D: 35. Evangelischer Kirchentag nicht ohne Kritik

Am Mittwoch startet der Evangelische Kirchentag in Stuttgart. Tausende Veranstaltungen sind geplant, die orthodoxe Kirche fühlt sich allerdings ausgeschlossen. Und Kritiker monieren die staatlichen Zuschüsse.

Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel, beide evangelisch, sind von jeher Gäste bei Kirchentagen. Der frühere Pastor Gauck wird zum Thema "Gutes Leben. Kluges Leben - Was kann die Politik für unser Zusammenleben tun?" sprechen, Pfarrerstochter Merkel zum Thema „Digital und klug? - Wie wir Wirtschaft und Gesellschaft gestalten“.

Auch der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, gehört zu den Gästen, wie auch  Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi. Er spricht über die Rolle von Staat, Unternehmen und Konsumenten bei der Gestaltung von Globalisierung.

Orthodoxe fühlen sich ausgeschlossen

Die Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland kritisierte eine mangelnde Beteiligung am evangelischen Kirchentag. Es sei nur eine Mitwirkung der Stuttgarter orthodoxen Ortsgemeinden bei zwei örtlich organisierten Veranstaltungen vorgesehen, erklärte die Bischofskonferenz am Samstag in Dortmund.

Entgegen bisheriger Tradition sei jedoch ihr Vorsitzender, Metropolit Augoustinos, nicht eingeladen, die Orthodoxie beim offiziellen ökumenischen Gottesdienst des Kirchentags zu vertreten, ebenso zu keinem der vielen Foren und Diskussionen. Erstmals seit 1972 werde er deshalb nicht an Veranstaltungen eines Kirchentages teilnehmen.

Piraten: „Versteckte Subvention“

Kritik gibt es regelmäßig auch an den staatlichen Zuschüssen für den Kirchentag. Das Budget des fünftägigen Kirchentags in Stuttgart liegt bei rund 18 Millionen Euro. Etwa 5 Millionen Euro trägt das Land, 3,2 Millionen die Stadt und 4,5 Millionen die Landeskirche Württemberg als Gastgeber. Der Rest stammt von Teilnehmerbeiträgen, Spenden und Sponsoren, die in Programmheften, Flyern oder an Bühnen werben. Kritiker bezweifeln, dass dieses Geld in die Region zurückfließt.

Der baden-württembergische Landesvorsitzende der Piratenpartei Martin Eitzenberger sagte den „Stuttgarter Nachrichten“ (Samstag), er bezweifle, dass über die sogenannte Umwegrentabilität - also Einnahmen durch die Besucher - 20 Millionen Euro in die Stadt zurückfließen. Eitzenberger: „Letztlich ist das eine versteckte Subvention der Hotellerie und der Gastronomie oder des Handels.“

„Klug werden“

Zwischen 3. und 7. Juni sind fast 2500 Veranstaltungen geplant, darunter allein 100 Gottesdienste. Die Organisatoren rechnen mit ähnlichen Besucherzahlen wie 2013 in Hamburg: 100.000 Dauerteilnehmer werden erwartet, allein zum Eröffnungsgottesdienst mit Bundespräsident Gauck wird mit mehreren Zehntausenden Besuchern gerechnet.

Die Losung „Damit wir klug werden“ stammt aus dem 90. Psalm. Komplett heißt Vers 12: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Kirchentagspräsident und Pharma-Unternehmer Andreas Barner legt das so aus: „Die Losung drückt die Begrenztheit des Lebens aus und damit einhergehend die Aufforderung, bewusst zu leben. Und dies nicht nur für uns, sondern auch gemeinsam mit anderen.“

religion.ORF.at/dpa/KAP

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