SK: Bischöfe werben für Anti-Homosexuelle-Referendum

In der Slowakei haben Bischöfe zur Teilnahme am Referendum der kirchennahen „Allianz für Familie“ aufgerufen. Die Ausweitung der Rechte von homosexuellen Paaren soll präventiv verboten werden.

Die katholische Kirche hat zum Endspurt für das „Referendum zur Unterstützung der Familie“ aufgerufen. In den Sonntagsmessen wurde ein Hirtenbrief verlesen, in dem die Bischöfe die volle Übereinstimmung des Volksentscheids mit den Leitlinien von Papst Franziskus erklärten. Die kirchennahe „Allianz für Familie“ (AZR) will mit dem von ihr initiierten Referendum gleichgeschlechtliche Ehen, Kinderadoptionen durch homosexuelle Paare sowie Sexualkunde an Schulen präventiv verbieten.

Im Namen des Papstes

Die Bischöfe berufen sich in ihrem Hirtenbrief darauf, dass der Papst vor Medien warne, die das Lehramt der Kirche untergraben würden, und auch vor einer „Degradierung der menschlichen Person“ durch eine auf die Sexualität reduzierte Sexualkunde sowie vor einer Ausweitung des Ehebegriffs auf Personen gleichen Geschlechts. Das schrieben die Bischöfe in ihrem Hirtenbrief. Zitiert wurde darin auch ein Ausspruch des Papstes vom 22. Jänner bei einer Morgenmesse im Vatikan, der an 25 slowakische Jungpriester gerichtet war: „Die Kirche in der Slowakei ist derzeit mutig, sie kämpft für den Schutz der Familie. Nur weiter so.“

Nitras Altbischof Kardinal Jan Chryzostom Korec sagte im regionalen Sender TV Nitriacka, „jeder Mensch, der sich einen gesunden Verstand bewahrt hat“, werde zur Abstimmung gehen und - wie er glaubt - auf die drei Fragen zur Ehe, zur Familie und zur Kindererziehung mit Ja stimmen. Seiner Ansicht nach diene die „Erhaltung der göttlichen Ordnung“ gleichsam der „Erhaltung des gesunden nationalen Lebens“ und sei die „Grundlage für die Erhaltung und Verteidigung des gesunden staatlichen Lebens in der Slowakischen Republik“.

Widerstand der Fernsehsender

Das sieht in der Slowakei allerdings nicht jeder so. So hatten sich einerseits drei Fernsehsender, darunter auch die öffentlich-rechtliche „RTVS“ sowie die kommerziellen „Markiza“ und „Joj“ - geweigert, einen gegen die Adoption durch Homosexuelle gerichteten „Allianz“-Werbespot zu senden. Dessen Inhalt verstoße durch politische Inhalte gegen die Richtlinien, so die Begründung, zudem gebe es mangels Gegenstimme keine Ausgewogenheit. Tatsächlich hatten die Homosexuellenverbände - u.a. aus Geldmangel - auf eine breite Gegenkampagne verzichtet. Auch die RTVS-Kritik an der Mitwirkung einer karenzierten Moderatorin am „Allianz“-Spot sorgte für Irritationen.

Es hatte auch einen Konflikt um die Ausstrahlung eines griechisch-katholischen Gottesdienstes in ruthenischer Sprache im ebenfalls zum RTVS gehörenden Presover Lokalsender „Radio Regina“ gegeben. Der am 14. Jänner aufgezeichnete Gottesdienst sollte am 18. Jänner gesendet werden, doch verlangten die Verantwortlichen des Radios die Streichung homophober Passagen in der Predigt, die u.a. explizit die Forderung nach einem neuen Eisernen Vorhang gegen die westliche „Pest des dritten Jahrtausends“ und nach Vertreibung der „Schurken über die Staatsgrenzen“ enthielt. In einer Pressekonferenz stellte sich der Presover Metropolit Jan Babjak hinter den betreffenden Geistlichen, Rastislav Baka, der die Streichung ablehnte.

In den slowakischen Medien stößt das Referendum mit wenigen Ausnahmen auf Ablehnung. So werden etwa die Gottesdienstübertragungen in öffentlich-rechtlichen Medien, in denen zur Teilnahme am Referendum aufgerufen wird, als Missbrauch der Religionsfreiheit auf Kosten der Steuerzahler bezeichnet. Die meisten politischen Parteien rufen zwar zum Urnengang auf, enthalten sich jedoch mit Rücksicht auf das große katholische Wählersegment einer Empfehlung, wie auf die drei Fragen abzustimmen wäre.

Politiker für Adoptionsrecht

Von den deklariert christlichen Politikern spricht sich nur Radoslav Prochazka mit seiner Partei „Siet“ (Das Netz) dezidiert für das Adoptionsrecht Homosexueller aus; für Kinder sei es allemal besser, in der liebevollen Atmosphäre Homosexueller aufzuwachsen als in einem Kinderheim. Breit diskutiert wird zudem, wie es nach dem Referendum weitergehen soll; vor allem Anton Chromik, dem Hauptsprecher der „Allianz für die Familie“, werden Ambitionen auf die Gründung einer weiteren christlichen Partei zugetraut.

Für die Gültigkeit des Volksentscheids ist die Teilnahme von mindestens 50 Prozent der Wahlberechtigten erforderlich, was mit Ausnahme der EU-Beitrittsabstimmung 2003 in der Slowakei noch nie erreicht wurde. Die bisher letzte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Focus“ in der vorletzten Jännerwoche ergab, dass 35 Prozent fest entschlossen sind, zu den Urnen zu gehen, 25 Prozent überlegten noch.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: