Zwei neue römisch-katholische Bischöfe für Österreich

Die Regierung hat am Dienstag im Ministerrat ihre Zustimmung zur Ernennung Wilhelm Krautwaschls zum Bischof der steirischen Diözese Graz-Seckau und von Werner Freistetter als neuem Militärbischof gegeben.

Die Regierung habe keine Einwände gegen die beiden neuen Bischöfe Krautwaschl (Diözese Graz-Seckau) und Freistetter (Militärdiözese). Das sagten Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) am Dienstag im Anschluss an den Ministerrat. Die offizielle Ernennung der beiden neuen Bischöfe durch den Vatikan dürfte damit unmittelbar bevorstehen und in den nächsten ein, zwei Tagen erfolgen.

Wilhelm Krautwaschl

Wilhelm Krautwaschl / WK-DGS-Neuhold

Der neue Bischof der Diözese Graz heißt Wilhelm Krautwaschl

Mit Krautwaschl hatte sich im jahrelangen Ringen um die Nachfolge von Bischof Egon Kapellari ein Außenseiter durchgesetzt. Der Regens des Bischöflichen Seminars ist 52 Jahre alt, geboren in Gleisdorf, also Steirer. Krautwaschl hat diverse Stationen als Kaplan und Pfarrer hinter sich, von 2002 bis 2006 war er Dechant von Bruck/Mur. Im Anschluss übernahm er die Leitung des Bischöflichen Seminars.

Lange Nachfolgesuche

Als eigentlicher Favorit für das Amt hatte der „Künstlerpfarrer“ Hermann Glettler gegolten. Im dem dem Vatikan zugeleiteten Dreiervorschlag soll laut „Presse“ auch noch Franz Xaver Brandmayr, Leiter des Priesterkollegs Santa Maria dell’Anima in Rom, vertreten gewesen sein.

Die Nachfolgesuche für Kapellari dauerte ungewöhnlich lang. Dieser hatte mit Erreichen des 75. Geburtstags seinen Rücktritt eingereicht, war vom Vatikan aber im Jänner 2011 um zwei Jahre verlängert worden. Nachdem Rom Kapellari auch danach nicht von der Aufgabe entbunden hatte, trat er Ende Jänner dieses Jahres - mittlerweile 79-jährig - zurück. Seither leitete die Diözese Generalvikar Heinrich Schnuderl - mehr dazu in Diözese Graz: Schnuderl Diözesanadministrator.

Krautwaschl leitet derzeit das Augustinum und das bischöfliche Zentrum für Bildung und Berufung in Graz. Er ist auch Diözesandirektor des Canisiuswerkes und neben anderen Aufgaben am Diözesangericht tätig. Krautwaschl ist Mitglied der Fokolarbewegung und lebt in einer Priesterwohngemeinschaft im Augustinum. Die Spiritualität von Chiara Lubich, Gründerin der Fokolarbewegung, hat seine Berufung und sein priesterliches Leben bisher stark geprägt.

Freistetter neuer Militärbischof

Neben der Entscheidung in Graz ernannte der Vatikan auch einen neuen Militärbischof. Die Wahl fiel auf Werner Freistetter. Der 1953 in Linz geborene Sohn eines Offiziers war als Militärseelsorger auf dem Golan und in Bosnien im Einsatz und übt derzeit die Funktion eines Bischofsvikars aus. Vorgänger Christian Werner hatte schon im Oktober 2013 aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt im Vatikan eingereicht.

Mit Freistetter übernimmt ein öffentlich nur wenig bekannter Geistlicher das Amt des Militärbischofs. Der Oberösterreicher ist damit für knapp 100.000 Katholiken im Umfeld des Bundesheeres verantwortlich. Die aktuelle Regelung der römisch-katholischen Militärseelsorge in Österreich geht auf die Apostolische Konstitution „Spirituali militum curae“ im Jahr 1986 zurück. Mit der Neuregelung können Bischöfe ernannt werden, die in ihren Rechten Diözesanbischöfen gleichgestellt sind.

Werner Freistetter

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Der neue Militärbischof Werner Freistetter

In der Materie kennt sich der 62-Jährige bestens aus, war er doch seit 2006 als Bischofsvikar unter anderem für internationale Beziehungen zuständig. Zudem diente Freistetter, der in der Steiermark und in Niederösterreich aufwuchs und in Wien maturierte, als Militärseelsorger auf dem Golan und in Bosnien-Herzegowina. Aus der Wehrpflichtdebatte hielt er sich als Bischofsvikar heraus und meinte, seine Diözese könne mit beiden Varianten leben. Skeptisch äußerte er sich zum internationalen Militäreinsatz in Libyen.

Kriterien für ethischen Rahmen

In einem Interview für die Kirchenzeitung „Der Sonntag“ definierte Freistetter die heutige Rolle der Kirche im Militär derart, dass es nicht darum gehe, dass die Kirche eine Machtposition innehabe. Vielmehr stelle sich die Aufgabe, den Menschen Religionsfreiheit zu ermöglichen. Zudem bemühe man sich, gemeinsam mit den Soldaten Kriterien zu erarbeiten, die auch den extremen Fall eines Kampfeinsatzes in einen ethischen Rahmen einbänden.

Dazu passt, dass Freistetter seit einigen Jahren auch Leiter des Instituts für Religion und Frieden ist. Theologie studierte er in Wien und Rom und promovierte in Sozialethik. In Wien war Freistetter laut Kathpress als Seelsorger aktiv sowie am Institut für Ethik und Sozialwissenschaften der Universität Wien und schließlich am päpstlichen Kulturrat in Rom tätig. Der neue Bischof war Mitglied der Vertretung des Heiligen Stuhls bei der OSZE und ist geistlicher Assistent der internationalen katholischen Soldatenorganisation AMI. Mit seiner Bestellung ist Freistetter einem Diözesanbischof gleichgestellt. Er ist damit auch Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz.

religion.ORF.at/APA/KAP

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