Papst mahnt im Europarat zu Frieden und Versöhnung

Papst Franziskus hat am Dienstag in einer Rede vor dem Europarat in Straßburg zu Engagement für den Frieden aufgerufen. Notwendig sei die Förderung von Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaat.

Es genüge nicht, die Kriege einzudämmen und die Kämpfe einzustellen, sagte Franziskus. Wahrer Frieden gründe stets auf der „Versöhnung der Menschen“ und könne nicht aufgezwungen oder zweckbedingt sein. Indirekt ging der Papst in seiner Rede auch auf den Ukraine-Konflikt ein. Auch in Europa hörten die „Spannungen“ nicht auf, sagte er.

Papst Franziskus hält eine Rede vor dem Europarat in Straßburg

Reuters/Vincent Kessler

Papst Franziskus spricht vor dem Europarat in Straßburg

Wörtlich sagte er weiter: „Wie viel Schmerz und wie viele Tote gibt es noch in diesem Kontinent, der den Frieden herbeisehnt und doch leicht den Versuchungen von einst verfällt.“ Konkrete Länder nannte er nicht. Russland und die Ukraine sind beide Mitglieder des Europarats. Die Suche des Rats nach einer politischen Lösung der gegenwärtigen Krisen bezeichnete Franziskus als „wichtig und ermutigend“.

Für Vorgehen gegen Menschenhandel

Franziskus rief den Europarat zudem zu einem entschiedenen Vorgehen gegen Menschenhandel sowie einen unkontrollierten Waffenhandel auf. Beide Phänomen seien oft miteinander verbunden. Der Europarat könne mit seinen Komitees und Expertengruppen einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung „solcher Formen der Unmenschlichkeit“ leisten.

Kritisch äußerte sich der Papst zum gegenwärtigen Zustand Europas. Heute habe man das „Bild eines verletzten Europas vor Augen“, das Herausforderungen anscheinend nicht mehr „mit der früheren Lebenskraft und Energie“ bewältigen könne. Europa müsse darüber nachdenken, ob sein „gewaltiges Erbe“ ein „bloßes museales Vermächtnis der Vergangenheit“ sei, oder ob es noch imstande sei, „die Kultur zu inspirieren und seine Schätze der gesamten Menschheit zu erschließen“.

„Müdes und pessimistisches Europa“

Der Papst beklagte ein „etwas müdes und pessimistisches Europa“, das sich durch die Neuheiten, die von anderen Kontinenten kämen, „belagert fühlt“. Als Ursachen für die gegenwärtige Schwäche des Kontinents nannte er einen fortschreitenden Individualismus, der „menschlich arm und kulturell unfruchtbar“ mache, sowie einen „Kult des Überflusses“ und der „Wegwerf-Kultur“.

Zugleich warb der Papst für eine „neu belebte Verbindung“ zwischen Christentum und Europa. Dabei verwies er auf die Gefahr eines „überzogenen Individualismus“. Auch beim „Lebensschutz“, dem Umweltschutz, der Flüchtlingshilfe und dem Kampf gegen Arbeitslosigkeit sei eine enge Kooperation zwischen dem Europarat und dem Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) wünschenswert.

Europa brauche eine positive Annahme seiner Multipolarität und einen umfassenden Dialog zwischen den Generationen, Kulturen und Religionen. „Mein Wunsch ist, dass Europa mit der Wiederentdeckung seines historischen Erbes und der Tiefe seiner Wurzeln jene geistige Jugend wiederfindet, die es fruchtbar und bedeutend gemacht hat“, sagte der Papst am Schluss seiner Ansprache.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Link: