergangenen Oktober im Vatikan stattgefunden hatte, habe sich der Papst positiv geäußert, berichtete Fischer weiter. „Er hat sich sehr zufrieden über die lebhaften Diskussionen zu den verschiedenen Problemen gezeigt, die von allen Seiten beleuchtet worden sind“, so Fischer.

Bundespräsident Heinz Fischer trifft Papst Franziskus im Vatikan

APA/Hans Klaus Techt

Dem Austausch von Geschenken folgte ein Vieraugengespräch

Auch über den Konflikt in der Ukraine wurde bei dem Vierausgengespräch diskutiert: „Wir teilen die Meinung, dass Russland, die Ukraine und die EU einander auf Augenhöhe begegnen müssen, um Gegensätze und Konflikte zu überwinden und weitere Spannungen zu verhindern“, erklärte der Bundespräsident.

Reisepläne des Papstes

Der Papst habe ihm unter anderem über seinen bevorstehenden Besuch beim EU-Parlament in Straßburg berichtet. „Die Ansprache dafür hat der Papst bereits fertig geschrieben“, berichtete Fischer. Außerdem habe ihm Franziskus über die Pläne für seine bevorstehende Reise in die Türkei berichtet.

Bei seinem Rom-Besuch wurde Fischer von einer hochrangigen Delegation begleitet, darunter Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP), Bundesratspräsidentin Ana Blatnik (SPÖ) und WKÖ-Präsident Christoph Leitl. Fischer hatte am Dienstag seinen dreitätigen Staatsbesuch in Italien und im Vatikan begonnen. Er hatte am Dienstag den italienischen Präsidenten Giorgio Napolitano und Premier Matteo Renzi getroffen.

Am Mittwochnachmittag hatte Fischer den Sitz der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Rom besucht. In der Kirche des Päpstlichen Instituts Santa Maria dell’Anima wurden das Staatsoberhaupt und seine Frau Margit von dessen Leiter, dem Oberösterreicher Franz Xaver Brandmayr, begrüßt. Anschließend folgte ein kurzer Rundgang durch das um 1523 vollendete Gotteshaus. Der Präsident flog am Donnerstagnachmittag nach Wien zurück.

religion.ORF.at/APA/KAP