Ökumene und Politik begrüßen Bischof Krautwaschl

Voves: Krautwaschl als Bischof auch wichtig für gesellschaftlichen Zusammenhalt - Schützenhöfer und Nagl betonen Wichtigkeit kirchlicher Zuwendung an Jugend - Miklas ersucht um ökumenisches Miteinander.

Am Ende seiner eigenen Wirkzeit als Landeshauptmann sei es ihm „eine tiefe Freude und Ehre“ gewesen, die Bischofsweihe von Wilhelm Krautwaschl als „besonderen konstitutiven Akt für unsere Diözese, der so bedeutsam für die Steiermark ist“, zu erleben. Das sagte der vor seiner Ablöse stehende steirische Landes-Chef Franz Voves am Sonntag bei der Bischofsweihe von Wilhelm Krautwaschl im Grazer Dom.

Neben Voves kamen auch sein designierter Nachfolger und derzeitiger Stellvertreter Hermann Schützenhöfer, der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl und als Vertreter der Ökumene der evangelische Superintendent Hermann Miklas am Ende der Weihe zu Wort.

Mystisches Erleben und Zeichenhaftigkeit

Das Bedürfnis nach „mystischem Erleben“ und „Zeichenhaftigkeit“ sehe er „als eine wesentliche Konstante des Menschseins“ auch in der heutigen Lebenswelt, so der scheidende Landeshauptmann. Dieses Bedürfnis werde auch durch die Anteilnahme vieler Tausender Mitfeiernder im und um den Dom augenscheinlich. „Ich denke, dass bei uns allen hier eine ‚Saite‘ geschwungen hat in unserem Inneren; mit Ihnen im Gleichklang“, wandte sich Voves an Bischof Krautwaschl.

Dessen Aufgabe bestehe neben Spiritualität und Glaubensvermittlung in der so wichtigen „Gestaltung des gesellschaftlichen und zivilen Zusammenlebens und des Zusammenhalts“. Als Bischof gebe Krautwaschl den mehr als 800.000 Katholiken in der Steiermark und vielen anderen darüber hinaus „Leit- und Zielvorstellung“.

Und schmunzelnd gab Voves eine mehrfach kolportierte Anekdote über den neuen Bischof zum Besten: Der damalige Kaplan in Gleisdorf habe bei der Taufe Krautwaschls den roten Teppich ausrollen und das Hauptportal der Gleisdorfer Stadtpfarrkirche öffnen lassen. „Aus diesem Burschen wird was Besonderes“ habe der Taufpriester gemeint - und er sollte Recht behalten, wie Voves sagte.

Schützenhöfer: Kirche ist „enkerltauglich“

Politik müsse „enkerltauglich“ sein: Diese von ihm häufig gebrauchte Wort lasse sich mit dem neuen Bischof auch bestens auf die katholische Kirche anwenden, sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Schützenhöfer. Krautwaschl attestierte der Politiker eine besondere Nähe und einen „Draht“ zur Jugend. Nicht umsonst habe er lange mit dem Augustinum ein Ausbildungszentrum geleitet, eine „Ort für die Jugend, an dem sie sich in spiritueller Nähe zu Gott entwickeln kann“, wie Schützenhöfer sagte.

Er sei viel in der Steiermark unterwegs und begegne überall Leuten, die „dem Neuen an der Spitze unserer Kirche“ viel Sympathie und Vertrauen entgegenbringen. „Die Steirerinnen und Steirer freuen sich auf die Impulse, die von Dir, lieber Bischof Wilhelm, in so charismatischer Art und Weise ausgehen und die Bevölkerung mitreißen.“ Er hoffe, so Schützenhöfer weiter, dass er gemeinsam mit Bischof Krautwaschl „die positive und für beide Seiten befruchtende Zusammenarbeit zwischen der Kirche und dem Land“ fortsetzen könne.

Nagl ersucht um „Augenmerk auf die Jungen“

Die Kompetenz Krautwaschls im Umgang mit der Jugend hob auch der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl hervor. Graz mit heute 305.000 Bewohnern sei einmal ein „Pensionopolis“ gewesen, heute sei die steirische Landeshauptstadt eine junge Stadt mit 42.000 Schülern sowie fast 60.000 Studierenden. Nagl: „Gerade junge Menschen brauchen Geistliche, die sie ansprechen, die ihnen Kraft für ihr Leben geben und glaubwürdig vermitteln, dass es eine frohe Botschaft gibt.“

Und der Bürgermeister appellierte an Krautwaschl: Richten sie ihr Augenmerk besonders auf die jungen Menschen in unserer Diözese, lassen Sie auch in Graz die Pfarren ihre Türen für unsere Jungen wieder weit aufmachen. Sie sehnen sich besonders nach offenen Armen, Zeit und Platz." Dem neuen Bischof versicherte Nagl Ähnliches: „Meine Türen im Rathaus stehen für sie jederzeit offen!“

Miklas: Neuer Bischof in bewegter Zeit

Als er selbst vor 16 Jahren sein Amt als evangelischer Superintendent in der Steiermark antratn, habe er „noch gedacht, es würde reichen, wenn alle gut motiviert weiter arbeiten können wie bisher", sagte Hermann Miklas, zugleich evangelischer Superintendent und Vorsitzender des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark. Doch dies reiche heute nicht mehr. Krautwaschls Amtsantritt falle in eine bewegte Zeit; Miklas nannte die neue Landesregierung, aber auch gesellschaftliche Themen von europäischer, ja globaler Dimension wie die gewaltigen Migrationsbewegungen oder K"rieg und Terror im Namen irgendeines Gottes“. Die Herausforderungen seien um vieles größer geworden, so der Superintendent. „Und mehr denn je braucht es auch das ökumenische Miteinander, den interreligiösen Dialog und überhaupt das Gespräch mit vielen gesellschaftlich relevanten Gruppen“, sagte Miklas.

Minoriten-Chef gratuliert kreativ

Eine Gratulation, die der kreativen Ausrichtung seines Hauses entspricht, richtete der Leiter des kirchlichen Kulturzentrums bei den Minoriten, Johannes Rauchenberger, schon vor dessen Weihe an den neuen Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl:

Auf der Minoriten-Website bezieht er sich auf die Leiter im bischöflichen Wappen und erinnert an eine Kunstinstallation im Jahr 2003, als Graz Kulturhauptstadt Europas war: Vom Dach des Bischofshauses ragte damals eine Holzleiter hoch in die Luft. „Möge dieses (innere) Bild der Leiter über Deinem Dach, lieber Willi, während Deiner Zeit als Bischof auf Deinem Hause sein“ und „den Himmel öffnen“, so der Segenswunsch Rauchenbergers.

Der Grazer Theologe und Kunsthistoriker bezog sich auch auf die jüngsten Turbulenzen in der steirischen Landespolitik: „Angesichts anderer Machtprozesse der letzten Wochen“ mache ihn das Fest zur Bischofsweihe am Sonntag „fast schon ein wenig stolz“, so Rauchenberger.

In der Diözese Graz-Seckau werde das Symbol der Macht in der Kirche, die Kathedra des Bischofs, in gänzlich anderer Weise neu besetzt als die Sessel der Politiker; seien dort „Taktik bis Hetze“ eingesetzt worden, so habe Krautwaschl mit seinen Zeichen, Gesten und Worten jeder Versuchung eines Personen- oder Starkultes „beeindruckend widerstanden“. Rauchenberger verwies auf die Bescheidenheit des neuen Bischofs, verdeutlicht etwa in den betont schlicht gehaltenen Insignien wie Hirtenstab und Brustkreuz sowie durch die Einbeziehung eines Rollstuhls in die Weihezeremonie.

Und bezüglich dringender Reformprozesse habe Krautwaschl dem Minoriten-Chef einmal gesagt: „Am dringendsten braucht die Hilfe nach einem Unfall der, das lernt man im Erste-Hilfe-Kurs, der nicht am lautesten schreit.“

religion.ORF.at/KAP

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