Papst Franziskus löst in Neapel „Blutwunder“ aus

Beim Besuch von Papst Franziskus im Dom von Neapel ist es zum „Blutwunder des Heiligen Januarius“ gekommen, das üblicherweise nur an drei anderen Terminen im Jahr stattfindet.

Nachdem der Papst am Samstag das Gefäß mit der Ampulle ergriffen und geküsst hatte, verflüssigte sich das geronnene Blut des um 305 getöteten Märtyrers, des Stadtpatrons von Neapel. Nachdem Neapels Kardinal Crescenzio Sepe die Verflüssigung verkündet hatte, reagierten die Kleriker und Ordensleute in der Basilika mit lautem Applaus.

Blutwunder

REUTERS/Stefano Rellandini

Das geronnene Blut des Stadtpatrons von Neapel verflüssigt sich

„Der Heilige mag uns halb“

Lachend kommentierte Franziskus: „Der Erzbischof sagte mir, das Blut habe sich halb verflüssigt. Man sieht: Der Heilige mag uns halb. Wir müssen alle noch ein wenig umkehren, damit er uns ganz mag.“

Das Phänomen tritt sonst nur an drei festen Tagen des Jahres auf: dem Fest des Heiligen am 19. September, am Tag vor dem ersten Sonntag im Mai und am 16. Dezember, dem Gedächtnistag der Warnung vor dem Vesuv-Ausbruch im Jahr 1631.

Papst ruft Neapel zu „Befreiung“ von Kriminalität auf

Vor rund 60.000 Gläubigen feierte Papst Franziskus bei seinem Pastoralbesuch in Neapel eine Messe auf der zentralen Piazza del Plebiscito und rief die Gläubigen zur „Befreiung“ der Vesuv-Stadt von der Kriminalität auf.

Mit seinem Aufruf sprach der Papst indirekt Neapels Mafia-Organisationen, die Camorra, an. „Reagiert mit Stärke auf die Organisationen, welche die Jugend, die Armen und Schwachen mit dem zynischen Drogenhandel und anderen Verbrechen ausbeuten und korrumpieren. Lasst euch die Hoffnung nicht nehmen, auch wenn die Jugend von diesen Leuten ausgebeutet wird. Die Korruption und die Kriminalität entstellen das Gesicht dieser schönen Stadt!“, so der Papst mit Blick auf die Camorra.

Papst Gottesdienst Neapel

APA/EPA/CESARE ABBATE

Der Papst warnt die Gläubigen vor Korruption

„Es ist heute die Zeit der Befreiung für Neapel: Das ist mein Wunsch und mein Gebet für eine Stadt, die in sich so viel spirituelles, kulturelles und menschliches Potenzial hat,“ schloss der Papst seine Predigt. Hoffnung widerstehe dem Bösen.

„Unterbezahlte Arbeit ist Ausbeutung und Sklaverei“

Vor der Messe auf der Piazza del Plebiscito hatte sich der Papst in die Camorra-Hochburg Scampia, einem nördlichen Viertel Neapels, begeben. Dort hatte er vor Korruption und Arbeitslosigkeit gewarnt. Arbeitslosigkeit raube den Menschen die Würde.

Unterbezahlte Arbeit und Schwarzarbeit bezeichnete er als Ausbeutung und „Sklaverei“. Seine Rede beendete er mit dem Appell an die Zuhörer, die eigene Seele, die Stadt und die Gesellschaft von diesem Übel zu reinigen.

Häftlinge konnten Mittagessen mit Papst gewinnen

Franziskus besuchte nach der Messe Neapels Gefängnis Poggioreale. Im Gefängnis wollte er mit Häftlingen zu Mittag essen, unter ihnen Homosexuelle, HIV-Infizierte und Transsexuelle. Die 90 Häftlinge, die die Chance hatten, den Papst zu treffen, wurden unter den 1.900 Insassen ausgelost.

Seit seinem Amtsantritt vor rund zwei Jahren wandte sich der Papst immer wieder mit klaren Worten gegen die Mafia. Er forderte die Kirche und die Gläubigen auf, jede Nähe zu den Kriminellen zu vermeiden. Bei seinem Besuch in Kalabrien im Juni sprach der Papst zum ersten Mal ausdrücklich von einer Exkommunikation der Mafiosi.

religion.ORF.at/APA

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