Papst auf den Philippinen: Hunderttausende jubeln ihm zu
Gegen 17.40 Uhr Ortszeit (10.40 Uhr mitteleuropäischer Zeit) landete der Airbus der SriLankan Airlines nach über sechsstündigem Flug von Colombo kommend, auf dem Villamor-Flughafen der Hauptstadt Manila. Der Papst wurde von Staatspräsident Benigno Aquino, Kardinal Luis Antonio Tagle und anderen Spitzenvertretern aus Staat und Kirche empfangen. Es ist die zweite Station der einwöchigen Asienreise des Papstes.
Aufruf des Erzbischofs zum Papst zu kommen
Der Erzbischof Socrates Villegas, der der Katholischen Bischofskonferenz der Philippinen vorsitzt, rief alle Gläubigen auf, zahlreich zu den Kundgebungen des Papstes zu kommen. „Jeder Schritt, den er macht, jedes Auto, mit dem er fährt, jeder Moment, den er bei uns ist, ist für uns kostbar.“ Tausende Kinder waren in Manila auf dem Flughafen, um das Oberhaupt der katholischen Kirche mit Tänzen und Gesängen zu empfangen.
In dem südostasiatischen Inselstaat, in dem die katholische Kirche über eine glühende Anhängerschaft verfügt, läuteten zur Begrüßung am Donnerstag im ganzen Land die Kirchenglocken. Am Flughafen von Manila empfingen hunderte Kinder das katholische Kirchenoberhaupt. Hunderttausende Menschen versammelten sich entlang der Route zur Vatikan-Botschaft in der Hauptstadt, wo der Papst die Nacht verbringen sollte.
„Es ist ein Segen, den Papst zu sehen. Darum sind wir hier“, sagte die 35-jährige Jeannie Blesado, die mit unzähligen anderen Gläubigen bereits sechs Stunden vor Eintreffen des Papstes am Straßenrand wartete.
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Fahrt mit rasantem Tempo
Anders als erhofft konnten die Besucher am Donnerstagabend (Ortszeit) nur einen kurzen Blick auf Papst Franziskus erhaschen. Das Papamobil jagte mit rasanter Geschwindigkeit im Scheinwerferlicht an Hunderttausenden jubelnden Menschen vorbei. Der Innenminister hatte eine Tour von drei Stunden versprochen, aber die Pforten der Residenz des Päpstlichen Nuntius schlossen sich schon nach 38 Minuten hinter dem Papst.
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Flor Morados (77) hatte am Flughafen acht Stunden ausgeharrt. Obwohl alles schnell ging, war sie zufrieden: „Allein das Flugzeug von Papst Franziskus zu sehen, macht mich glücklich.“ „Es war eine tolle spirituelle Erfahrungen für den Papst“, sagte dessen Sprecher Federico Lombardi.
Dekoration wurde wieder abgenommen
Arbeiter nahmen am Tag vor der Ankunft des Papstes noch mehrere riesige Plakate mit dem Konterfei des Papstes von Hauswänden und Reklametafeln. Dies ging auf Bitten des Vatikans zurück: der Papst sehe lieber Bilder von Jesus und Heiligen als von sich selbst in den Straßen, hieß es.
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Franziskus und das fliegende Scheitelkäppchen
Das Scheitelkäppchen des Papstes ist dem frischen Wind in Asien wohl nicht gewachsen. Papst Franziskus versuchte gleich mehrfach vergeblich, seine Kopfbedeckung vor einem Windstoß zu retten. Eigentlich gehört die Kappe, der Pileolus (von lateinisch pileus = Kappe) allzeit auf den päpstlichen Kopf.
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In Manila segelte das Käppchen bei der Ankunft am Donnerstag direkt nach der Öffnung der Flugzeugtür in hohem Bogen auf den Asphalt. Bei der Ankunft in Sri Lanka war es am Dienstag ähnlich. Franziskus ließ sich aber in seiner typischen Gelassenheit auch kappenlos nicht aus der Ruhe bringen. Er setzte die Begrüßung barhäuptig fort, bis jemand ihm eine Ersatzkappe besorgte. Doch auch die flog bald davon.
Die Kappe ist kreisrund und sieht der jüdischen Kippa ähnlich. Katholische Geistliche tragen sie seit dem 12. Jahrhundert, der Papst in weiß, Kardinäle in scharlachrot, Bischöfe in violett und Priester in schwarz. Sie sollte wohl früher die Tonsur, eine damals übliche kreisrunde Rasur geistlicher Würdenträger am Hinterkopf, bedecken. Das päpstliche Stück wird aus Moire-Seide gemacht.
„Meinungsfreiheit hat auch Grenzen“
Die Meinungsfreiheit hat nach Ansicht von Papst Franziskus auch ihre Grenzen - vor allem, wenn sie religiöse Gefühle anderer verletzt. Jeder Mensch habe nicht nur die Freiheit, sondern auch die Pflicht, im Namen des Gemeinwohls seine Meinung zu sagen, sagte der Papst mit Bezug auf die Terroranschläge in Frankreich bei einer Pressekonferenz im Flugzeug auf dem Weg in die philippinische Hauptstadt Manila.
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Man dürfe aber niemanden beleidigen oder in seinem Glauben herausfordern, zitierte die Nachrichtenagentur Ansa den Papst weiter. „Wenn Dr. Gasbarri (der Reiseorganisator des Papstes), mein lieber Freund, meine Mutter beleidigt, erwartet ihn ein Faustschlag. Denn man kann den Glauben der anderen nicht herausfordern, beleidigen oder lächerlich machen.“
Papst Franziskus betonte mit Blick auf die Anschläge islamistischer Attentäter auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ und einen koscheren Supermarkt, dass man im Namen der Religion nicht töten dürfe. „Das, was gerade passiert, erstaunt uns. Aber denken wir immer an unsere Geschichte, wir haben große Religionskriege gehabt, denken Sie an die Bartholomäusnacht. Wir sind auch Sünder, aber man darf im Namen Gottes nicht töten.“
Grußtelegramm an Vietnam
Noch auf dem Weg auf die Philippinen hatte Papst Franziskus Vietnams Staatspräsident Truong Tan Sang und dem vietnamesischen Volk sein Gebet zugesichert und ihnen „Glück und Wohlergehen“ gewünscht. Beim Flug über die sozialistische Republik ließ Franziskus am Donnerstag ein entsprechendes Telegramm aus dem Cockpit senden. Das Land hatte 1975 die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan abgebrochen.
Seit längerem bemühen sich jedoch beide Seiten laut Kathpress um eine Annäherung. Im Oktober hatte Franziskus den vietnamesischen Ministerpräsidenten Nguyen Tan Dung im Vatikan empfangen. Der Heilige Stuhl sprach von einem „wichtigen Schritt“ auf dem Weg zu besseren Beziehungen. Anfang Jänner kündigte der Papst an, den Erzbischof der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi, Pierre Nguyen Van Nhon, ins Kardinalskollegium aufzunehmen. Von den fast 90 Millionen Einwohnern des kommunistischen Landes sind nach Kirchenangaben rund sechs Millionen Katholiken.
Gleichlautende Botschaften wie an Truong übermittelte der Papst auch an Myanmar, Thailand und Kambodscha, die ebenfalls auf der Reiseroute von Sri Lankas Hauptstadt Colombo nach Manila lagen. In einem Telegramm an Sri Lankas Präsidenten Maithripala Sirisena sprach Franziskus seinen „herzlichen Dank für das warme Willkommen“ aus und bekräftigte seinen Wunsch nach Einheit für das Land.
Twitter-Abschied von Sri Lanka
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Verabschiedet hatte sich der Papst von Sri Lanka nach der offiziellen Abschiedszeremonie mit dem Staatspräsidenten und der Kirchenleitung auf dem Flughafen von Colombo am Donnerstagvormittag (Ortszeit) auch mit einer Kurzbotschaft über Twitter von Sri Lanka. „Gott segne und schütze Sri Lanka“, lautete die Nachricht, die nach dem Abflug Richtung Manila verbreitet wurde.
religion.ORF.at/KAP/APA/dpa
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