Islamischer Würdenträger verurteilt vor Papst Terror

Sheikh Maulawi Fazil hat bei einem interreligiösen Treffen mit Papst Franziskus Terrorismus im Namen der Religion scharf verurteilt: „Der Islam steht nicht in Verbindung mit solch schrecklichen Taten“.

Die Täter seien Verbrecher, die sich nicht auf den Islam berufen könnten. Dieser sei eine Religion der Liebe, des Friedens und der Harmonie. Immer habe es in der Geschichte jedoch Menschen gegeben, die terroristische Verbrechen mit dem Glauben gerechtfertigt hätten. „Wir müssen uns gegenseitig unterstützen, um eine gemeinsame Nation für die ganze Menschheit zu bauen“, so der islamische Geistliche.

Papst Franziskus bei einem interreligiösen Treffen in Sri Lanka

Reuters/Stefano Rellandini

Sheikh Maulawi Fazil begrüßt Papst Franziskus bei einem interreligiösen Treffen in Colombo

Auch Franziskus verurteilte bei dem Treffen jede Form von religiös begründeter Gewalt. „Wir müssen unsere Gemeinschaften klar und unzweideutig auffordern, die Grundsätze des Friedens und der Koexistenz, die sich in jeder Religion finden, uneingeschränkt zu leben und Gewalttaten zu verurteilen“, sagte der Papst. In Colombo war er am ersten Tag seiner einwöchigen Asienreise mit buddhistischen, hinduistischen, islamischen und christlichen Repräsentanten zusammengetroffen.

Botschaft der Gemeinsamkeit

Vatikansprecher Federico Lombardi bezeichnete die Begegnung der vier wichtigsten Religionen Sri Lankas anschließend als „sehr, sehr starke Botschaft“ der Gemeinsamkeit. Ein ebenso breit angelegtes Treffen sei beim Besuch von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) im Jahr 1995 noch am Widerstand von buddhistischer Seite gescheitert. Zufrieden zeigte sich Lombardi auch darüber, dass die befürchteten Demonstrationen radikaler Buddhisten in Sri Lanka gegen die Reise von Papst Franziskus bisher ausgeblieben seien.

Papst Franziskus bei einem interreligiösen Treffen in Sri Lanka

Reuters/Stefano Rellandini

Buddhistische Mönche hören die Ansprache von Papst Franziskus während des interriligiösen Treffens in Colombo. Der Papst spricht über die Verletzungen des Bürgerkriegs in Sri Lanka

Lombardi äußerte sich begeistert vom Empfang der Menschen in Sri Lanka für Papst Franziskus. „So etwas haben wir nur ganz selten erlebt, wir sind sehr, sehr, sehr beeindruckt“, sagte der Vatikansprecher am Dienstag. Bis zu 300.000 Srilanker „oder noch mehr“ hatten Franziskus am Morgen an der Strecke vom Flughafen der Hauptstadt Colombo ins Zentrum jubelnd begrüßt.

Hunderttausende begrüßen den Papst

„Auf einer Länge von 28 Kilometern standen ohne Unterbrechung Menschen“, so Lombardi. Derartige Begrüßungsszenen kenne er allenfalls aus Mexiko oder Polen während der Besuche von Papst Johannes Paul II. (1978-2005), nicht jedoch aus mehrheitlich nichtkatholischen Ländern. Unter der Menge seien neben Katholiken unübersehbar auch viele Angehörige anderer Religionen des Inselstaates gewesen, so der Sprecher.

Wegen des Massenandrangs kam das mit Plexiglas überdachte Papamobil bei tropischer Hitze nur langsam voran; die Fahrt dauerte eine Stunde länger als geplant. Das vorgesehene Treffen des Papstes mit den Bischöfen des Landes entfiel deshalb. Neben der langen Zeitverzögerung sei Franziskus danach auch ziemlich müde gewesen, auch wegen des fehlenden Sonnenschutzes, begründete Lombardi die Absage. Die Bischöfe hätten dafür volles Verständnis gehabt. Nach der Mittagspause habe das Kirchenoberhaupt die weiteren Programmpunkte dann ausgeruht angehen können.

Papst Franziskus bei einem interreligiösen Treffen in Sri Lanka

Reuters/Ettore Ferrari

Ndu-Kurukkal SivaSri T. Mahadeva, ein hochrangiger Vertreter der Hindus begrüßt Papst Franziskus

Lombardi zeigte sich auch beeindruckt davon, dass der neue srilankische Staatspräsident Maithrapala Sirisena den Papstbesuch als einen „Segen“ bezeichnete. Dies sei für einen Nichtchristen ein bemerkenswertes Zeichen. Der in der vergangenen Woche zum Staatsoberhaupt gewählte Präsident ist Buddhist und gehört damit der Mehrheitsreligion Sri Lankas an. Rund 13 Prozent sind Hindus, etwa 10 Prozent Muslime. Nur 7 Prozent gehören der katholischen Kirche an.

Franziskus war am Dienstag auf der südasiatischen Insel gelandet. Am Donnerstag reist er weiter auf die Philippinen.

religion.ORF.at/KAP/APA

Mehr dazu: