NGOs, Politik und Kirche: Viel Lob für „Laudato si“

Nach der Veröffentlichung der Öko-Enzyklika „Laudato si“ wird der Papst nicht nur von Kirchenvertretern gelobt. Zuspruch kam auch von NGOs, die im Umweltschutz engagiert sind, sowie von Politikern.

Die deutlichen Papstworte gegen fossile Energieträger könnten zu einem „wirklich wichtigen Schritt in Richtung Erneuerbare Energien und Grüne Energiewende“ werden, indem sie Menschen dazu bringe, „konservative und rückwärtsgewandte umweltpolitische Überlegungen“ zu hinterfragen und neu zu bewerten, sagte etwa die Klubobfrau der Grünen, Eva Glawischnig.

Die Enzyklika habe einen „hohen symbolischen Wert“, sie sei ein „wichtiges und positives Zeichen für die Umwelt und den Klimaschutz“. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüße die Öko-Enzyklika von Papst Franziskus, heißt es in einer Aussendung der Vereinten Nationen. Ban rief alle Regierungen der Welt auf, das Wohl der Erde über nationale Interessen zu stellen und beim Klimagipfel in Paris in diesem Jahr ein ehrgeiziges Abkommen zu verabschieden.

„Weckruf an die Politik“

Als „bedeutendes Signal für den Klimaschutz“ würdigte auch die Umweltorganisation Global 2000 die Enzyklika. Klima- und Umweltschutz sollte nach der Erklärung des Papstes nun „noch stärker in der Politik gehört und berücksichtigt werden“, erklärte Geschäftsführerin Leonore Gewessler auch mit Blick auf die österreichische Politik und deren bislang unerfüllten Versprechungen einer Verdoppelung der Beiträge für den Green Climate Fund: „Mit schönen Worten retten wir das Klima nicht, es braucht jetzt Taten.“

Dankbar äußerte sich der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) gegenüber den „klaren“ Papstworten: Die Enzyklika sei ein Weckruf an die Politik, verstärkte Klimaschutz-Maßnahmen umzusetzen - auch im Verkehr, wo es besonders viel Potenzial für eine drastische Verringerung der klimaschädlichen CO2-Emissionen gebe.

Gegen Skeptiker durchgesetzt

Klimawandel, Umweltverschmutzung und weltweite Armut hängen nach den Worten des deutschen Wissenschafters Hans Joachim Schellnhuber eng zusammen und müssen gleichzeitig bekämpft werden. Dies mache die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus eindrucksvoll deutlich, sagte der Klimaforscher laut Kathpress bei der offiziellen Vorstellung des Lehrschreibens am Donnerstag im Vatikan.

Der Physiker erwartet von der Enzyklika „Laudato si“ einen „enormen Rückenwind“ für eine weltweite Bewegung gegen den Klimawandel. Auch die Religionen sollen in das mühsame Ringen um Klimaschutz und Entwicklung eingebunden werden. „Es war ein hartes Stück Arbeit, die Erkenntnisse der Wissenschaft so aufzubereiten, dass im Vatikan das Klimaproblem jetzt so sehr viel besser verstanden wird“, räumte er im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Freitag-Ausgabe) ein.

Denn einige Kräfte im Vatikan hätten versucht, die „alte klima-skeptische Haltung zu bewahren und in die Enzyklika einzubauen“. Doch der Papst habe eindeutig „den wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel anerkannt“.

WWF: „Moralische Ergänzung zur Klimadebatte“

Auch der WWF lobte Papst Franziskus in einer Aussendung für die Enzyklika, die nach Ansicht der Umweltschützer an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt. „Die Botschaft von Papst Franziskus ergänzt die Klimadebatte moralisch. Der Klimawandel ist nicht mehr nur eine wissenschaftliches sondern zunehmend auch eine moralisches und ethisches Problem", so WWF-Geschäftsführerin Andrea Johanides.

Er wirke sich auf das Leben, die Lebensgrundlagen und Rechte von allen aus - vor allem auf die Armen, Ausgegrenzten und verletzbarsten Gesellschaften. Der Papst habe sich, so Johanides, mit der Enzyklika entschieden gegen Leugner und Skeptiker entgegengestellt und sich der etablierten Wissenschaftsmeinung angeschlossen, „nach der der Klimawandel größtenteils menschengemacht“ ist.

Politikerin: „Ansporn für alle“

Auch von politischer Seite in Deutschland erhielt der Papst Anerkennung für sein provokantes Lehrschreiben: Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) würdigte die neue Enzyklika als Ansporn für alle, die sich für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen. „Die klare Sprache dieser Enzyklika und die Tiefe der Gedanken bieten Anstöße, die weit über die katholische Welt hinaus Wirkung entfalten werden“, so Hendricks am Donnerstag. Sie hoffe, seine Argumente überzeugten insbesondere die „konservativen Kreise, die die enorme Brisanz des Klimawandels kleinreden wollen“.

Beifall aus Kirchenkreisen

Innerhalb der katholischen Kirche meldeten sich viele Vertreter zu Wort, die das Lehrschreiben des Papstes lobten. Als „epochales Dokument“ und als „Gabe und Aufgabe zugleich“ bezeichneten Österreichs Bischöfe die neue Öko-Enzyklika. Das Lehrschreiben biete einen fundamentalen Blick auf die Ursachen der „noch nie in der Menschheitsgeschichte da gewesenen Bedrohungen für das Leben und Überleben auf Erde“, heißt es in der Erklärung der Bischofskonferenz.

Mit „Laudato si“ sei dem Papst ein „Meilenstein“ gelungen, so Kardinal Christoph Schönborn am Donnerstag. Er wolle die Enzyklika in ihrer Tragweite schon jetzt mit der großen Sozialenzyklika „Rerum Novarum“ (1891) von Papst Leo XIII. vergleichen, mit der der Papst damals die Tür für die katholische Soziallehre geöffnet habe.

Bischof Schwarz: „Gesamtkunstwerk“

Ein „Gesamtkunstwerk“ zum Thema Zukunft des gesamten Globus und einen Impuls in Richtung einer „ganzheitlichen Ökologie“ nannte der in der Bischofskonferenz für Umweltfragen zuständige Kärntner Bischof Alois Schwarz die Enzyklika. Die Präsidentin der Katholischen Aktion (KAÖ), Gerda Schaffelhofer, sagte, der Papst habe mit seiner Umweltenzyklika „nicht nur uns Katholiken, sondern der ganzen Menschheit etwas vorgelegt, an dem wir nicht mehr vorbeikommen“.

„Stachel im Fleisch der Mächtigen“

Als „Stachel im Fleisch der Mächtigen und Verantwortlichen - in Österreich, in der EU und weltweit“ hat die Katholische Sozialakademie Österreichs (ksoe) die Enzyklika „Laudato si“ bezeichnet. Das Papstschreiben sei aber auch „ein Mutmacher für uns alle, dass ein gutes Leben für alle Menschen möglich ist“, heißt es in der ksoe-Aussendung. „Das Dokument ist von Zuversicht getragen“, so die ksoe.

Auch die Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO) lobt das Schreiben in einer Stellungnahme, weil es die Armen in den Mittelpunkt rücke, sowie für dessen „basisbezogenen Ansatz“, der den Weg für einen „Dialog mit allen Menschen guten Willens auch weit über die katholische Kirche hinaus“ eröffne. Es motiviere zur gemeinsamen Suche nach Lösungen für die aktuelle ökologische Krise und den Kampf gegen Ungleichheit.

Franziskaner würdigen Papst

Auch die Franziskaner der weltberühmten Franziskus-Basilika in Assisi begrüßten die Enzyklika des Papstes mit dem starken Bezug auf den Heiligen Franz, nach dem sich der Papst benannt hat. "Die Persönlichkeit von Franz von Assisi ist der Schlüssel der gesamten Enzyklika. Der Papst hat ihn zwölf Mal zitiert.

Franz von Assisi bildet eine Brücke des Dialogs zwischen Gläubigen, Nicht-Gläubigen und Menschen anderer Regionen. Der Papst ruft die Verantwortlichen der Nationen auf, Verantwortung für die ganze Menschheit zu übernehmen", sagte Pater Enzo Fortunato, Pressesprecher der Franziskus-Basilika. Der gesamte Franziskaner-Orden sei für den Einsatz des Papstes dankbar, sagte er.

religion.ORF.at/KAP/APA/dpa

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