Türkischer TV-Imam: Masturbation schwängert Hand

In der Türkei ist eine Debatte rund um die Selbstbefriedigung und deren theologische Rechtfertigung entbrannt. Ein TV-Prediger sagte, auf masturbierende Männer würde im Jenseits ihre „schwangere Hand“ warten.

Diese würde dort „ihre Rechte einfordern“. Er zog damit den Spott vieler Twitter-User auf sich. Der Fernsehprediger Mücahid Cihad Han beantwortete mit seiner Aussage die Frage eines Zusehers, der berichtet hatte, dass er obwohl er verheiratet ist noch immer masturbiere. Er befriedige sich selbst auch während der Umrah, der „kleinen“ Pilgerfahrt nach Mekka, so der Zuseher. Der zuerst etwas perplexe Han antwortete, der Islam verbiete Masturbation als „haram“ (verboten).

Außerdem verwies der TV-Imam auf einen Hadith (Überlieferung von Aussagen des Propheten Mohammed), in der es heiße, wer sexuellen Verkehr mit seinen Händen habe, werde diese im Jenseits schwanger vorfinden. Sie würden gegenüber Gott ihre Rechte einfordern. Er könne dem Zuseher nur raten, den Versuchungen des Satans zu widerstehen.

Offene Fragen

Nach Angaben von „Hürriyet Daily News“ löste der fromme Muslim in den sozialen Medien der Türkei damit einen Sturm aus. Dort hieß es unter anderem, dass der Koran zum Thema Masturbation keine klare Aussage treffe. Nur eine begrenzte Zahl von Islam-Gelehrten würden die arabisch „Istimna“ genannte Selbstbefriedigung als „haram“ einstufen, die meisten würden von „makruh“ (unerwünscht) sprechen.

Zudem sei die Authentizität vieler Hadithe fragwürdig. Einige Islam-Gelehrte gehen laut „Hürriyet“ sogar soweit, Masturbation zu empfehlen, wenn man dadurch außereheliche Affären vermeiden könne. So ist etwa laut hanbalitischen Rechtsgelehrten (der Hanbalismus ist eine von vier sunnitischen Strömungen im Islam, Anm.) Selbstbefriedigung auch dann erlaubt, wenn man nicht heiraten kann.

Spott und Häme

Dass es aber jedenfalls Muslime gibt, die Selbstbefriedigung als etwas Unanständiges ansehen und Orientierung suchen, das zeigt die Frage des Zusehers an den TV-Imam sehr deutlich. Ein ähnliches Bild offenbart sich auch in zahlreichen islamischen Onlineforen, in denen sich Muslime über Fragen des Glaubens austauschen können. Dort fragen junge Männer mitunter, ob Selbstbefriedigung nun erlaubt sei oder nicht, und wie sie sich von dieser Lust befreien könnten. Nach einer Empfehlung des Propheten Mohammeds sollten jene Männer, die nicht heiraten können, fasten. Das beruhige die Erregung.

Twitter-User machten sich nach der Aussage des Predigers über schwangere Hände jedenfalls über ihn lustig: „Gibt es Hand-Gynäkologen im Paradies? Ist dort Abtreibung erlaubt?“, schrieb ein User. Ein anderer fragte Han: „Also Sie glauben, dass Schwangerschaft eine Strafe Gottes ist?“

religion.ORF.at/APA

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