Paris wartet auf Okay für schwulen Vatikan-Botschafter

Drei Monate nach seiner Ernennung zum französischen Vatikan-Botschafter wartet der homosexuelle Diplomat Laurent Stefanini weiter auf die Zustimmung des Vatikans.

Eine Bestätigung des Vatikans stehe weiter aus, teilte der Elysee-Palast am Donnerstag mit. „Laurent Stefanini ist einer unserer besten Diplomaten, daher wurde er nominiert.“ Stefanini sei auf Wunsch von Präsident Francois Hollande Anfang Jänner vom Kabinett zum Nachfolger von Bruno Joubert als Vatikan-Botschafter Frankreichs ernannt worden.

So lange Wartezeit „unüblich“

Eine derart lange Wartezeit sei unüblich, normalerweise werde eine solche Entscheidung binnen vier bis sechs Wochen getroffen, verlautete aus informierten Kreisen in Rom. Üblicherweise formuliere der Vatikan, um sein Missfallen zum Ausdruck zu bringen, „keine Ablehnung, er antwortet nicht und gibt keine Erklärung ab“. Das betreffende Land sei dann aufgefordert, daraus seine Schlüsse zu ziehen.

Petersplatz in Rom

APA/EPA/Angelo Carconi

Homosexueller Botschafter: Vatikan hüllt sich in Schweigen

Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande wolle jedoch an Stefanini festhalten, hieß es in den Berichten. Der 55-jährige Stefanini war bereits von 2001 bis 2005 als Botschaftsrat in der französischen Vertretung beim Heiligen Stuhl tätig. Derzeit ist er Protokollchef im Elysee-Palast. Er ist praktizierender Katholik und gilt als ausgewiesener Experte für Religionsfragen.

Nach Angaben der Zeitung „Corriere della Sera“ übergab der Pariser Kardinal Andre Vingt-Trois beim Konsistorium im Februar einen Brief an Papst Franziskus, in dem er die Qualitäten Stefaninis unterstrichen habe. Laut der Zeitung „La Repubblica“ genießt dieser auch die Unterstützung des französische Kurienkardinals Jean-Louis Tauran. Katholische Kritiker in Frankreich werfen Präsident Hollande indes gezielte Provokation vor.

Frankreich hatte bereits 2007 einen homosexuellen Diplomaten für den Botschafterposten im Vatikan vorgeschlagen. Damals erhielt Paris keine Antwort aus dem Kirchenstaat und ernannte schließlich nach mehreren Monaten einen anderen Kandidaten.

religion.ORF.at/APA

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