Polen: Kirche zahlt Entschädigung an Missbrauchsopfer

Erstmals hat sich in Polen ein Bistum verpflichtet, ein von einem Priester sexuell missbrauchtes Opfer finanziell zu entschädigen. Darauf einigten sich das Bistum und der Kläger am Freitag in einem Zivilprozess.

Der erste Zivilprozess gegen Vertreter der katholischen Amtskirche in Polen ist zu Ende gegangen. Im westpolnischen Koszalin hatte ein Mann, der als zwölfjähriger Messdiener von einem mittlerweile verurteilten Priester sexuell missbraucht worden war, gegen das Bistum Koszalin-Kolobrzeg geklagt, berichtete die polnische Nachrichtenagentur PAP.

Neigungen des Priesters kein Geheimnis

Der Pole warf den Dienstvorgesetzten des Pfarrers vor, sie hätten nichts unternommen, um dessen Kontakt zu Kindern und Jugendlichen zu verhindern. Die pädophilen Neigungen des Priesters seien nach einschlägigen Vorfällen bekannt gewesen.

Nun gibt es eine Einigung: Das Missbrauchsopfer verpflichtet sich seine Klage zurückzuziehen, und das Bistum übernimmt die Therapiekosten. Es erklärte sich außerdem zu einer Entschädigung in ungenannter Höhe bereit. Bisher hatte die polnische Amtskirche Entschädigungszahlungen an Missbrauchsopfer abgelehnt und auf individuelle Entschädigung durch die Täter verwiesen. Die Helsinki-Stiftung für Menschenrechte, die die Klage unterstützt hatte, sprach in einer Stellungnahme von einem wegweisenden Verfahren auch für andere Opfer.

religion.ORF.at/dpa