Papst besucht Sri Lankas neuen Präsidenten Sirisena

Papst Franziskus ist am Dienstag mit Sri Lankas neuem Staatspräsidenten Maithripala Sirisena zusammengekommen. Die rund einstündige Unterredung fand im Präsidentenpalast statt.

Staatspräsident Sirisena hatte den Papst bereits am Morgen bei der Ankunft auf dem Flughafen von Colombo willkommen geheißen. Der Papst hält sich seit Dienstagmorgen mitteleuropäischer Zeit in Sri Lanka auf.

Nach seiner Ankunft im Präsidentenpalast trug sich Franziskus zunächst in das Goldene Buch ein, bevor er sich mit dem Gastgeber zu einem Vier-Augen-Gespräch zurückzog. Zwar hatte Franziskus seine Begrüßungsansprache auf dem Flughafen auf Englisch gehalten, das Gespräch mit Sirisena führte er jetzt jedoch mit Hilfe eines Dolmetschers auf Italienisch. Anschließend stellte das neue Staatsoberhaupt dem Papst seine Familie vor.

Der Präsident war erst vergangene Woche überraschend zum Nachfolger von Mahinda Rajapaksa gewählt worden, der das Land seit 2005 regierte. Papst Franziskus ist sein erster internationaler Gast.

„Heilung ist jetzt notwendig“

Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Sri Lanka die Angehörigen der verschiedenen Religionsgemeinschaften zum Dialog aufgerufen. "Was jetzt notwendig ist, sind Heilung und Einheit, nicht mehr Konflikt und Spaltung", sagte der 78-jährige Papst am Dienstag bei einem interreligiösen Treffen in Colombo. Die Tropeninsel litt bis 2009 jahrzehntelang unter einem Bürgerkrieg. Der Konflikt schwelt bis heute, auch weil die bisherige Regierung eine Aussöhnung kaum vorantrieb.

Franziskus betonte, "dass man weder seine ethnische noch seine religiöse Identität aufgeben muss, um mit den Brüdern und Schwestern in Harmonie zu leben". Die Menschen sollten miteinander sprechen, um sich zu verstehen und zu achten. Nur 6,1 Prozent der Sri Lanker sind Katholiken; mehr als drei Viertel sind Buddhisten. Außerdem leben auf der ethnisch und religiös geteilten Insel im Indischen Ozean auch zahlreiche Hindus und Muslime.

Dialog zwischen den Religionen

Papst Franziskus warb bei seinem Treffen mit mehreren hundert Muslimen, Buddhisten, Hinduisten und Vertretern christlicher Kirchen zugleich für einen Dialog zwischen den Religionen. Die katholische Kirche lehne nichts von dem ab, „was in diesen Religionen wahr und heilig ist“. Sie bringe deren Lebensweisen, Geboten und Lehren „hohe Wertschätzung“ entgegen und wolle mit allen Menschen guten Willens für das Wohl Sri Lankas zusammenarbeiten. Der interreligiöse Dialog müsse weiter vertieft werden, so der Papst.

Während der Zusammenkunft im Kongresszentrum von Colombo wurden nacheinander ein buddhistischer Gesang angestimmt, ein hinduistischer und ein islamischer Segen erteilt und ein ökumenisches Gebet gesprochen. Begrüßt wurde der Papst von einem islamischen Gelehrten, einem buddhistischen Mönch, einem hinduistischen Priester und einem anglikanischen Bischof.

Gegen Ausklammerung kontroverser Themen

Franziskus wandte sich auch gegen eine Ausklammerung kontroverser Themen im Dialog der Religionen. Dieser könne nur dann erfolgreich sein, wenn er auf einer „vollständige und freimütige Darlegung der jeweiligen Überzeugungen“ gründe. Man müsse weder die ethnische noch die religiöse Identität aufgeben, um mit seinen Mitmenschen in Harmonie zu leben, so Franziskus.

70 Prozent der rund 20 Millionen Einwohner Sri Lankas sind Buddhisten. Katholiken bilden laut dem Vatikan eine Minderheit von 7 Prozent. Knapp 13 Prozent sind Hindus und knapp 10 Prozent Muslime.

religion.ORF.at/APA/dpa/KAP

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