Schon bald gemeinsamer Ostertermin aller Christen?

Papst Franziskus strebt einen gemeinsamen Ostertermin aller Christen an und ist bereit, die bisherige katholische Praxis dafür aufzugeben. Das sagte er in Rom während eines Treffens mit Priestern aus aller Welt.

Zur Vereinbarung eines einheitlichen Datums habe er an den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Bartholomaios I. und den Moskauer Patriarchen Kyrill I. geschrieben, so der Papst. Er erinnerte daran, dass die katholische Kirche seit Paul VI. zu einem solchen Schritt bereit sei. Franziskus hatte bereits früher seinen Willen zu einer Vereinheitlichung des Ostertermins bekundet.

Erster Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond

Als Ostertermin legte das Konzil von Nizäa 325 den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond fest. Seit der Kalenderreform von Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 benutzen die westlichen Kirchen zur Ermittlung dieses Datums jedoch den gregorianischen Kalender, während sich die orthodoxen und orientalischen Kirchen nach dem älteren julianischen Kalender richten. Dadurch liegt das Osterdatum in manchen Jahren um bis zu 13 Tage auseinander. Zu einem gemeinsamen Ostertermin kommt es wieder 2017.

Franziskus hatte bereits früher seinen Willen zu einer Vereinheitlichung des Ostertermins bekundet. Im Mai 2014 erzählte er dazu folgenden Witz über eine Begegnung zwischen einem orthodoxen und ein katholischen Christen: „Mein Christus ist in der vergangen Woche auferstanden und deiner?“

„Ex oriente lux - ex occidente luxus“

Im Rahmen der zweistündigen Begegnung kam der Papst auch auf die Ökumene zu den Ostkirchen zu sprechen. Die Beziehung zwischen der Katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirchen sei „hervorragend“, zudem könnten die Ostkirchen der Welt einen reichen Vorrat an Spiritualität bieten. Der Papst griff dafür das Wortspiel „Ex oriente lux - ex occidente luxus“ („Aus dem Osten kommt das Licht, aus dem Westen Luxus“) auf. Es sei ein Problem des Westens, vor allem „Luxus, Hedonismus, Konsumismus - alles Dinge, die Dekadenz verursachen“, zu exportieren. Der asiatische Kontinent sei heute „einer der größten Verheißungen der Kirche“.

Den Priestern riet der Papst, in ihren Predigten die Gläubigen nicht durch langweilige oder zu lange Reden, die schon wie „Vorträge“ anmuteten, oder durch die Moralkeule zu „erschrecken“. Es gehe vielmehr darum, „die Herzen anzusprechen, vom eigenen Herz aus“, und dafür reiche es völlig, eine Idee, ein Bild und ein Gefühl anzusprechen.

Barmherzigkeit statt Moralkeule

Das Volk Gottes zu führen, könne durchaus ermüdend sein, gab der Papst zu. Der Blick auf Jesus und auch dessen Blick und Gegenwart - besonders im Gebet vor dem Tabernakel - gebe den Geistlichen jedoch die nötige Kraft und helfe, „verliebt in Gott“ zu bleiben.

Statt Zeit zu verlieren, sollten die Priester von Jesus und der Freude des Glaubens an ihn sprechen, dessen Liebe „stärker als jeder mörderischer Terrorismus“ sei. Nach Jesu Vorbild sollten Priester „lieben ohne Einschränkungen“ und Barmherzigkeit üben statt stets den Buchstaben des Gesetzes zu verfolgen, da die Kirche dann statt Mutter zur „bösen Stiefmutter“ werde. „Mir selbst tut es sehr weh, wenn etwa ein Pfarrer einen Neugeborenen nicht tauft, weil es das Kind einer ledigen Mutter oder von wiederverheirateten Eltern ist. Er hat kein Recht, so zu handeln. Die Taufe verweigert man nicht“, betonte Franziskus. Besonders gelte es Barmherzigkeit im Bußsakrament auszuüben, schärfte der Papst ein.

Zur Rolle der Laien in der Kirche betonte der Papst, die Priester sollten sie in Ruhe arbeiten lassen. Bei Reformforderungen sei es wichtig, nicht aus Bequemlichkeit in die Falle des „Klerikalismus“ tappen, in dem sich viele Geistliche schon verstrickt hätten, durch eine „Klerikalisierung der Laien“.

religion.ORF.at/KAP