Jerusalem: „Heilige Woche“ hat begonnen

Mit der Palmsonntagsprozession haben in Jerusalem die Karwoche-Feiern begonnen. Die Palästinensische Autonomiebehörde rief Christen zum Besuch Jerusalems auf, als Zeichen gegen seine „jüdisch-israelische“ Prägung.

Tausende Christen zogen am Sonntagnachmittag über den Ölberg zur Anna-Kirche in der Altstadt. Viele einheimische Christen trugen Transparente mit Bildern der beiden Palästinenserinnen Mariam Baouardy (1846-78) und Maria Alfonsina Danil Ghattas (1843-1927), die im Mai von Papst Franziskus heiliggesprochen werden sowie palästinensische Fahnen. Am Beginn der Feierlichkeiten rief der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, zum Gebet für Frieden für das Heilige Land und die ganz Welt auf.

Begleitet von Sicherheitskräften

Die Palmsonntagsprozession, die an den Einzug Jesu nach Jerusalem vor seiner Kreuzigung erinnert, wurde von israelischen Sicherheitskräften begleitet, auch Hubschrauber kreisten in der Luft. Die Prozession ist für Pilger einer der Höhepunkte der Karwoche in Jerusalem. Am Startpunkt, der Kirche von Betfage, wird nach alter Tradition der Stein verehrt, von dem aus Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem auf den Esel gestiegen sein soll. Für die einheimischen Christen ist die Prozession zugleich eine festliche Darstellung ihrer Präsenz im Heiligen Land.

Menschen mit Palmzweigen bei der Palmsonntagsprozession in Jerusalem.

APA/EPA/Jim Hollander

Menschen mit Palmzweigen bei der Palmsonntagsprozession in Jerusalem.

Leidensweg am Karfreitag

Am Gründonnerstag folgen die Liturgie der Fußwaschung, eine Prozession zum Abendmahlssaal auf dem Berg Zion und eine nächtliche Gebetswache beim Garten Getsemani. Am Karfreitag ziehen Christen aller Konfessionen mit großen Holzkreuzen im Gedenken an den Leidensweg Jesu über die Via Dolorosa. Die Ostervigil der Katholiken findet am frühen Karsamstagmorgen statt.

Trotz der verschiedenen Osterfeierlichkeiten der Ost- und der Westkirchen, die mit dem jüdischen Pessach-Fest zusammenfallen, sind außer den üblichen Sicherheitsvorkehrungen nach Polizeiangaben keine zusätzlichen Maßnahmen geplant. Die Sicherheitslage in der Stadt gilt seit dem Gazakrieg im vergangenen Sommer als angespannt.

Zugang zu heiligen Städten gefordert

Die Palästinensische Autonomiebehörde rief alle Christen anlässlich der bevorstehenden Osterfeiern zum Besuch Jerusalems auf. Dies sei auch ein Zeichen gegen eine zunehmende „jüdisch-israelische“ Prägung Jerusalems, hieß es. Die Kirchenführer des Heiligen Landes hatten wiederholt gegen restriktive Sicherheitsmaßnahmen der israelischen Polizei protestiert und freien Zugang zu den heiligen Stätten, insbesondere der Grabeskirche zur traditionellen orthodoxen Liturgie des „Heiligen Feuers“ am Karsamstag gefordert.

Für die orthodoxen Kar- und Ostertage, die wegen unterschiedlicher Kalender in diesem Jahr mit einer Woche Differenz am Wochenende um den 10. April gefeiert werden, rechnet die Polizei mit einer halben Million Besuchern in der Altstadt. Der Zugang zur Zeremonie des „Heiligen Feuers“ in der Grabeskirche wird wie in den Vorjahren auf 10.000 Besucher beschränkt.

religion.ORF.at/KAP

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