Katholische Aktion: kritischer Umgang mit PEGIDA

Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) ruft dazu auf, sich mit den Schlagworten und Zielen der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA ) kritisch auseinanderzusetzen.

Im Blick auf die erste PEGIDA-Kundgebung am Montagabend, 2. Februar, in Wien erklärte KAÖ-Präsidentin Gerda Schaffelhofer, mit unscharfen Schlagworten wie „Islamisierung“ und „Verteidigung des christlichen Abendlandes“ ließen sich zwar „Ängste schüren und Menschen für Demonstrationen mobilisieren“. Damit werde aber kein einziges der Probleme gelöst, die sich im Zusammenleben unterschiedlicher Religionen, Kulturen und Weltanschauungen in der österreichischen Gesellschaft stellen. Ausgrenzung kann keine Lösung sein.

Verantwortung übernehmen

Kritik an PEGIDA allein werde allerdings nicht reichen. „Was wir brauchen, ist Begegnung, Gespräch, Verständigung und den Willen zum Miteinander“, so Schaffelhofer. Es gebe viele Personen, Initiativen und Organisationen in Österreich, die das tagtäglich versuchen. „Dennoch müssen wir uns alle, die in irgendeiner Weise Verantwortung in der Gesellschaft tragen, immer wieder fragen, ob wir dafür wirklich genug tun“, so die KAÖ-Präsidentin.

Auch sollte ein Phänomen wie PEGIDA allen im Land ein Anlass für eine ernsthafte Wertedebatte sein. Menschenwürde, Rechtsstaat, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität in Europa haben ihre Fundamente in der jüdisch-christlichen Tradition und der Aufklärung. Die Sorge vieler Menschen angesichts wachsender gewalttätiger Gruppierungen innerhalb des Islam ist verständlich. Ihnen nachhaltig entgegenzuwirken werde nur gemeinsam mit jenen vielen Muslimen gelingen, die diese Gewalt ebenso ablehnen.

„Unsere europäische jüdisch-christliche und humane Tradition ist auch bedroht von einer Gleichgültigkeit gegenüber der wachsenden sozialen Kluft in unserer Gesellschaft. Hilfreicher als Demonstrationen gegen andere sind das Einstehen für die eigenen Maßstäbe und Werte und der Einsatz für unsere Mitmenschen“, unterstreicht die KAÖ-Präsidentin.

AAI: Muslime sind Teil dieses Landes

Kritikisch äußerte sich am Sonntag auch das Afro-Asiatische Institut (AAI) Wien. „Wer gegen eine Religion demonstriert, demonstriert gegen die Menschen, die diese Religion ausüben und denen diese Religion heilig ist“, so das Institut in einer Aussendung.

Muslime seien Teil dieses Landes und die geplante Demonstration „nicht nur unpassend, sondern menschenverachtend und ausgesprochen gefährlich“. Für ein Land und seine Gesellschaft, in der ein gutes Leben für möglichst alle erreichbar sein soll, sei ein „Aufeinander zu“ statt eines „Gegeneinander“ unerlässlich.

Gleichzeitig erteilte das AAI einer pauschalen Verurteilung der PEGIDA-Sympathisanten als „unbelehrbare Rechtsextrem oder Rassisten“ eine Absage und räumte ein, dass es im Bereich der Integration von Zuwanderern noch „viel zu tun“ gebe und „viele Menschen zu diesem Thema noch nicht erreicht wurden“.

Vielmehr brauche es einen Dialog mit den Menschen, die PEGIDA unterstützen, um deren „Sorgen und Ängste ernst zu nehmen aber klar entgegen zu treten“. In diesem Zusammenhang setzt das AAI-Wien einen speziellen Dialogschwerpunkt und bietet die Möglichkeit, im AAI-Haus in Wien mit Muslimen ins Gespräch zu kommen.

Katholische Jugend: Müssen aufeinander zugehen

Die „Katholische Jugend Österreich“ (KJÖ) hat angesichts des Terrors in Paris, im Nahen Osten und der anti-muslimischen Ereignisse der lezten Zeit ein „Zusammenrücken in der Gesellschaft“ gefordert. „Das Phänomen des neuen Terrorismus, dessen Ziel die Vernichtung des Anderen ist, lässt viele Fragen offen und verführt daher oft dazu, vorschnelle Antworten und Kategorisierungen zu finden“, so Matthias Kreuzriegler, ehrenamtlicher Vorsitzender der Katholischen Jugend Österreich, in einer Aussendung am Sonntag.

Solche Reaktionen würden oft in verkürzten religionsfeindlichen und pauschalisierenden Erklärungsmodellen enden, die das soziale Klima vergiften und Muslime hier unter Generalverdacht stellen. Vielmehr brauche es Reflexion und den konkreten Einsatz für Frieden sowie ein wertschätzendes Miteinander. „Muslime leben seit Jahrzehnten hier in Österreich und tragen zum kulturellen und gesellschaftlichen Reichtum bei. Wir alle sind gefragt, aufeinander zuzugehen und den eigenen Beitrag zur Integration zu leisten.“

Kirche muss bei PEGIDA konkrete Zeichen setzen

Besonders beunruhigend nimmt die Katholische Jugend die für den 2. Februar in Wien geplante PEGIDA-Demonstration und die große Anzahl der angekündigten Teilnehmer via facebook wahr. „Hinter PEGIDA steckt ein anti-muslimisches, anti-solidarisches, angst-schürendes Gedankengut, das dem Zusammenleben nachhaltig schadet. Die Kirche muss hier wie in Köln klar Position beziehen und konkrete Zeichen gegen diese Spaltungsversuche setzen“, bezieht sich der KJÖ-Vorsitzende auf das Abdrehen des Lichtes im Kölner Dom.

Die Katholische Jugend selbst hat sich in den letzten Wochen in einigen Aktionen für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt engagiert. Angedacht seien zukünftig auch Workshops, in denen junge Christen und Muslime an Schulen gehen, um im Gespräch mit Schüler der Entstehung von extremen Positionen vorzubeugen. In diesem Zusammenhang ruft die KJÖ auch Politiker auf, gemeinsam mit Jugend-Experten Ursachen und Motivation junger Menschen für die Radikalisierung zu erforschen und die Sorgen und Nöte junger Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

Plattform „Christen und Muslime“ verurteilen PEGIDA

Die „Plattform Christen und Muslime“ wendet sich entschieden gegen den Versuch der PEGIDA-Bewegung, „nun auch in Österreich Unruhe zu stiften“. Das Schüren von Angst und Aggression auf der Basis von Halbwahrheiten und Ressentiments sei ein Angriff auf den solidarischen Zusammenhalt der Gesellschaft, so die Plattform in einer Aussendung am Sonntag.

Der Islam mit seiner mehr als hundertjährigen Geschichte in Österreich habe nichts mit den Gewalttaten islamistischer Terroristen zu tun. Das „christliche Abendland“, das PEGIDA zu verteidigen vorgibt, sei längst weitgehend säkularisiert und die Bewegung somit ein „Affront gegen Religion überhaupt“ und ignoriere die Tatsache, „dass die christlichen Konfessionen immer wieder zum respektvollen Dialog mit dem Islam aufrufen“.

Gefordert seien Beispiele verständnisvollen Zusammenlebens und gemeinsamen Auftretens gegen Islam- und Fremdenfeindlichkeit sowie Aktionen der Begegnung und Vertrauensbildung. Muslime und Christen müssten mehr voneinander wissen, um Vorurteile abzubauen. In der Praxis des friedlichen Zusammenlebens erweise sich eine große Übereinstimmung unter den Angehörigen verschiedener Religionen und Traditionen. PEGIDA-Aufmärsche dienten dem Hass, nicht dem Frieden.

religion.ORF.at/APA/KAP

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