Steiermark: Kirchen kritisieren FPÖ-Wahlkampfkampagne

Unter dem Titel „Propaganda macht Angst!“ haben hochrangige Vertreter der christlichen Kirchen in der Steiermark die aktuelle Landtagswahlkampagne der FPÖ scharf kritisiert.

Vor allem die Darstellung von Asylwerbern missfällt dem Diözesanadministrator der katholischen Diözese Graz-Seckau, Heinrich Schnuderl und dem Superintendenten der Evangelischen Kirchen A. B. in der Steiermark, Hermann Miklas, der auch Vorsitzender des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark ist.

Flüchtlingen werde hinsichtlich ihrer Bürgerrechte und ihres sozialen Status „ohnehin ein Platz ganz unten in der gesellschaftlichen Hierarchie zugewiesen“, heißt es in einer gemeinsamen schriftlichen Stellungnahme am Mittwoch. „Und genau auf diese Gruppe von Menschen schießt sich die FPÖ mit ihrer aktuellen Wahlkampfpropaganda wieder ein.“

Wahlplakat der FPÖ-Steiermark mit der Aufschrift: Neue Wohnungen statt neuer Moscheen - rot/schwarz hat versagt"

APA/Erwin Scheriau

Vertreter christlicher Kirchen kritisieren die Wahlkampfpropaganda der FPÖ

Stimmungsmache „keine lösungsorientierte Politik“

Diese Form der „Stimmungsmache“ habe mit lösungsorientierter Politik nichts zu tun, sind sich Schnuderl und Miklas einig. „Sie hilft niemandem.“ Wenn zum Beispiel ein Vermummter im Kampfgewand mit einer Waffe in der Hand dargestellt sei, werde „nur Angst und Schrecken verbreitet“.

evangelischer Superintendent der Steiermark, Hermann Miklas

APA/Rachl

Hermann Miklas, evangelischer Superintendent in der Steiermark

Die christlichen Kirchen in der Steiermark, insbesondere die Pfarren, die katholische Caritas und die evangelische Diakonie, hätten im vergangenen Jahr große Anstrengungen unternommen, Quartiere und Betreuung für Flüchtlinge im Auftrag des Landes Steiermark bereitzustellen. Zahlreiche Pfarrhöfe und kirchliche Gebäude seien zur Verfügung gestellt worden, Hunderte Freiwillige hätten sich dafür engagiert, erinnerten die Kirchenvertreter.

All dies trage dazu bei, das Leben für alle Beteiligten - Einheimische und Flüchtlinge - lebenswert zu gestalten. Dazu gehöre auch, „dass Probleme in einer ruhigen und vernünftigen Art angesprochen werden können und dass im Dialog nach Lösungen gesucht wird“.

„Brücken bauen statt Gräben vertiefen“

Bei der Bewältigung von Herausforderungen, die sich aufgrund aktueller Krisenherde stellen, sei es „nicht hilfreich, die Gräben zu vertiefen und Keile zwischen die Menschen zu treiben“, mahnen Schnuderl und Miklas. Für eine gute Zukunft aller Steirerinnen und Steirer sei im Gegenteil erforderlich, Gräben zu überwinden und Brücken zu bauen.

Heinrich Schnuderl

Sonntagsblatt/Gerd Neuhold

Diözesanadministrator der katholischen Diözese Graz/Seckau, Heinrich Schnuderl

Auf einzelne Punkte der FPÖ-„Verzerrung“ einzugehen, lehnen die Kirchenvertreter ab. „Sie zu widerlegen und breitzutreten würde dem politischen Kalkül, in Vorwahlzeiten zu dramatisieren und zu polemisieren, noch zusätzlich entgegenkommen.“ Grundsätzlich merken Schnuderl und Miklas aber an, dass eine „politische Propaganda, die danach trachtet, Angst, Schrecken, Neid und Missgunst zu säen“, nicht zur Lösung beitrage, sondern das Problem verschärfe. Konstruktive Ansätze zu zahlreichen gesellschaftspolitischen Fragen „wären hingegen dringend von Nöten“.

FPÖ mehrmals von Kirchen kritisiert

Bereits am Freitag hatte der Integrationsbeauftragte der Diözese Graz-Seckau, Erich Hohl, Kritik an einem anderen Wahlkampfthema der FPÖ geübt: Im Vorfeld des Urnengangs am 31. Mai in der Steiermark hatte die Partei einen „Moscheenstopp“ gefordert und das Bundesland und dessen Hauptstadt Graz als „ein Zentrum des Radikalislam“ bezeichnet. Hohl hatte demgegenüber gefordert: „Nicht Menschen gegeneinander ausspielen“.

Und schon 2010 hatten die damalige FPÖ-Kampagne unter anderem auch der inzwischen emeritierte Grazer Bischof Egon Kapellari sowie Bundespräsident Heinz Fischer scharf kritisiert. Es ging damals um ein Online-Spiel, bei dem man „spielerisch“ möglichst viele Minarette, Moscheen und Muezzine vom Bildschirm entfernen sollte.

religion.ORF.at/KAP

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