Tropensturm: Verkürzter Papst-Besuch bei Taifunopfern
Der Sturm „Mekkhala“ näherte sich so schnell vom Pazifik, dass die Organisatoren eine vorzeitige Abreise anordneten. Starkwind und heftiger Regen nötigten die Piloten seiner Sondermaschine dazu, den Rückflug nach Manila um vier Stunden vorzuverlegen.
Der Papst zog nach der Ankunft in der Früh wie die Gläubigen einen gelben Plastikregenmantel über und ließ sich zunächst nicht vom geplanten Ablauf abbringen. Franziskus hatte beim Aussteigen aus dem Flugzeug vorsorglich sein Scheitelkäppchen in der Tasche gelassen. Es war ihm bei der Asienreise in den vergangenen Tagen mehrfach vom Kopf geweht worden. Beim Abflug war er weniger vorsichtig: Prompt landete die Kopfbedeckung wieder im Regen auf dem Rollfeld.
Mit dem Papamobil fuhr er durch die Menschenmassen und winkte. Der Bürgermeister von Tacloban schätzte die Zahl der Gläubigen auf rund eine Million. Der Taifun „Haiyan“ war im November 2013 mit sechs Meter hohen Flutwellen über die Zentralphilippinen hereingebrochen. Mehr als 6.000 Menschen kamen ums Leben. Die Stadt Tacloban wurde schwer verwüstet.
Bei der Messe war auch Imelda Marcos zugegen, Witwe des früheren Staatspräsidenten Ferdinand Marcos (1917-1989), der das Land von 1972 bis 1986 diktatorisch regierte. Der Bruder von Imelda Marcos, Alfred Romualdez, ist Bürgermeister von Tacloban.
„Ich bin hier, um bei euch zu sein“
„Als ich diese Katastrophe damals im Fernsehen sah, habe ich auf der Stelle beschlossen: Da muss ich hin“, sagte Franziskus. „Ihr sagt vielleicht: Wir sind im Stich gelassen worden, wir haben unsere Häuser und unsere Lebensgrundlage verloren, und viele von Euch haben Angehörige verloren. Aber ich sage Euch: Jesus lässt Euch nie im Stich.“
80 der 100 Millionen Philippiner sind meist tiefgläubige Katholiken. Viele Menschen weinten bei der Messe. Zugegebenermaßen komme er spät, sagte der Papst auf Spanisch. Alles, was er nun tun könne, sei zu schweigen und mit dem Herzen bei den Betroffenen zu sein.
Gläubige warteten stundenlang im Regen
Viele der Gläubigen hatten Stunden auf dem Flughafen von Tacloban ausgeharrt, um den Papst zu erleben. Sanitäter machten sich Sorgen, dass die Menschen sich unterkühlen könnten. Sie wollten im Anschluss an die Messe heiße Getränke verteilen.
REUTERS/Damir Sagolj
Hunderttausende Menschen standen trotz des Regens nach der Messe noch an den Straßen, um den Papst zu sehen. Franziskus ließ das geschlossene Auto stehen, das ihn vor dem Regen geschützt hätte, und fuhr im offenen Papamobil an ihnen vorbei. Er ließ mehrmals halten, um Kinder zu segnen.
Tödlicher Unfall nach Gottesdienst
Der Altar stand unter einem leicht gebauten Dach, doch pfiff der Wind ohne Unterlass. Nach der Papst-Messe warfen die starken Winde ein Lautsprechergerüst um, das auf dem Flughafen aufgebaut war. Das Gerüst fiel auf eine 27-Jährige freiwillige Helferin der Hilfsorganisation Catholic Relief Service, die später ihren Verletzungen erlag.
Papst Franziskus hat sich erschüttert über den Unfalltod einer Teilnehmerin seiner Messe gezeigt und am Sonntag nach dem Unglück lange mit dem Vater der ums Leben gekommenen jungen Frau gesprochen. Das bestätigte Pater Federico Lombardi gegenüber Radio Vatikan. Gemeinsam hätten der Papst, der Vater, ein naher Verwandter und Kardinal Luis Antonio Tagle als Dolmetscher länger miteinander gesprochen. Die Mutter befindet sich noch auf der Anreise aus Hongkong, sie wird am Montag auf den Philippinen erwartet.
Straffer Zeitplan für frühere Rückkehr nach Manila
Nach dem Gottesdienst traf Franziskus 30 Überlebende und Hinterbliebene des Taifuns „Haiyan“, der vor 14 Monaten auf den Philippinen gewütet hatte. Nach offiziellen Angeben forderte der Sturm allein in Tacloban mindestens 2.474 Menschenleben, landesweit sind es rund 6.300. Viele der Toten von Leyte ruhen in einem Massengrab neben der Kathedrale von Palo.
Ein Mittagessen mit Opfern und Hinterbliebenen des Taifuns „Haiyan“ vom November 2013 am Sitz des Bischofs von Palo dauerte laut Vatikan-Sprecher Lombardi nur kurz, weil der Rückflug nach Manila wegen eines Sturms vorverlegt werden musste. Der Besuch eines neuen Zentrums für Waisen und alte Menschen, das nach Papst Franziskus benannt ist, entfiel, der Papst segnete die Einrichtung vom Wagen aus.
„Gegrüßet seist du, Maria“ und erklärende Worte
Auch eine Begegnung mit Bischöfen, Klerikern und Ordensleuten in der Kathedrale von Palo musste abgesagt werden. Gut drei Stunden vor der Veranstaltung betrat Franziskus das Gotteshaus lediglich, um die Wartenden zu grüßen und ihnen den Grund für die vorzeitige Abreise mitzuteilen. Dann betete er mit den Anwesenden ein „Gegrüßet seist du, Maria“.
REUTERS/Stefano Rellandini
Papst Franziskus hat bei seinem Besuch auf der philippinischen Insel Leyte außerplanmäßig bei einer Fischerfamilie haltgemacht, um sich über ihr Leben zu informieren. Wie Lombardi am Samstag in Manila mitteilte, legte der Papst seinen Zwischenstopp auf dem Weg von einem Gottesdienst in Tacloban nach Palo ein. Franziskus habe sich etwa zehn Minuten mit der Familie unterhalten. Die Fahrt zum Flughafen erfolgte in großer Eile, die Verabschiedung fand ohne Protokoll im Papamobil statt.
Nachfolgendes Flugzeug havariert
Unmittelbar nach dem Abflug von Papst Franziskus kam es auf dem Flughafen der philippinischen Stadt Tacloban zu einem Unfall. Ein wenig später startender Privatjet mit hohen Regierungsarbeitern wurde auf dem Weg zur Startbahn von einer Windböe gepackt und in die sumpfige Wiese gedrückt, wie der Chef der Zivilluftfahrt berichtete. Präsident Aquino habe jedoch die Flugbehörde angewiesen, auch andere mögliche Ursachen zu untersuchen.
REUTERS/Damir Sagolj
An Bord der verunglückten Maschine befanden sich Regierungsmitarbeiter, die den eintägigen Besuch des Papstes in Tacloban und Palo auf der Insel koordinieren sollten. Unter ihnen war der Stabschef des Präsidentenbüros von Benigno Aquino. Die Regierung erklärte in einer Pressemitteilung, alle acht Beamten sowie die drei Mitglieder der Crew seien unversehrt geblieben, sagte ein Regierungsbeamter dem Radiosender DZMM.
religion.ORF.at/APA/dpa/AFP/KAP
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