Kindesmissbrauch vertuscht: US-Bischof trat zurück

Fast drei Jahre nach seiner Verurteilung wegen Vertuschung von sexuellem Missbrauch ist der US-Bischof Robert Finn zurückgetreten. Der Papst akzeptierte den Amtsverzicht, so der Vatikan am Dienstag.

Finn war zehn Jahre lang Bischof der Diözese Kansas City-Saint Joseph. Gründe für seinen Rücktritt wurden nicht genannt. Allerdings ist der 62-Jährige der einzige Bischof, der in den USA bisher gerichtlich für die Vertuschung von sexuellem Missbrauch zur Verantwortung gezogen wurde. Er wurde 2012 zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt, blieb aber trotz mehrfacher Rücktrittsforderungen zunächst im Amt.

Druck von Opfern

Er soll die Behörden trotz des Hinweises eines Technikers nicht über einen ihm unterstellten Priester informiert haben, der Hunderte kinderpornografische Fotos auf seinem Computer hatte. Der Priester war 2013 zu 50 Jahren Haft verurteilt worden. Bekanntgeworden war der Fall erst, nachdem ein Generalvikar die Polizei eingeschaltet hatte.

Opfergruppen in den USA forderten seit langem Finns Rücktritt. Auch der Leiter der vatikanischen Kinderschutzkommission und Erzbischof von Boston, Kardinal Sean Patrick O’Malley, hatte den Papst öffentlich zum Handeln aufgerufen. Gegen Finn liefen seit September Ermittlungen im Vatikan. Beobachter gehen davon aus, dass der Bischof vom Vatikan zum Amtsverzicht gedrängt wurde.

Forderung: „Gründe öffentlich nennen“

Im Herbst hatte der Papst den kanadischen Erzbischof Terrence Prendergast zur Untersuchung des Falls nach Kansas geschickt. Eine Entscheidung fällte er aber erst jetzt. Die Aktivistengruppe BishopAccountability.org begrüsste die Entlassung Finns, forderte den Papst aber auf, die Gründe dafür öffentlich zu nennen.

„Das wäre eine stärkende Botschaft an alle Bischöfe und religiösen Vorgesetzten weltweit, dass ein neues Zeitalter begonnen hat“, sagte die Co-Direktorin der Gruppe, Anne Barrett Doyle. Der Opferverband Snap (Survivors Network of those Abused by Priests) sprach von einem ermutigenden, aber verspäteten Schritt.

Finn: „Es war eine Ehre“

Am Dienstag sagte der Sprecher der Diözese Kansas-Saint Joseph, Jack Smith, Finns Besuch im Vatikan sei zeitlich mit dem Treffen der Missbrauchs-Kommission des Papstes am 13. April zusammengefallen, doch dies sei Zufall gewesen. Allerdings sagten Beobachter, dass der Finn in Rom Gelegenheit bekommen hatte, sich zu Ermittlungsergebnissen des kanadischen Erzbischofs Terrence Prendergast zu äußern.

Bis zur Berufung eines Nachfolgers für Finn wird der Erzbischof der Nachbardiözese Kansas City (Bundesstaat Kansas), Joseph Naumann, die Leitung übernehmen. In einem Schreiben an die Gläubigen heißt es, er bete dafür, „dass die kommenden Wochen und Monate eine Zeit der Gnade und der Heilung werden“. Der zurückgetretene Bischof Finn äußerte sich ebenfalls in einer Erklärung: „Es war eine Ehre und Freude für mich, hier unter so vielen guten Menschen des Glaubens dienen zu dürfen.“

Umgang mit Missbrauch

Die katholische Kirche war vor einigen Jahren vom Skandal um jahrzehntelangen Missbrauch in zahlreichen Ländern massiv erschüttert worden. Papst Franziskus hat seit seinem Amtsantritt einige Maßnahmen gegen Kindesmissbrauch gesetzt. Er richtete unter anderem eine Kommission zum Schutz von Kindern ein, traf sich mit Missbrauchsopfern und plant strengere Regeln für den Umgang mit hochrangigen Kirchenvertretern, die Kindesmissbrauch durch Priester vertuschen.

Kritiker werfen der katholischen Kirche vor, sexuellen Missbrauch in ihren Reihen nicht konsequent genug aufzuarbeiten. Für Empörung sorgte zuletzt die Ernennung des Chilenen Juan de la Cruz Barros zum Bischof. Auch ihm wird zur Last gelegt, seine schützende Hand über einen pädophilen Priester gehalten zu haben. Er habe als junger Geistlicher sexuelle Übergriffe des Priesters Fernando Karadima Farina (84) an Jugendlichen gedeckt. Ein vom Beraterstab des Papstes eingesetzter Ausschuss rief Franziskus auf, die Ernennung zurückzunehmen. Der Vatikan hatte bisher erklärt, dafür gebe es keinen Grund.

religion.ORF.at/APA/dpa

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