Papst besuchte Colombos buddhistischen Tempel

Papst Franziskus hat in Sri Lanka überraschend einen buddhistischen Tempel besucht. Das gab Vatikansprecher Federico Lombardi am Mittwoch in der Hauptstadt Colombo bekannt.

Zuvor habe der Papst dort eigentlich das am Dienstag ausgefallene Treffen mit den srilankischen Bischöfen nachholen wollen. Als sich deren Rückkehr vom Marienheiligtum Madhu verzögerte, habe Franziskus kurzerhand die Einladung eines buddhistischen Repräsentanten in den nahe gelegenen Mahabodhi-Tempel angenommen.

Papst Franziskus besucht buddhistischen Tempel Colombo

EPA/Osservatore Romano / Handout

Papst Franziskus hat in Sri Lanka überraschend einen buddhistischen Tempel besucht

Besichtigung und Gebetsgesang

Im Tempel hätten ihm die Mönche bei einem Rundgang das Gebäude erklärt, der Papst, der dazu gemäß der Sitte seine Schuhe auszog, habe unter anderem eine große Buddha-Statue im Zentrum des Tempels betrachtet, berichtete Lombardi.

Als die Mönche nach Öffnung eines Reliquiengefäßes einen Gebetsgesang anstimmten, hörte Franziskus nach den Worten des Vatikansprechers „mit großem Respekt zu“. Zu einem Moment der Andacht und der Stille sei es jedoch nicht gekommen. Die Atmosphäre während des rund 20-minütigen Besuchs bezeichnete Lombardi als „sehr freundlich“. Danach habe sich Franziskus zu den inzwischen eingetroffenen Bischöfen in den Sitz des Erzbischofs begeben.

Privates Treffen mit abgewähltem Präsidenten

Der spontane Besuch sei im Zeichen einer Stärkung des interreligiösen Dialogs gestanden. Bereits am Dienstag war Franziskus bei einem interreligiösen Treffen in Colombo unter anderem mit buddhistischen Mönchen zusammengetroffen. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte 1984 in Bangkok als erster Papst einen buddhistischen Tempel besucht.

Lombardi berichtete weiter, dass der Papst mit dem abgewählten Präsidenten des Landes, Mahinda Rajapaksa, zusammengetroffen sei. Die rund 15-minütige Begegnung in der Apostolischen Nuntiatur in Colombo sei auf Wunsch Rajapaksas zustande gekommen. Der ehemalige Präsident habe den Papst ursprünglich zu dessen derzeitigem Besuch in den Inselstaat eingeladen und hätte ihn protokollgemäß empfangen, erklärte Lombardi.

Deshalb habe Franziskus dem Treffen nach seiner Rückkehr vom nord-srilankischen Marienheiligtum Madhu zugestimmt. Die Begegnung, an der den Angaben zufolge auch Rajapaksas Ehefrau und sein Bruder teilnahmen, habe „rein privaten Charakter“ gehabt.

Rajapaksa war in der vergangenen Woche, bei von ihm vorgezogenen Neuwahlen, überraschend seinem Konkurrenten Maithripala Sirisena unterlegen. Dieser wurde unmittelbar vereidigt und empfing am Dienstag den Papst auf dem Flughafen von Colombo. Wegen seines autoritären Regierungsstils und dem Vorwurf der Günstlingswirtschaft war Rajapaksa international umstritten.

Treffen mit den Bischöfen nachgeholt

Das Treffen mit den Bischöfen Sri Lankas hat der Papst laut Lombardi am Mittwoch nach dem Tempelbesuch nachgeholt. Franziskus hatte die für Dienstag nach Ankunft in Sri Lanka geplante Begegnung am Sitz des Erzbischofs ausfallen lassen. Die Begrüßungsfahrt vom Flughafen ins Zentrum hatte zuvor wegen des unerwarteten Massenandrangs eine Stunde länger gedauert als geplant. Franziskus hatte anschließend eine Ruhepause eingelegt.

Diesmal seien jedoch die Bischöfe nicht rechtzeitig am Treffpunkt gewesen, teilte Lombardi mit. In Sri Lanka wirken insgesamt 20 katholische Orts- und Weihbischöfe.

Begnadigung für Gefangene

Unterdessen hat Sri Lanka anlässlich des Besuchs des Papstes am Mittwoch 692 Strafgefangene entlassen. In den Genuss der Amnestie kamen Verurteilte, die wegen kleinerer Vergehen im Gefängnis saßen, sowie Häftlinge über 75 Jahre, wie die Online-Zeitung „Colombo Page“ (Mittwoch) meldete.

Die Haftdauer anderer Straftäter werde für jedes Jahr Freiheitsstrafe um eine Woche verkürzt, sagte der Chef des Justizvollzugs, Chandraratna Pallegama. Die Straferleichterung geht seinen Worten zufolge auf eine Entscheidung von Justizminister Wijedasa Rajapaksa zurück.

Papst Franziskus hält sich seit Dienstag zu einem zweitägigen Besuch in Sri Lanka auf. Zu Beginn seines Aufenthalts war er mit dem neuen Staatspräsidenten Sirisena an dessen Amtssitz in Colombo zusammengetroffen.

religion.ORF.at/KAP

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